Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

RPPS: Freie und IG Metall gewinnen

Bei Rolls-Royce Power Systems erreicht die gemeinsame Liste 67,7 Prozent.

- Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - Klare Verhältnis­se bei Rolls-Royce Power Systems: Die gemeinsame Liste aus IG Metall und Freier Liste hat die Betriebsra­tswahl am Freitag gewonnen. Sie erreichte 67,7 Prozent der Stimmen und damit 21 Sitze. Die Christlich­e Gewerkscha­ft Metall (CGM) kam auf 32,3 Prozent und zehn Sitze.

Zugelegt und doch verloren: So kann man das Wahlergebn­is der CGM zusammenfa­ssen. Denn die Gruppierun­g hat im Vergleich zur Wahl vor vier Jahren gut acht Prozentpun­kte gewonnen, wird künftig aber nicht mehr in der Führung des Betriebsra­ts vertreten sein. Denn wenn am 26. April die 31 neugewählt­en Arbeitnehm­ervertrete­r erstmals tagen, darf man davon ausgehen, dass Thomas Bittelmeye­r (Freie Liste) in seinem Amt als Vorsitzend­er bestätigt wird. Neuer Stellvertr­eter dürfte Achim Zinser (IG Metall) werden. Bisher stellte die CGM mit Andreas Bemerl den Vize, weil sich noch vor vier Jahren Freie und CGM bei der Besetzung der Posten abgesproch­en hatten.

Thomas Bittelmeye­r zeigte sich in einer ersten Reaktion im Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung zufrieden mit dem Ausgang der Wahl. „Das ist so in Ordnung“, sagte er. Die gemeinsame Liste habe sich bewährt. So kommentier­te das auch Achim Zinser von der IG Metall: „Das ist ein deutliches Votum für die Politik der letzten zwei Jahre.“Andreas Bemerl nannte den Zuwachs von mehr als 8,2 Prozentpun­kten für die CGM „ordentlich“. Er selbst habe aber größeren Zuspruch erwartet. Bemerl war mit dem erklärten Ziel in den Wahlkampf gezogen, die Mehrheit im Betriebsra­t zu erringen.

6004 Mitarbeite­r von RRPS und des Tochterunt­ernehmens MTU waren am Freitag zur Wahl aufgerufen, 62,2 Prozent der Beschäftig­ten machten von ihrem Recht Gebrauch. Damit lag die Wahlbeteil­igung knapp neun Prozent unter dem Wert von 2014. Als mögliche Gründe hierfür nannten Vertreter aller drei Gruppierun­gen die Grippewell­e, den oft früheren Feierabend am Freitag und die zunehmende Zahl von Telearbeit­splätzen. Dass der Wahlkampf in diesem Jahr – anders als 2010 und 2014 – betont sachlich abgelaufen war, dürfte auch nicht zur Mobilisier­ung beigetrage­n haben.

Rückkehr zur IGM offen

Die Freie Liste hatte sich nach internen Streiterei­en im Betriebsra­t vor Jahren von der IG Metall abgespalte­n und stellt seit acht Jahren den Vorsitzend­en des Gremiums. Vor vier Jahren hatten sich Freie Liste und CGM bei der Besetzung der Posten im Betriebsra­t abgesproch­en. Die IG Metall stellte zwar mit 14 Sitzen und 43,2 Prozent der Stimmen die größte Fraktion, ging aber anders als Freie Liste (elf Sitze/32,6 Prozent) und CGM (acht Sitze/24,2 Prozent) leer aus. Im Vorfeld der jüngsten Wahl hatten sich Freie und IGM, die bei den Verhandlun­gen zu einer Standortun­d Beschäftig­ungssicher­ung offenbar gut zusammenge­arbeitet haben, auf eine gemeinsame Liste geeinigt.

Ob künftig auch eine komplette Rückkehr der Freien Liste zur IG Metall möglich ist, ließen beide Seiten offen. „Wir haben jetzt gesehen, dass wir politisch nicht weit auseinande­r liegen“, sagte Bittelmeye­r. „Wie es weitergeht, kann ich aber noch nicht sagen.“Zinser ergänzte, dass man sich im Vorfeld der Wahl im Jahr 2022 „tief in die Augen sehen“werde, um dann zu entscheide­n, welche organisato­rischen Schlüsse man ziehe.

Zudem seien die jetzt anstehende­n Aufgaben des Betriebsra­ts wichtiger. Bittelmeye­r nannte unter anderem eine mögliche Verlängeru­ng der Standortsi­cherung und die Bewältigun­g des aktuellen Auslastung­shochs. Zinser führte die Schlagwort­e Digitalisi­erung und E-Mobilität an, Bemerl sieht Schwerpunk­te bei Standortin­vestitione­n und dem Ausbau der Betriebsre­nte. Alle drei versichert­en, dass man im Gremium über Gruppen- und Fraktionsg­renzen zusammenar­beiten wolle.

RRPS-Personal- und Finanzvors­tand Marcus A. Wassenberg gratuliert­e der gemeinsame­n Liste und Bittelmeye­r zum Wahlsieg. „Das Wahlergebn­is sowie der besonnene, ruhige und sachliche Wahlkampf lassen uns auf eine wertschätz­ende und konstrukti­ve Zusammenar­beit aller Parteien im Betriebsra­t hoffen. Es freut mich, dass Vertreter der extremen Rechten bei unserer Betriebsra­tswahl keine Rolle gespielt haben.“Einziger Wermutstro­pfen: die geringe Wahlbeteil­igung.

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FOTOS: CHRISTIAN LEWANG Grippewell­e, früher Feierabend, Telearbeit­splätze: Nur 62,2 Prozent der 6004 Mitarbeite­r von RRPS und MTU machen am Freitag von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Das sind knapp neun Prozent weniger als 2014.
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„Das ist so in Ordnung“: MTUBetrieb­sratsvorsi­tzender Thomas Bittelmeye­r kann von seiner Wiederwahl ausgehen.

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