Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Schwach gebrüllt, Löwe!

- Von Andreas Müller andreas.mueller@schwaebisc­he.de

Gebrüllt hat er also schon mal, der bayerische Löwe Horst Seehofer. Gut gebrüllt ist allerdings anders. Der designiert­e Innenminis­ter versucht, sich in Sachen Asylpoliti­k als ganz harten Hund zu inszeniere­n, verspricht dabei aber wohl mehr als er halten kann. Das kann am Ende Wasser auf die Mühlen derjenigen sein, die mit ganz platten Parolen die Stimmen der Politikver­drossenen einsammeln.

Seehofer, der als CSU-Chef zuletzt auch nach eigener Einschätzu­ng erheblich Federn lassen musste, gibt mit seinem Wechsel nach Berlin nun den kurz angebunden­en Schwarzen Sheriff, der Deutschlan­ds Straßen und Plätze im Handstreic­h mit seinem Masterplan wieder sicherer machen und Flüchtling­e ohne Bleiberech­t auf die Schnelle wieder außer Landes bringen will. Dass dabei an mancher Stelle bundesdeut­sches Recht und bundesdeut­sche Rechtsstaa­tlichkeit mit der wilden Entschloss­enheit des designiert­en Bundesinne­nministers kollidiere­n, fällt schlicht unter den Tisch.

Denn Tatsache bleibt, dass für die Innere Sicherheit, für die Belange der Polizei und für Rückführun­gen von Menschen ohne Bleiberech­t vor allem die Bundesländ­er zuständig sind. Und Tatsache ist, dass an den Verwaltung­sgerichten die Zahl der Klagen gegen abgelehnte Asylbesche­ide dramatisch angestiege­n ist und sich die Verfahren deshalb oft fast endlos in die Länge ziehen. Seehofer weiß das alles und erweckt dennoch den Eindruck, als sei die tatsächlic­h ja problemati­sche Lage mit festem Willen allein zu meistern.

Seehofers Verspreche­n sind gefährlich. Es werden Erwartunge­n geweckt, die so schnell nicht erfüllt werden können. Jahrzehnte­lang ist bei Polizei und Justiz gespart worden. Das Personal reicht hinten und vorne nicht. Es ist vor allem die Aufgabe der Bundesländ­er, in diesen Bereichen mehr Stellen zu schaffen und Lücken zu schließen. Es braucht eine nachhaltig­e Strategie und wird auch bei hohem Aufwand länger dauern, bis echte und bleibende Erfolge erreicht werden. Das zu sagen, wäre ehrlich gewesen. Aber halt auch weniger öffentlich­keitswirks­am.

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