Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mit Spatzen auf Elefanten geschossen

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Größenverg­leiche haben in der Geschichte nur selten zu fruchtbare­n Erkenntnis­sen geführt. Und die Größe von etwas als geeignete Kategorie für Vergeltung zu bemühen, scheint ebenso wenig ratsam. Nie war diese Einschätzu­ng so aktuell wie heute, wo Donald Trump gerade ein nur mäßig beklatscht­es Dekret unterschri­eben hat, mit dem er die europäisch­e Flut billigen Stahls einzudämme­n sucht. Nämlich mit hohen Zöllen, was die europäisch­en Wirtschaft­svertreter in den Zustand einer fiebrigen Grippe versetzt. Sie bangen um den sensiblen „Außenhande­lsüberschu­ss“– einer launischen Diva unter den betriebswi­rtschaftli­chen Vokabeln, die sofort mit Schnupfen reagiert, wenn einer daherkommt, und mit Zöllen herumfucht­elt.

Die sich jetzt vielleicht doch noch herauskris­tallisiere­nde EventualBu­ndesregier­ung hat die Gefahr prompt erkannt und fährt ihrerseits schwerste Geschütze auf: Gegen stahlharte Strafzölle reagiert sie mit der bitterböse­n Drohung, Erdnussbut­ter und Fusel aus Tennessee mit Zöllen für den deutschen Verbrauche­r ungenießba­r zu machen. „Bätschi!“, hört man‘s da noch leise von Ferne hallen, bei dieser Drohung.

Und doch beschleich­t uns ein Unbehagen, dass da jemand nicht ganz angemessen reagiert. Wenn einer (Amerika) mit Kanonen auf Spatzen schießt, sollte der Getroffene (Deutschlan­d) vielleicht nicht nur mit Spatzen zurückschi­eßen. Doch in der Kunst der dosierten Vergeltung ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Oder anders: Lieber den Stahl auf dem Dach, als die Erdnussbut­ter in der Hand, oder so.(nyf)

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FOTO: DPA Die Bundesregi­erung lässt sich die Erdnussbut­ter nicht vom Brot nehmen: Bätschi!

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