Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Aufsteiger
Helge Braun hat schon elf Jahre Bundestag und vier Jahre im Kanzleramt hinter sich. In der Öffentlichkeit ist der 45-Jährige jedoch kaum bekannt. Der Mann, den Angela Merkel zum Chef des Kanzleramts macht, war vier Jahre lang als Staatsminister bei der Kanzlerin auch für die Bund-Länder-Beziehungen zuständig.
Als „ChefBK“leitet Braun eine Machtzentrale mit rund 600 Mitarbeitern und einem Jahresetat von 2,9 Milliarden Euro. „Er ist nicht der TalkshowTyp – für die Managementaufgabe als Kanzleramtschef genau der Richtige“, heißt es in der CDU. Manche sehen ihn als „Reinkarnation des Kanzleramtsministers“vom Typ Friedrich Bohl, der von 1991 bis 1998 als Bundesminister für besondere Aufgaben Chef des Kanzleramts von Helmut Kohl war.
2002 kam Braun erstmals in den Bundestag, das Direktmandat holte damals allerdings der SPD-Mann Rüdiger Veit. Bei der vorgezogenen Neuwahl 2005 kam Braun nicht ins Parlament. 2009 konnte er Veit das Direktmandat abjagen, ebenso 2013. Auch 2017 gewann Braun mit den meisten Erststimmen. Von 2009 bis 2013 war Braun an der Seite von Ministerin Annette Schavan Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbildungsministerium. Als Staatsminister seit 2013 und Flüchtlings-Krisenmanager ab Herbst 2015 agierte er abseits der Kameras. Der frühere Job als Anästhesist hilft noch heute. „Egal was: Die Leute, die sehr schnell nervös werden – das gilt bei einer politische Herausforderung wie bei einer Situation im OP – das führt zu schlechteren Entscheidungen“, sagt Braun. In Gießen wurde er geboren, machte Abitur und studierte Humanmedizin. Am Uni-Klinikum arbeitete er als Anästhesist und Notfallmediziner. Mit 17 Jahren trat er in die Junge Union ein. In seiner Freizeit ackert er mit seiner Frau Katja gern im Garten. (dpa)