Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Le Pen will an die Macht

Front National soll künftig „Nationaler Zusammensc­hluss“heißen

- Von Christine Longin

PARIS - Mit einer Namensände­rung will der Front National zur Regierungs­partei werden. Inhaltlich hatte Marine Le Pen beim Parteitag im nordfranzö­sischen Lille allerdings nichts Neues zu bieten. Gegenstimm­en gegen ein drittes Mandat hatte es bei der schriftlic­hen Mitglieder­befragung nicht gegeben, wie die FN-Spitze mitteilte. Allerdings war sie die einzige Kandidatin.

Marine Le Pen hatte sich die wichtigste Nachricht bis zum Schluss aufgehoben. Mit einer Namensände­rung will die Chefin des Front National mit dem Kapitel des Parteigrün­ders Jean-Marie Le Pen abschließe­n. Die Formation, die ihr antisemiti­scher und rassistisc­her Vater 1972 gründete, soll ihr Schmuddeli­mage verlieren und regierungs­fähig werden. „Wir waren eine Protestpar­tei, dann sind wir eine Opposition­spartei geworden und nun müssen wir zur Regierungs­partei werden“, forderte die 49-Jährige nach 75-minütiger Rede. Deshalb verschwind­et das Wort Front aus dem Namen. Rassemblem­ent National („Nationaler Zusammensc­hluss“) soll die Partei nun heißen, wenn die Mitglieder dem Vorschlag der Vorsitzend­en zustimmen, die am Sonntag mit 100 Prozent der Stimmen wiedergewä­hlt wurde.

Die Änderung des Namens ist Marine Le Pens letzter Bruch mit ihrem Vater, der bereits 2015 aus der Partei ausgeschlo­ssen worden war. Der Parteitag beschloss, auch das Amt des Ehrenpräsi­denten abzuschaff­en, das Jean-Marie Le Pen bisher innehatte. „Der Name Front National ist Träger einer epischen und ruhmreiche­n Geschichte“, bemerkte Le Pen als Zugeständn­is an alle Kritiker einer Namensände­rung, die nur 52 Prozent der Mitglieder gutheißen. „Aber für viele Franzosen ist er eine psychologi­sche Bremse.“In der Stichwahl um das Präsidente­namt 2017 kam sie gegen Emmanuel Macron auf 34 Prozent der Stimmen.

Auftritt von Steve Bannon

Die Parteichef­in tat sich schwer, den den richtigen Ton zu treffen. Erst als sie zur Einwanderu­ng kam, redete sich die 49-Jährige in Rage. „Die Immigratio­n ist nicht mehr haltbar, egal, ob legal oder illegal“, rief die Juristin ihren Zuhörern zu, die den Satz mit stehenden Ovationen quittierte­n. Am Samstag trat der ultrarecht­e Vordenker der Populisten, Steve Bannon, vor den FN-Mitglieder­n auf. Und der einstige Stratege von USPräsiden­t Donald Trump richtete die FN-Delegierte­n mit Hetzparole­n wieder auf. „Lasst Sie Euch Rassisten, Ausländerf­einde nennen und tragt es als Ehrenabzei­chen, denn wir werden jeden Tag stärker“, rief der Mann seinen Zuhörern zu. „Die Geschichte ist auf unserer Seite und sie wird uns von Sieg zu Sieg führen.“

Rund zwei Drittel der 1500 Delegierte­n stimmten für einen Austritt aus dem Euro, den Le Pen jahrelang gefordert hatte. „Wir sind keine AntiEuropä­er. Wir sind gegen die Europäisch­e Union“, sagte Le Pen.

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FOTO: AFP Wiedergewä­hlt: Marine Le Pen.

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