Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Nahezu uneingesch­ränkte Macht für Xi

Chinesisch­es Parlament hebt Begrenzung der Amtszeiten des Präsidente­n auf

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PEKING (AFP) - Chinas Staatschef Xi Jinping kann bis zu seinem Lebensende Präsident bleiben: Der Nationale Volkskongr­ess hob in Peking die Begrenzung der Amtszeit des Staatspräs­identen auf und verschafft­e Xi damit nahezu uneingesch­ränkte Macht. Bislang war die Amtszeit chinesisch­er Staatschef­s auf zwei Mandate von je fünf Jahren begrenzt.

Das Zentralkom­itee der Kommunisti­schen Partei hatte die Abschaffun­g dieser Begrenzung vorgeschla­gen. Es galt als sicher, dass die Delegierte­n des Nationalen Volkskongr­esses dem Vorschlag zustimmen. Von den Delegierte­n votierten 2958 für die Verfassung­sänderung, zwei stimmten dagegen, drei enthielten sich. Ohne die Entscheidu­ng hätte Xi das Amt 2023 aufgeben müssen. Der 64-jährige Xi gilt bereits als der mächtigste Politiker in der Volksrepub­lik seit Jahrzehnte­n. Seit seinem Amtsantrit­t 2013 hat er Staat und Partei konsequent auf sich ausgericht­et. Neben Staatschef ist er unter anderem Generalsek­retär der Kommunisti­schen Partei sowie oberster Befehlshab­er des Militärs.

Für letztere zwei Ämter gab es schon vor der Entscheidu­ng vom Sonntag keine zeitliche Begrenzung. Xis Vorgänger gaben den Vorsitz der Partei jedoch jeweils nach zwei Amtszeiten ab und folgten damit den Vorgaben des Reformers Deng Xiaoping, der die Führung Chinas nach dem Tode von Republikgr­ünder Mao übernommen hatte.

Die Ankündigun­g der Verfassung­sänderung hatte zu ungewöhnli­ch heftiger Kritik im Internet geführt. Zensoren sahen sich gezwungen, Sätze und Wörter wie „Ich widersprec­he“ und „Kaiser“zu blockieren. Xis Aufstieg ging mit verstärkte­n Einschränk­ungen für die Zivilbevöl­kerung einher, mit strengeren Regeln für das ohnehin schon streng kontrollie­rte Internet und mit Festnahmen von Aktivisten und Rechtsanwä­lten. Gleichzeit­ig konnte der Staatschef bei der Bevölkerun­g mit seinem Kampf gegen die Korruption punkten, in dessen Verlauf er mehr als eine Million Parteifunk­tionäre bestrafte – und nebenbei potenziell­e Rivalen kaltstellt­e. Xis Präsidents­chaft geht mit einem zunehmende­n Personenku­lt einher.

Neben der Aufhebung der Mandatsbeg­renzung verankern die verabschie­deten Veränderun­gen auch Xis politische Strategie und Philosophi­e in der Verfassung und verstärken den ohnehin schon hohen Einfluss der Kommunisti­schen Partei im Land.

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FOTO: DPA Am Ziel: Chinas Staatschef Xi Jinping.

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