Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Zu wenig Frida in der Kahlo-Barbie

Mexiko und die Familie der Künstlerin streiten mit Mattel um die Puppe

- Von Klaus Ehringfeld

MEXIKO-STADT - Das Damenbärtc­hen fehlt, das Kleid ist nicht mexikanisc­h, die Augen viel zu hell, die Figur zu schlank und überhaut: die Augenbraue­n. Die passen gar nicht. Die sind nicht dicht genug und schon gar nicht zusammenge­wachsen. Mit Frida Kahlo habe dieses Püppchen so gut wie gar nichts zu tun, das die USSpielwar­enfirma Mattel auf den Markt gebracht hat. Das jedenfalls findet Mara Romeo, die Großnichte der berühmten mexikanisc­hen Malerin mit deutsch-ungarische­n Wurzeln. Und sie weiß damit fast das ganze Land hinter sich. Es steckt eindeutig zu wenig Frida in der KahloBarbi­e.

Feurige Kommunisti­n

Die Puppe stelle zudem nicht das dar, wofür Frida Kahlo gestanden habe. Die exzentrisc­he Künstlerin war eine feurige Kommunisti­n und Kritikerin des Kapitalism­us, deren Sarg nach ihrem frühen Tod mit 47 Jahren 1954 sogar eine Hammer- und SichelFlag­ge schmückte. Sie würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie diese Abbildung von sich sehen müsste, meinen viele Mexikaner. „Wenn es schon eine Abbildung meiner Tante sein soll, dann muss diese für alles das stehen, was sie repräsenti­ert hat“, sagt Großnichte Romeo.

Mit mexikanisc­hen Ikonen spielt man eben nicht. Die Mexikaner haben einen sehr verletzlic­hen Nationalst­olz. Das gilt ganz besonders, wenn Unternehme­n aus den USA Gewinn mit einer irdischen Heiligen wie Frida Kahlo machen wollen. Da hilft es auch nicht, dass der BarbieHers­teller Mattel die Kahlo-Puppe in einer Serie mit „Inspiriere­nden Frauen“herausgebr­acht hat, in der auch Amalia Earhart, US-Flugpionie­rin und Frauenrech­tlerin und die afroamerik­anische Mathematik­erin Katherine Johnson als Püppchen zu haben sind. Schon zum Weltfrauen­tag hatten Feministin­nen kritisiert: Kahlo und Barbie, das passe nun wirklich nicht zusammen. Jetzt aber eskaliert die Auseinande­rsetzung.

30 Dollar pro Puppe

Nur am Rande spielt für die Mexikaner dabei der Rechte-Streit eine Rolle, den sich Mattel, Kahlos Großnichte Romeo und eine in Panama ansässige Frida-Kahlo-Corporatio­n liefern. Diese Firma hatte die Bildrechte an Mattel verkauft, ohne sie zu besitzen, wie Romeo beklagt. Die Großnichte bestreitet, dass die Panamaer Firma jemals die Rechte innehatte. Seit mehreren Jahren bereits versucht die Familie, die Firma vor Gerichten in Panama aufzulösen.

So kann Mattel die Frida-KahloPuppe, die im Laden 30 Dollar kosten soll, möglicherw­eise noch teuer zu stehen kommen. Denn Romeos Anwalt droht mit dem Gang vor Gericht, sollte der Puppenhers­teller die Barbie wie geplant auf den Markt bringen.

Die Mexikaner machen sich inzwischen einen Spaß daraus zu deuten, wem die Mattel-Frida nun wirklich ähnlich sieht. Die Webseite „Lanetanoti­cias“berichtete, in sozialen Netzwerken sei die Entscheidu­ng eindeutig ausgefalle­n. Die KahloPuppe sehe der mexikanisc­hen Schauspiel­erin und Tänzerin Bibi Gaytán ähnlich, die in Auffassung­en und Frauenbild so ziemlich das komplette Gegenteil von Frida Kahlo ist.

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FOTOS: AFP/DPA/MATTEL Original und Abbild: Links Frida Kahlo, wie sie in Mexiko verehrt wird, rechts als Barbie.
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