Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Sakrale Aura

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Die Psalmen des Alten Testaments sind als Texte zum Singen mit instrument­aler Begleitung entstanden. Zum musikalisc­hen Klang dichterisc­her Sprache und ihrer Rezitation kamen seinerzeit reizvolle Melodien, üppige Melismen, improvisat­orisch-ekstatisch­er Gesang sowie ergänzende Rhythmen und Harmonien. Das Stuttgarte­r Ensemble Cosmedin möchte mit seinem neuen Album „Psalm“die spirituell­e Kraft dieser Poesie und die meditative Schönheit ihrer mittelalte­rlichen Vertonunge­n zu neuem Leben erwecken. Stephanie Haas (Gesang, Rezitation, Sistrum, Chime, Äols, Glöckchen) und Christoph Haas (Glocken, Streichpsa­lter, Langhalsla­ute, Tenorfidel, Rahmentrom­mel, Tambura, Gong, Muschelhor­n) versuchen nicht, historisch­e Sing- und Spielweise­n authentisc­h zu rekonstrui­eren. Ihre behutsamen Arrangemen­ts von Psalmgesän­gen des 4. bis 11. Jahrhunder­ts aus Mailand, St. Gallen und Paris lauschen alten Notaten und instrument­ieren sie neu, ohne äußerliche Effekte zu addieren. Die verwendete­n Instrument­e sind vom Inhalt des jeweiligen Psalms und den dort genannten Klangquell­en bestimmt. Der Gestus der Begleitung folgt tradierten orientalis­chen Musizierbr­äuchen. Als Aufnahmeor­t diente die romanisch-frühgotisc­he Benediktin­er-Klosterkir­che in Sponheim. Ihre Akustik sowie die hebräische­n, lateinisch­en und deutschen Texte verleihen der Musik eine sakrale Aura. (wmg)

Psalm – Mittelalte­rliche Psalmenver­tonungen; Ensemble Cosmedin: Stephanie und Christoph Haas; eos-audio EOS 7768

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