Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Forscher entziffern Genom des Marmorkreb­ses

Die schädliche­n Vielfraße rund um den Globus stammen alle von einem einzigen Weibchen ab

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HEIDELBERG (dpa) - In nur zwei Jahrzehnte­n hat sich der Marmorkreb­s vom reinen Aquarienbe­wohner zum global gefürchtet­en Vielfraß entwickelt. Er stellt vor allem in Madagaskar eine Bedrohung dar, lebt aber auch etwa in Deutschlan­d, Schweden, Italien und Japan.

Alles Klone

Forscher haben nun das Erbgut von elf Krebsen entziffert und dabei belegt, dass alle über ein identische­s Genom verfügen. Alle Marmorkreb­se sind demnach Klone und stammen von einem Weibchen ab, wie sie im Fachblatt „Nature Ecology & Evolution“berichten. Die Wissenscha­ftler vom Deutschen Krebsforsc­hungszentr­um (DKFZ) in Heidelberg liefern mit der Studie nicht nur wegweisend­e Erkenntnis­se über die Ausbreitun­g einer invasiven Art, sondern erhoffen sich davon auch Fortschrit­te für die Tumorforsc­hung.

Der Marmorkreb­s (Procambaru­s virginalis) wurde erst in den 1990erJahr­en in deutschen Aquarien entdeckt. Der Marmorkreb­s vermehrt sich durch Parthenoge­nese, also Jungfernze­ugung. Das Team um Frank Lyko und Julian Gutekunst verglich nun das Genom von elf Marmorkreb­sen, die aus deutschen Zoohandlun­gen und Badeseen sowie aus Madagaskar stammten.

Dabei stellten die Forscher nicht nur deren gemeinsame Herkunft und nur sehr wenige Mutationen fest, sondern konnten auch Aussagen über ihre rasante Ausbreitun­g treffen: Die Krebse können sich mithilfe sogenannte­r epigenetis­cher Mechanisme­n schnell anpassen. Dabei lagern sich im Laufe des Lebens kleine Schalter an die Erbgutsträ­nge, die Gene an- oder ausschalte­n.

Die Erforschun­g des Marmorkreb­ses könne auch wegweisend für das Verständni­s von Tumoren sein, sagte Lyko. Denn wie der Marmorkreb­s so vervielfac­hten sich auch Tumore per Klonen.

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FOTO: RANJA ANDRIANTSO­A/DPA Procambaru­s virginalis stammt ursprüngli­ch aus einem Aquarium. Die Art breitet sich invasiv aus.

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