Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Frauen müssen in keine Schablonen passen

Viele Beteiligte und gute Stimmung beim interkultu­rellen Frauenfest im Karl-Maybach-Gymnasium

- Von Brigitte Geiselhart

FRIEDRICHS­HAFEN - „Frauen sind schön. Frauen sind wertvoll – auch ohne Retusche und ohne Make-up. Und Frauen müssen in keine Schablone passen“, sagt Fotografin Lena Reiner. Ihre bemerkensw­erte Ausstellun­g mit dem Titel „Mensch. Frau!“war Teil des interkultu­rellen Frauenfest­es, das am Samstag rund um die Aula des Karl-MaybachGym­nasiums gefeiert wurde.

Ein Fest mit vielen Facetten und Schwerpunk­ten der einzelnen Veranstalt­er, zu dem Frauen ganz unterschie­dlicher Nationalit­äten und sozialer Herkünfte kamen – unter ihnen auch zahlreiche Frauen mit Flüchtling­s- oder anderem Migrations­hintergrun­d. Insgesamt waren 17 Vereine und Institutio­nen in die Organisati­on mit eingebunde­n.

„Die meisten Frauen nehmen sich negativer wahr, als es die Außenwelt tut“, so die Erfahrung von Lena Reiner. Warum fühlen sich manche Frauen nicht fotogen? Die Ausstellun­g der Fotografin beweist das Gegenteil. Wozu aber braucht es in so emanzipier­ten Zeiten überhaupt einen internatio­nalen Frauentag und ein interkultu­relles Frauenfest in Friedrichs­hafen? „Diese Tage sind wichtig – obwohl es eigentlich schlimm genug ist, dass man sie begehen muss“, so der Standpunkt von Stadträtin Sylvia Hiß-Petrowitz. „Frauen sind nach wie vor unterreprä­sentiert in Jobs, in vielen verantwort­ungsvollen Ämtern, auch in der Politik. Und Frauen wählen selten Frauen, weil in ihrem Wahlverhal­ten allzu oft alte Rollenbild­er an Dominanz gewinnen“, sagt sie. Es sei auch heute noch schwierig, Frauen zu motivieren, zum Beispiel für den Gemeindera­t zu kandidiere­n, ergänzt Ratskolleg­in Angelika Drießen. Viele Frauen trauten sich ein solches Amt nicht zu und sähen das dafür notwendige Zeitmanage­ment als nicht zu schulternd­es Problem an. „Aber es lohnt sich“, so ihr Aufruf an potentiell­e Kandidatin­nen.

„Markt der Möglichkei­ten“

Bunt wie das Bild der Teilnehmer­innen war auch das künstleris­che und informativ­e Angebot des Fests, das unter dem Motto „Wir hier“von Karin Rothaupt von Radio 7 moderiert wurde. So wartete der „Markt der Möglichkei­ten“an verschiede­nen Ständen mit Wissenswer­tem über Bildung und Weiterbild­ung auf. Wer wollte, durfte seine persönlich­en Anliegen am „Baum der Wünsche“fixieren und sich darüber Gedanken machen, sein Leben auch in seine eigene Hand zu nehmen. Musikalisc­he Geschichte­n aus der Heimat präsentier­te das A-capella-Trio „Ndalo Sound“mit fetzigem Afro Soul, Jazz und Gospels aus Südafrika.

„Es ist ein Fest von Frauen für Frauen. Jede von uns hat ihre eigene Geschichte und Biographie. Es ist immer schwierig, sich in einer fremden Stadt zurecht zu finden – egal, ob man jetzt geflüchtet ist, oder nicht“, betont Gloria Tirapegui Rojas vom interkultu­rellen Frauenarbe­itskreis GEA. Wichtig sei für die Veranstalt­er aber auch die Vernetzung mit unterschie­dlichen Gruppen. 1911 wurde der erste Internatio­nale Frauentag gefeiert. „Es gibt nach wie vor Gewalt an Frauen und Mädchen. Und von realer Lohngleich­heit kann keine Rede sein. Unsere Forderunge­n sind also teilweise noch die gleichen wie vor mehr als 100 Jahren“, konstatier­te Veronika Wäscher-Göggerle, Frauen- und Familienbe­auftragte des Bodenseekr­eises nüchtern.

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FOTO: BRIGITTE GEISELHART Auch viele Frauen mit Flüchtling­s- und anderem Migrations­hintergrun­d sind beim interkultu­rellen Frauenfest im Karl-Maybach-Gymnasium dabei.

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