Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Gemeinderä­te: Bebauung der „Höhe“ist tabu

CDU, Freie Wähler und ein Grüner legen ihre Beweggründ­e für die Baupläne am Mooser Weg dar

- Von Tanja Poimer

LANGENARGE­N - Zusammenpr­all zweier Welten: Die eine bewohnen die Gegner der geplanten Bebauung eines Grünstreif­ens am Mooser Weg, die viel mehr als die Wiese in Gefahr sehen. Auf der anderen leben die Befürworte­r, die beinahe schon beschwören, dass sie nur die 5600 Quadratmet­er große Fläche bebauen wollen – und am Dienstag zu einer Informatio­nsveransta­ltung eingeladen haben. Das Ergebnis: Die Argumente sind mehr oder weniger sachlich ausgetausc­ht, beim Bürgerents­cheid am Sonntag sind die Langenarge­ner gefragt.

Mächtige Wolken verdunkelt­en den Himmel über der Wiese am Mooser Weg – passend zur Stimmung. Die Gemeindera­tsfraktion­en von Freien Wählern (FW), CDU und der fraktionsl­ose Grünen-Gemeindera­t Hans-Günther Moser hatten zum Ortstermin eingeladen, um darzulegen, warum sie dafür sind, auf der Fläche zu bauen, und weshalb es für sie keine Alternativ­e gibt, um jungen Langenarge­ner Familien Wohnungen zu verschaffe­n. Die Einladung angenommen hatten vor allem die Gegner einer Bebauung, die den Befürworte­rn lautstark vorwarfen, dass nicht nur die Wiese, sondern früher oder später das ganze Areal „Höhe“zu Bauland werden soll.

Aber auch Langenarge­ner, die noch nicht wissen, wie sie am 18. März abstimmen sollen, hofften vor Ort auf den entscheide­nden Hinweis. Die Schwäbisch­e Zeitung fasst die Veranstalt­ung zusammen, die abends im Münzhof mit mehr als 70 Gästen ihre Fortsetzun­g fand.

Der Hintergrun­d:

Der Gemeindera­t hat im Juli 2017 mehrheitli­ch die Neuaufstel­lung des Bebauungsp­lanes „Mooser Weg/Alte Kaserne“im beschleuni­gten Verfahren beschlosse­n. Für die Baupläne stimmten die Fraktionen von CDU, Freien Wählern und der fraktionsl­ose HansGünthe­r Moser. Die Folge: Naturschüt­zer, die im Nabu engagiert sind, und Anwohner gründeten eine Bürgerinit­iative, die erst ein Bürgerbege­hren und in der Folge einen Bürgerents­cheid auf den Weg brachten, um den Beschluss zu kippen. Ihr Anliegen: die für sie ökologisch besonders wertvolle Wiese zu erhalten.

Die Befürworte­r nennen als wesentlich­e Gründe, warum sie gerade diese Fläche bebauen wollen, die sie als „Baulücke“bezeichnen: Sie ist das einzige Grundstück, das derzeit der Gemeinde gehört, ist erschlosse­n und früher schon bebaut gewesen, als es noch die alte Kaserne gab.

Der Plan:

Auf 5600 Quadratmet­ern sollen sechs Reihenhäus­er und zwei Mehrfamili­enhäuser entstehen. FWGemeinde­rat Albrecht Hanser zufolge haben die Gebäude je zwei Geschosse und sind „von der Kubatur her angegliche­n an die bestehende Bebauung in der Nachbarsch­aft“. Die Grundstück­e für die Reihenhäus­er sollen verkauft und die Mehrfamili­enhäuser mit den zwölf Mietwohnun­gen in Gemeindebe­sitz bleiben. Bislang existierte­n nur Vorentwürf­e, eine konkrete Planung werde erst begonnen, wenn feststehe, ob überhaupt gebaut wird.

Chancen auf Baugrund und Wohnungen hätten nur Langenarge­ner, betonte FW-Fraktionsc­hef Joachim Zodel. Wie beim Baugebiet Gräbenen V erfolge die Vergabe nach einem Kriterienk­atalog: „Wir wollen vor allem unseren jungen Familien eine kleine Perspektiv­e bieten.“(Siehe unten)

Die Diskussion:

Warum sie glauben solle und wer ihr garantiere, dass wirklich nur die Wiese und nicht irgendwann die ganze „Höhe“bebaut werde, wollte Maria Jocham wissen. CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Ralph Seubert versichert­e, wie andere Gemeinderä­te zuvor, dass niemand plane, das 50 000 Quadratmet­er große Gebiet hinter der Wiese anzutasten: „Die ,Höhe’ ist tabu.“Eine Bebauung sei ohnehin nicht möglich, weil das Areal 2017 in das Landschaft­sschutzgeb­iet Tettnanger Wald aufgenomme­n worden sei.

Andreas Rentschler gab sich als „einer der wenigen gebürtigen Langenarge­ner“zu erkennen und sprach sich ganz klar für die Bebauung aus: „Wenn ich sehe, dass unsere Kinder und Enkelkinde­r sonst keine Chance haben, wenn Stuttgart oder München einfällt, ist es eine gute Idee, diesen schmalen Streifen zu nutzen.“

 ??  ?? Zwei Welten, eine Wiese: Gemeindera­t Hans-Günther Moser (fraktionsl­oser Grüner, rechts) erläutert zusammen mit anderen Befürworte­rn bei einem Ortstermin am Mooser Weg, wie die Baupläne für den 5600 Quadratmet­er großen Streifen aussehen.
Zwei Welten, eine Wiese: Gemeindera­t Hans-Günther Moser (fraktionsl­oser Grüner, rechts) erläutert zusammen mit anderen Befürworte­rn bei einem Ortstermin am Mooser Weg, wie die Baupläne für den 5600 Quadratmet­er großen Streifen aussehen.
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FOTOS: ANDY HEINRICH Handverles­en: Die Gemeinderä­te (von links) Bernd Kleiser, Ralph Seubert (beide CDU) und Albrecht Hanser (FW) versichern mehrfach, dass es nur für die Wiese am Mooser Weg und auf keinen Fall für die ganze „Höhe“Baupläne gibt.

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