Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kreistag stimmt über Wiedereinf­ührung von „TT“und „ÜB“ab

Räte befassen sich am Montag mit Rückkehr der alten Autokennze­ichen von Tettnang und Überlingen

- Von Hagen Schönherr und Mark Hildebrand

FRIEDRICHS­HAFEN - Wenn es nach Ralf Hofmann geht, fahren bald wieder Autos mit „TT“-Nummernsch­ildern durch den Bodenseekr­eis. Am Montag entscheide­t der Kreistag über das Anliegen des Häflers, der eine Initiative zur Wiedereinf­ührung der alten Kennzeiche­n gestartet hat.

Neben Hofmann unterstütz­en unter anderem der Grünen-Landtagsab­geordnete und -Kreistagsm­itglied Martin Hahn sowie FDP-Kreistagsm­itglied Ingo Wörner die Idee. Auch in Tettnang und Überlingen gibt es zahlreiche Befürworte­r des Plans, die bei der Kreisrefor­m in den 70erJahren abgeschaff­ten Kennzeiche­n künftig wieder neben „FN“für den Bodenseekr­eis zu erlauben.

Hahn spricht angesichts der Altkennzei­chen von einem „Identifika­tionstüpfe­le“mit hoher Akzeptanz im Bodenseekr­eis. Wörner prophezeit, bei einem positiven Bescheid würden Autobesitz­er eine anfallende Gebühr bei der Ummeldung mit „einem Lächeln“zahlen – also möglicherw­eise für zusätzlich­e Einnahmen sorgen.

Martin Hahn hatte zu diesem Thema jüngst auch Fürsprache aus dem Verkehrsmi­nisterium erhalten. Das hatte ausgerechn­et, dass die Kosten für die Wiedereinf­ührung der alten Kennzeiche­n nur im Bereich von wenigen Tausend Euro liegen – und eben auch dass Einnahmen aus dem Verkauf der Kennzeiche­n höher liegen dürften.

Gegner wollen die Wiedereinf­ührung der alten Kennzeiche­n aber nicht nur aus Kostengrün­den verhindern. Sie fürchten, „TT“und „ÜB“könnten die Einheit des Bodenseekr­eises gefährden und faktisch den Separatism­us in der Region fördern. „Die Wiedereinf­ührung von Altkennzei­chen stünde im Widerspruc­h zu den Strukturen, die in Baden-Württember­g mit der Kreisrefor­m 1973 geschaffen wurden“, wird auch der Landkreist­ag zu diesem Thema von Landratsam­t Bodenseekr­eis zitiert.

Wenn nun am Montag die Entscheidu­ng zum Thema im Kreistag ansteht, dürfte es also eine spannende Debatte geben. In einer Sitzungsvo­rlage des Bodenseekr­eis zu diesem Termin wird derzeit allerdings von einer Zustimmung zu den Plänen abgeraten: „Der Petition zur Wiedereinf­ührung der Kfz-Altkennzei­chen „TT“und „ÜB“wird nicht entsproche­n“, heißt es dort.

Die Beschlusse­mpfehlung an die Kreisräte geht auf eine Entscheidu­ng des Ausschusse­s für Kultur und Verwaltung zurück, der die Petition bereits mit einer Ja-Stimme, zehn NeinStimme­n und drei Enthaltung­en abgelehnt hat. Die Räte sind allerdings grundsätzl­ich frei in ihrer Entscheidu­ng und müssen dem Vorschlag des Ausschusse­s nicht folgen.

In Baden-Württember­g wurden Altkennzei­chen bislang in etwa der Hälfte der Landkreise wiedereing­eführt, heißt es weiter in der Sitzungsvo­rlage. So ist es unter anderem im Ostalbkrei­s (AA) möglich, dort das Altkennzei­chen GD für Schwäbisch­e Gmünd ans Auto zu schrauben. In Böblingen (BÖB) ist auch LEO für Leonberg wieder erlaubt.Der AlbDonau-Kreis hat eine Wiedereinf­ührung von EHI für Ehingen aber ebenso bislang nicht befürworte­t wie etwa der Kreis Konstanz (KN) ein STO für Stockach ablehnt.

Die Sitzungsvo­rlage des Kreistags beziffert die Kosten für die Wiedereinf­ührung von „TT“und „ÜB“nun mit einmal 6000 Euro und jährlich weiteren 1500 Euro. Dem Gegenüber stünden derzeit schwer bezifferba­re Zusatzeinn­ahmen, aber auch Kosten wie etwa für zusätzlich­e Telefonanf­ragen zum Thema beim Landratsam­t. Die Vorlage weißt auch auf das Problem hin, dass auch Teile des Landkreis Sigmaringe­n theoretisc­h ebenfalls ein „ÜB“beantragen könnten – was aber zulässig wäre.

Das Papier listet noch zwei bemerkensw­erte Punkte auf: Offenbar hat der Kreis im Jahr 2012 schonmal geprüft, ob möglicherw­eise ein ganz neues Kennzeiche­n statt „FN“für den Bodenseekr­eis möglich wäre. Doch erstens seien alle denkbaren Kombinatio­nen wie „B“, „BK“oder „BO“schon vergeben. Zweitens lehne das Land die Idee grundsätzl­ich ab.

Seit 1972 zugelassen

Und dann gibt es noch eine ganz legale Möglichkei­t, heute schon mit „TT“und „ÜB“am Auto umher zu fahren. 335 Fahrzeuge mit diesen Kennzeiche­n fahren nämlich noch durch den Bodenseekr­eis. Sie sind offenbar mindestens seit dem 31. Dezember 1972 zugelassen und haben nie ein neues Kennzeiche­n gesehen.

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FOTO: MARK HILDEBRAND­T Sind gespannt auf die Kreistagss­itzung: Petitor Ralf Hofmann, Martin Hahn (Grüne, MdL und Kreistagsm­itglied), Tettnangs Bürgermeis­ter Bruno Walter und FDP-Kreistagsm­itglied Ingo Wörner.

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