Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Eltern haben Angst um ihre Kinder
Anwohner drängen auf Entschärfung des Verkehrs in der Dornierstraße
FRIEDRICHSHAFEN - Vor zwei Wochen wurde in der Dornierstraße ein Kind angefahren. Die Unfallmarkierung auf dem Asphalt ist immer noch deutlich zu erkennen. Auch sonst ist über den Unfall noch kein Gras gewachsen. Sicher ist zwar, dass der Sechsjährige, der sich das rechte Schienbein und das Wadenbein gebrochen hat, keine bleibenden Schäden davontragen wird. Aber zahlreiche Familien mit kleinen Kindern, die in der Dornierstraße wohnen, wünschen sich eine Verbesserung der Verkehrssituation. Auch Katharina Vinkovic gehört dazu: „Die Stadt will hier Familien ansiedeln. Dann muss sich aber auch die Infrastruktur anpassen“, sagt sie bei einer Ortsbegehung gegenüber dieser Zeitung. Etwa 40 Elternteile und Kinder sind gekommen, weil sie das genauso sehen. Einer von ihnen ist Marcel Bühler. „Ich bin überzeugt, dass etwa 250 Kinder die Bushaltestellen in der Dornierstraße nutzen“, sagt er.
Slalom mit Tempo 50
An einen so regen Verkehr von Kindern sei die Dornierstraße aber nicht angepasst. Sie ist ziemlich schmal angelegt, auf der Fahrbahn sind zu beiden Seiten Parkplätze eingezeichnet. Gefahren wird mit Tempo 50 – wegen der Parkplätze oft im Slalom. „Es ist ein einziges Einfädeln und Ausfädeln“, sagt Tatjana Ledda. Sie ist die Mutter des angefahrenen Kindes. „Ich verstehe schon, dass die Leute so schnell fahren, wie es erlaubt ist, wenn sie das ohne Gegenverkehr mal tun können. Aber deshalb wäre es gut, die Geschwindigkeit auf Tempo 30 zu begrenzen.“
Eben dies hat auch Katharina Vinkovic gefordert, in der Bürgerfragestunde des Gemeinderats am vergangenen Montag. Die Chancen stehen aber schlecht. Eine Tempo 30-Zone sei nicht zulässig, weil es sich bei der Dornierstraße um eine Kreisstraße handle, erklärt die Pressestelle der Stadt auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung. Zudem sei die Dornierstraße kein Unfallschwerpunkt und auch die Lärmwerte für straßenverkehrsrechtliche Maßnahmen zu gering.
Sind die Parkplätze auf der Fahrbahn eine Gefährdung, besonders für Kinder? Ja, meinen Anwohner. Vor allem, wenn sie wenige Meter vor einer Haltestelle liegen, an der Kinder aus dem Schulbus steigen. „Wenn da jemand parkt, sieht ein Autofahrer, der dahinter warten muss, überhaupt nicht, ob ein Kind über die Straße läuft oder nicht“, sagt Marc Bühler. Hinzu kommt der Aggressionsstau, den ein anderer Vater wahrnimmt: Fahrer, die hinter einem parkenden Auto warten müssen, drückten danach oft auf die Tube. Eine fatale Situation, wenn auf der Straße ein Kind auftaucht, das vom parkenden Fahrzeug verdeckt wurde. Die Stadt sieht das anders. „Die Parkbereiche wirken aus unserer Erfahrung und unseren Beobachtungen eher entschleunigend, so dass langsamer gefahren wird. Zudem sollten die Parkmöglichkeiten wegen des vorherrschenden Parkdrucks grundsätzlich aufrecht erhalten werden“.
Ampeln sind nicht geplant
Das gilt auch für die Verteilung der Zebrastreifen. „Dafür, dass das hier ein Neubaugebiet ist, gibt es zu wenige“, meint Daniel Haider. Er bemängelt auch, dass sich die Zebrastreifen nicht immer dort befinden, wo sie benötigt werden – und dass so mancher Autofahrer nicht halte, wenn Kinder am Zebrastreifen stehen. Er wünscht sich deshalb Bedarfsampeln. Die Stadt erteilt dieser Idee eine Absage: „Es ist nicht vorgesehen, Bedarfsampeln aufzubauen, da die vorhandenen Zebrastreifen ein sicheres Überqueren möglich machen.“Auch in unmittelbarer Nähe der Bushaltestelle, an der sich der besagte Unfall ereignet habe, befinde sich ein Zebrastreifen, argumentiert die Stadt. Tatjana Ledda gesteht gern ein, dass ihr Sohn diesen Übergang nicht benutzt habe. „Das tut er sonst immer. Warum es am Tag des Unfalls nicht so war, kann ich nicht sagen. Aber es ist müßig, jetzt danach zu fragen.“
Möglich, dass die Stadt zu einer Neueinschätzung kommt: Sie hat mit den Anwohnern einen Ortstermin zur Besichtigung der Dornierstraße vereinbart.