Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Roboter startet die Lernfabrik
Nach einem Jahr Vorbereitung nimmt das Projekt des IWT im Fallenbrunnen Fahrt auf
FRIEDRICHSHAFEN - Nun ist der Startschuss auch offiziell gefallen. Die Lernfabrik ist im Fallenbrunnen gestartet worden. Der Rektor der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Professor Herbert Dreher, hat auf einem Touch-Screen den Start-Knopf gedrückt, der dann – wenn auch mit leichten, technischen Problemen behaftet – einen Roboter dazu gebracht hat, die Lernfabrik zu eröffnen.
Technische Probleme sind für die Lernfabrik kein Problem, vielmehr Herausforderung. Diese Initiative des Institutes für Weiterbildung, Wissens- und Technologietransfer (IWT) ist vor einem Jahr gegründet worden und hat bereits einige Aufgaben erledigt. Die Lernfabrik hat zahlreiche Studienarbeiten der DHBW betreut, hat Schulklassen an das Thema „Industrie 4.0“herangeführt und Weiterbildungsveranstaltungen organisiert. Finanziert wird die Lernfabrik von der Zeppelin-Stiftung.
Ziel ist es, ab 2020 im Regionalen Technologietransferzentrum im Fallenbrunnen (Ritz) eine echte Lernfabrik auf 300 bis 400 Quadratmetern aufzubauen, in der die verschiedenen Möglichkeiten der Industrie 4.0 erforscht, aber auch entwickelt werden können.
Zugänglich sollen diese Einrichtungen vor allem den kleinen und mittleren Unternehmen sein, die sich keine Forschungs- und Entwicklungsabteilungen leisten können.
Was ist eigentlich Industrie 4.0?
Projektleiter der Lernfabrik ist Kris Dalm. Er hat bei der Eröffnungsfeier in der DHBW versucht, eine Definition von Industrie 4.0 zu finden. „Es geht um Datenvisualisierung, Digitalisierung von Prozessen, Vernetzung und Kollaboration zwischen Mensch und Roboter“, sagt Dalm. Klare Definitionen sind keine dabei, sind auch sonst nicht zu finden. Ebenso wie die DHBW mit ihren Ausbildungsgängen ganz nah an der Wirtschaft, der Industrie und den Unternehmen dran ist, so will auch das IWT und letztlich die Lernfabrik engen Kontakt zu Unternehmen pflegen, um deren Bedürfnisse und Anwendungen in der Industrie 4.0 zu befriedigen und zu entwickeln. Erste Kooperationen gibt es bereits, demnächst sollen weitere Netzwerke geknüpft werden, innovative Ideen von Studierenden, Auszubildenden und Schülern umgesetzt und Konzepte für die Fabrik der Zukunft geschrieben werden.
Vor allem die Untersuchungen zur Kollaboration zwischen Mensch und Maschine stehen dabei im Vordergrund. Letztlich aber sind es die Unternehmen und ihre Anforderungen, die die Inhalte der Lernfabrik bestimmen.
In einem weiteren Schritt übernimmt die Lernfabrik auch die Betreuung von Studienarbeiten der Wirtschaftswissenschaften von der DHBW in Ravensburg. Damit setzt die Duale Hochschule mit dem IWT und seinem Geschäftsführer Lars Ruhbach Zeichen. Herbert Dreher hatte das anschaulich in seinem Grußwort angesprochen. Vor 100 Jahren habe Karl Benz behauptet, das Auto sei fertig entwickelt, vor 40 Jahren habe Ken Olsen, Gründer von Digital Equipment Corp., behauptet, es gäbe keinen Grund, dass jeder einen Computer zuhause haben müsse, und selbst Bill Gates habe noch gesagt, dass das Internet eine vorübergehende Erscheinung sei. „Wir machen solche Fehler nicht“, sagte Dreher und verspricht Forschung und Weiterdenken.
Die Zeppelin-Stiftung finanziert
Die Historie der Lernfabrik hat Bürgermeister Andreas Köster in seinen Grußworten betont. Die ZeppelinStiftung spielt dabei eine große Rolle, denn von dort kommt das Geld für die Lernfabrik. Köster verdeutlichte an diesem Beispiel die große Bedeutung der Stiftung für die Forschung und die Bildungsthemen in dieser Stadt.