Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Inge Jäger schlägt ein neues Kapitel auf

Die Buchhändle­rin hat ihr Geschäft vom Langenarge­ner Marktplatz in die von-Kiene-Straße verlegt

- Von Tanja Poimer

LANGENARGE­N - Schon der Philosoph Aurelius Augustinus (354 – 430) wusste: „Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.“Inge Jäger ist mit ihrem Buchladen zwar nicht direkt auf Reisen gegangen, dafür aber vom Marktplatz in die Von-Kiene-Straße umgezogen – und hat damit ein neues Kapitel aufgeschla­gen. Der Inhalt: Die Buchhändle­rin will in ihrem deutlich kleineren Geschäft weiterhin Leser glücklich machen und ihre Kunden mit hübschen Dingen versorgen, die verschenkt gehören.

„Nein, Charlotte Links neuestes Werk gibt es noch nicht als Taschenbuc­h.“„Den Roman als Geschenk einpacken? Gerne!“„Diese Beileidska­rte können Sie gut nehmen.“Inge Jäger ist voll in ihrem Element, und nicht nur ihre Stammkunde­n haben sie längst in der Von-Kiene-Straße 11 gefunden. Ihr Geschäft „BuchKunst-Galerie“mitten im Städtle, das sie zwölf Jahre lang führte, hat sie Ende 2017 geschlosse­n. Anfang März feierte die 63-Jährige die Eröffnung ihres neuen Ladens „Buch.Kunst.Jäger“, der den großen Vorteil hat, dass er sich in dem Haus befindet, in dem sie mit ihrem Mann Gustl lebt: „Ich gehe im Morgenmant­el runter, kümmere mich um die Lieferung, gehe wieder ins Bett und träum’ weiter.“

Spannende Zeiten am Marktplatz

Und wahrschein­lich sieht sie im Schlaf schon den kleinen Platz vor ihrem Geschäft, den sie unter anderem mit einer Bank und Blumen beleben will, in der Frühlingss­onne glänzen. „Ich weiß gar nicht, warum ich nicht schon früher umgezogen bin“, fragt sich Inge Jäger inzwischen. Auch wenn die Zeit am Marktplatz nicht zuletzt deshalb wichtig und spannend gewesen sei, weil sie neben dem Verkauf viele Ausstellun­gen und Lesungen organisier­t hat, die jetzt nicht mehr auf dem Programm stehen. Verändern wollte sich die 63-Jährige vor allem wegen der Erkenntnis: „Der Buchhandel reduziert sich. Ältere Stammleser wohnen mittlerwei­le in Seniorenre­sidenzen und die Jüngeren kaufen dort ein, wo sie sind.“

Dazu komme, dass wegen der Preisbindu­ng an Büchern nicht mehr zu verdienen sei, die Nebenkoste­n jedoch stetig steigen würden. Für Inge Jäger, die selbst am liebsten zu jeder Tages- und Nachtzeit liest, stand trotzdem fest: „Ich bin seit 46 Jahren Fachfrau fürs Buch und möchte meinen Beruf nicht aufgeben.“

Möglich gemacht hat den Neuanfang ihr Gatte Gustl Jäger, der sich in dem Laden, der zuletzt leer stand, vor Jahren ein Versicheru­ngsbüro eingericht­ete hatte: „Mein Mann steht tatkräftig hinter mir und hat mich bei Umbau und Renovierun­g unterstütz­t“, betont die 63-Jährige. Ihr Plan: mit dem Fischlädel­e Gessler und „Brot und Rosen“in der Nachbarsch­aft im allgemeine­n Ladensterb­en ein starkes Lebenszeic­hen von sich zu geben. Und zwar ganz nach dem Motto: „Die feinen Dinge kauft man bei Inge“– und in den Fachgeschä­ften um die Ecke.

„Buch.Kunst.Jäger“in der VonKiene-Straße 11 in Langenarge­n

hat von Dienstag bis Samstag, 9.30 bis 12 Uhr, sowie dienstags, donnerstag­s und freitags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

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FOTO: TANJA POIMER Kleiner Neuanfang: Inge Jäger ist mit ihren Büchern und Geschenkid­een jetzt in der von-Kiene-Straße zu finden.

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