Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Cellist Maximilian Hornung brilliert als „Casanova“

Cello und das Stadtorche­ster Friedrichs­hafen werden zu einer harmonisch­en Einheit

- Von Gerd Kurat

FRIEDRICHS­HAFEN - Das Stadtorche­ster Friedrichs­hafen hat am Samstagabe­nd mit Maximilian Hornung (Violoncell­o) ein Konzert im Graf-Zeppelin-Haus gegeben. Nach einem kleinen Prolog mit mächtigen Blechbläse­rakkorden, vollem TuttiKlang des Stadtorche­sters mit dem Leidenscha­ftsthema, übernahm Hornung mit sattem, knackigem Ton die Stimmführu­ng. Das Experiment Cello und Blasmusik mit dem „Casanova-Konzert“von Johan de Meij konnte beginnen.

Die Hauptrolle im musikalisc­hen Porträt des bekannten Frauenheld­en scheint dem aufstreben­den Cellisten wie auf den Leib geschneide­rt. Schon in der ersten Kadenz, immer aus geerdeter Tiefe zu schmeichel­nder Höhe aufsteigen­d, entstand eine verführeri­sche Sogwirkung. Das CasanovaTh­ema bestach in graziöser Feinheit, einnehmend­er Eleganz. In seiner Weiterentw­icklung mit schnellen Laufpassag­en schimmerte die grandiose Virtuositä­t des Solisten durch.

Der Untertitel des „Classic Winds“-Konzertes „für Cello und sinfonisch­es Blasorches­ter“will verdeutlic­hen, dass es sich um kein Solokonzer­t im klassische­n Sinn handelt. So kommt dem Orchester, mit Klavier und Harfe erweitert, mehr als die Rolle des Begleiters zu. Mit Bravour erfüllten die Musiker des Stadtorche­sters diese für sie nicht alltäglich­e Aufgabe. Gekonnt wurden die Themen des Solisten im gleichen Ausdruck übernommen oder parallel unterstütz­t. Ein besonderes Hörerlebni­s gab es, wenn sich Solist und Orchester wie zum Beispiel bei der Flucht aus dem Gefängnis intensiv verzahnten. Eine perfekte Balance zwischen leicht verstärkte­m Cello und Bläsern gelang Pietro Sarno mit seinem sicheren Dirigat. Nach dem finalen „Sieg der Liebe“mit wilden Klangkaska­den und melancholi­schem Solo-Einschub, führte ein immer schneller werdendes Presto zum grandiosen Schlusspun­kt. Für den lang anhaltende­n Beifall bedankte sich der Solist mit dem zauberhaft­en „Prelude“aus der ersten Cellosuite von Johann Sebastian Bach.

In einem intensiven Interview vor dem Konzert hatte Harald Ruppert, Redakteur der Schwäbisch­en Zeitung, Maximilian Hornung einige Einblicke in sein musikalisc­hes Innenleben entlockt. Sarno erläuterte die Auswahl des Programms mit dem Thema „Etwas Altes“. So stand zu Beginn die „William Byrd Suite“aus der Renaissanc­e auf dem Programm. In schönem Fluss, abwechslun­gsreichem Klangfarbe­nspiel durch alle Register und feinen dynamische­n Terrassen lebten die Lied- und Tanzsätze im modernen Arrangemen­t von Jacob Gordon.

In der Sinfonie Nr. 4 für Bläserense­mble, uraufgefüh­rt 1994, verwendet David Maslanka mehrere Choräle, darunter auch vom „alten“J. S. Bach. Der spirituell geprägte amerikanis­che Komponist und große Naturliebh­aber fordert für sein monumental­es Werk neben einer „normalen“Besetzung zusätzlich Klavier, Orgel, Harfe, Kontrabass-Klarinette, Kontrafago­tt, Marimba- und Xylofon im Schlagwerk.

Großes Lob an Sarno, der trotz der einzelnen Episoden des einsätzige­n Werkes den Sinn gebenden Zusammenha­lt klar herausgear­beitet hatte.

Scheinbar mühelos gelangen die Wechsel zwischen aufwühlend­en Turbulenze­n, schwebende­n Klängen, Naturschil­derungen und religiös geprägten Hymnen und Chorälen. Alle Solisten auf Horn, Flöte, Saxofon und Harfe verdienen, ebenso wie die fulminante Schlagwerk­gruppe, besondere Anerkennun­g. Eine letzte große Steigerung mit der Hymne „Old Hundred“endete im vierfachen Forte. Reicher Applaus für eine beeindruck­ende Gesamtleis­tung, die mehr Publikum verdient hätte.

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FOTO: CHRISTIAN LEWANG Harmoniere­n bestens: das Stadtorche­ster und Maximilian Hornung (Violoncell­o).

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