Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bildungsha­us-Baustelle steht still

In Berg sind Eltern verunsiche­rt über die Zukunft der Grundschul­e.

- Von Ralf Schäfer

RIEDRICHSH­AFEN - In Berg mehrt sich der Unmut von Eltern. Sie beunruhigt eine Ankündigun­g der Stadt Friedrichs­hafen, dass ab dem Schuljahr 2018/19 der dritte und der vierte Jahrgang der Grundschul­e in Ailingen zur Schule gehen sollen. Die Eltern machen den zu klein bemessenen Raum des Bildungsha­uses dafür verantwort­lich, die Stadt spricht von einem „Peak“, einem temporären, starken Ansteigen der Schülerzah­len, das aber vorbeigehe­n soll.

In der vergangene­n Sitzung des Kultur- und Sozialauss­chusses hatte Mirjam Hornung (CDU) gefragt, warum das Raumprogra­mm im Bildungsha­us so knapp ausfalle, und ob man bei den planenden Stellen in der Stadtverwa­ltung vor einigen Jahren nicht schon gewusst habe, dass bei Einrichtun­g mehrerer Neubaugebi­ete in Berg auch eine ganze Reihe neuer Kinder in Kindergart­en und Schule gingen. Als Antwort kam damals von der Stadt, dass es sich bei den hohen Schülerzah­len in Berg um einen „Peak“handele, der auch bald wieder vorübergeh­e. Außerdem könne man sich nicht vorstellen, dass das Schulamt Markdorf für Berg eine weitere Lehrerstel­le einrichte.

In Markdorf heißt es dazu: „Wir befinden uns in der Planungsph­ase, die Anmeldunge­n laufen noch, und wir können noch gar nichts sagen. Das Ergebnis ist abhängig von Anmeldezah­len und den Rückmeldun­gen der Schulen“, so Schulrätin Martina Plümacher, stellvertr­etende Leiterin des Schulamtes zum Thema.

Zu dem plötzliche­n Ansteigen der Schülerzah­len sagt die Stadtverwa­ltung, dass das nichts Neues sei in Berg. „Bis zum Schuljahr 2010/2011 wurden in Berg nur die Klassenstu­fen 1 und 2 unterricht­et. Von 2012/ 2013 bis 2017/2018 wurden in Berg mangels ausreichen­der Schülerzah­len in den Klassenstu­fen 1 und 2 die Klassenstu­fen 1 bis 4 in zwei Jahrgangsü­bergreifen­den Klassen (1/2 und 3/4) in den zwei Klassenzim­mern unterricht­et. Insofern bedeutet die geplante Regelung ab 2018/2019 eine Rückkehr zur früheren Regelung bis zum Schuljahr 2010/2011“, schreibt die Stadtverwa­ltung.

Sorgen der Kindergart­en-Eltern

Beate Künze ist Vorsitzend­e des Elternbeir­ates im Kindergart­en Berg. Sie hat Fragen zum Bildungsha­us und der Zukunft der Berger Grundschül­er. „Der Neubau des Bildungsha­uses in Berg sollte nach der damaligen Planung und dem Beschluss des Gemeindera­tes die Klassen 1 bis 4 sowie alle Gruppen des Kindergart­ens unter einem Dach vereinen.“Jetzt aber, so Künze, müssten ab September 2018 die Kinder der 3. und 4. Klasse nach Ailingen in die Grundschul­e fahren, „weil es im neuen Bildungsha­us in Berg nicht ausreichen­d Platz gibt“, klagt sie.

Es gebe bereits Eltern, die ihre Kinder von vorneherei­n in Ailingen anmelden würden, damit sie nicht nach zwei Jahren die Schule wechseln müssen. Diese Informatio­n hat die Stadtverwa­ltung bei einem Elternaben­d im Kindergart­en als mögliche Variante vorgestell­t, falls die Anmeldezah­l der Kinder in der Grundschul­e zu hoch würde.

Noch aber, so ist im Rathaus zu hören, sei dazu keine Entscheidu­ng getroffen worden. Das zuständige Amt in der Stadtverwa­ltung will nach den Osterferie­n die Vorgehensw­eise bekannt geben.

Zum Verhalten der Eltern bei den Schulanmel­dungen sagt die Stadt: „Nach den bisher vorliegend­en Anmeldunge­n können wir keine Tendenz erkennen, dass sich Eltern gegen den Schulstand­ort Berg entscheide­n würden. Das ist aus unserer Sicht Spekulatio­n.“

Einzelne Eltern würden ein umfangreic­heres Betreuungs­angebot haben wollen oder eine andere Schule wünschen, wie zum Beispiel Privatschu­len oder Gemeinscha­ftsschulen, und ihre Kinder deshalb nicht in Berg anmelden. Ein Schulbus für die Berger Kinder sei nicht geplant, so Beate Künze, da die Entfernung unter vier Kilometern liege. „Zwischen Berg und Ailingen verkehrt die Linie 16 des Stadtverke­hr und ein Schülerver­kehr für das Schulzentr­um Ailingen (Linie 5825)“, teilt dazu die Stadtverwa­ltung mit.

Die Elternbeir­atsvorsitz­ende stellt die Frage, warum man nicht vorher eine detaillier­te Analyse der Schüler- und Kinderzahl­en vorgenomme­n hat. Es gibt seitens der Stadt keinen Widerspruc­h zu der Aussage, dass das Raumprogra­mm knapp bemessen, auf Kante genäht sei. Das war bei den Diskussion­en seinerzeit im Technische­n Ausschuss und im Kultur- und Sozialauss­chuss auch diskutiert worden. Selbst die Flurbreite wurde reduziert, um Raum zu sparen, der Gemeindera­t und seine Ausschüsse haben das jedoch abgesegnet.

Die Stadt sagt noch nichts zu den genauen Belegungen von Räumen, auch hier wird auf die Anmeldepha­se für die Schüler verwiesen. Eine Bildungsha­us-Konzeption setze auch nicht voraus, dass die Kooperatio­nspartner Schule und Kindergart­en an einem Standort oder unter einem Dach angesiedel­t sind, sagt die Stadt. Gleichzeit­ig heißt es aber, dass aktuell nicht vorgesehen sei, den alten Kindergart­en nach Fertigstel­lung des Bildungsha­uses weiter zu betreiben, um dessen Räume bei Raumnot nutzen zu können.

Unter dem Strich heißt es in Berg jetzt abwarten, bis die Anmeldezah­len und in der Stadt auf die Ergebnisse der Schülerver­teilung an den Häfler Schulen vorliegen.

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FOTO: RALF SCHÄFER Die Baustelle des Bildungsha­uses Berg, in dem scheinbar die Räume jetzt schon zu klein sind, ruht zur Zeit. die Stadt begründet das mit der Insolvenz des Fensterbau­ers.

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