Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Die Weltspitze wird immer dichter“
Langenargener Unternehmen unterstützt Tischtennisspieler auf dem Weg zu den Paralympischen Spielen 2020
LANGENARGEN - Thomas Brüchle ist auf dem Weg nach Tokio. Von den paralympischen Spielen 2020 möchte er mit Edelmetall in der Disziplin Rollstuhl-Tischtennis zurück kommen. Und die Chancen stehen gut. Denn der gebürtige Lindauer, der an der Parkschule in Kressbronn als Lehrer unterrichtet, ist mehrfacher Deutscher Meister, Europameister und Weltmeister mit der Mannschaft. Ermöglicht wird ihm das Spiel an der Spitze auch von Aguti, Hersteller für Fahrzeugsitze und Produzent von Sitzmöbeln in Langenargen. SZ-Mitarbeiter Olaf E. Jahnke hat sich mit Thomas Brüchle über dessen Ziele unterhalten.
Was müssen Sie machen, um nach Tokio zu kommen?
Eine Möglichkeit ist, eine bestimmte Anzahl an Weltranglistenturnieren mit insgesamt 250 erreichten Punkten – das wären zwischen fünf und sieben Turnieren. Das sollte bis Ende 2019 erreicht sein. Gesetzt werden auch die Top 20 der Weltrangliste. Was für für mich eine Top-Voraussetzung ist, derzeit bin ich auf Platz vier. Aber auch der amtierende Kontinentalmeister (Europameister) ist gesetzt, das Turnier findet Pfingsten 2019 in Bayreuth statt.
Wie lange halten Sie das Level durch, Sie sind Jahrgang 1976?
Erfahrung ist glücklicherweise kein Hindernis bei dieser Sportart. Und so lange es Freude bringt, die Fitness mitmacht, und ich mithalten kann, bin ich dabei. Dabei plane ich von Großereignis zu Großereignis, also in Vierjahreszeiträumen. Solange es realistisch ist, bringe ich eine Menge Ehrgeiz mit. Wann ich aufhöre, möchte ich selbst entscheiden.
Sie sind Lehrer mit vollem Lehrauftrag, wie schaffen Sie das?
Der Spagat zwischen Leistungssport und Lehrerdasein ist schon eine große Herausforderung. Für mich ist das allerdings auch Lebensinhalt und wichtiger Teil meines Lebens.
Ich identifiziere mich nicht ausschließlich mit dem Erfolg im Sport, aber er bringt mir Freude, Abwechslung und Ausgleich.
Die nächsten zwei Jahre sind bestimmt von ...?
.... Weltranglistenturnieren und Europameisterschaften. Die Planung sieht auch viele Einzeltrainings vor, um mein Spiel weiter zu verbessern. In diesem Jahr geht es sicher wieder zu den Slowenien Open im Mai und zu den China Open im August. Saisonhöhepunkt wird die Einzelweltmeisterschaft in Slowenien.
Was treibt Sie an, und was ist Ihr größtes Ziel?
Spielfreude und auch der Ehrgeiz, meine erste Einzelmedaille bei einer WM zu holen. Die Weltspitze wird immer dichter. Fitness ist das eine, wichtig sind jedoch auch die Einzeltrainings mit Technik, Abläufen, Turnierbegleitung, Videoanalysen, Sparringspartner. Mein Ziel ist es, noch professioneller an die Sache heranzugehen. 40 von 52 Wochenenden verbringe ich für den Sport. Und das gerne und freiwillig.
Von welchem sportlichen Erfolg träumt der Tischtennisspieler Thomas Brüchle?
Das ist gleichzeitig Lieblings-Headline und eigener Anspruch: ,Thomas B. holt Optimum heraus’. Ich finde den echten Sportsgeist wirklich entscheidend. Dabei sind die Ziele schon hochgesteckt: So weit wie möglich zu kommen und natürlich auch gerne nach ganz oben.
Gibt es noch anderes als Schule und Sport?
Ja, ich nehme Auszeiten in Form von Trainingspausen. Es kann aber trotzdem sein, dass ich dann Sport mache und zum Beispiel mit Freunden mit dem Handbike unterwegs bin.
Wie sieht es aus mit Dopingkontrollen?
Bei meinem Kaderstatus kriege ich ab und zu Besuch von der Nada, der Nationalen Anti Doping Agentur. Das gehört halt zum sauberen Sport dazu. Auch wenn es nicht immer angenehm ist, ich bin dafür.
Welche Medaillen sollen es 2020 denn werden?
Eine tolle Sache wären die Einzel – und die Teammedaille. 2016 ging es mit der Mannschaft knapp an Gold vorbei, das soll dieses Mal nicht passieren. Dabei helfen auch die entsprechende sportärztliche Begleitung, Physio-Training und gelegentlich der Mentaltrainer der Nationalmannschaft.
Und was bedeutet für Sie die Unterstützung durch Aguti?
Die ist immens wichtig, denn die Kosten für einen Top-Trainer und unverzichtbare Lehrgänge wären sonst für mich nicht zu stemmen. Und ohne diese Trainingsmethoden geht es nicht mehr – da hat sich auch der paralympische Bereich deutlich weiterentwickelt. Als Semi-Profi muss ich mich diesen Bedingungen stellen. Die Paralympics, Welt- und Europameisterschaften, also die ganz großen Wettbewerbe, werden zwar überwiegend vom Verband finanziert. Die notwendigen Wertungsturniere und Trainingseinheiten kosten jedoch eine Menge Geld, das ich selbst aufbringen muss.