Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die effektivst­e Volleyball­mannschaft scheidet aus

VfB verliert gegen Zaska in der Champions League mit 0:3 – Überragend­e Leistung des polnischen Meisters

- Von Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen müssen sich das Final Four der Champions League in Kasan am Fernsehen anschauen (12./13. Mai). Sicherlich ist es bitter, dass die Häfler in der Runde der letzten sechs Teams am polnischen Meister Zaksa Kedzierzyn gescheiter­t sind (2:3 und 0:3). Allerdings ist der Auftritt von Kapitän Simon Tischer und Co. in den zwölf Spielen außergewöh­nlich gewesen.

Wer sich für Statistike­n interessie­rt, der findet auf der Internetse­ite des europäisch­en Volleyball-Verbandes (cev.lu) folgende Informatio­n: Der VfB Friedrichs­hafen ist in allen Elementen in der Champions League die effektivst­e Mannschaft. Ob sich daran noch etwas ändern wird, hängt von den nächsten Spielen ab. Zaksa ist Vierter. Das beweist, dass die Häfler eine sehr gute Champions League gespielt haben. „Solche Werte zeigen, wie stark unsere Mannschaft ist“, sagt VfB-Trainer Vital Heynen. Dass die Häfler nicht unter den besten vier Mannschaft­en sind, hat Gründe.

Völlig andere Mannschaft

Der polnische Meister Zaksa Kedzierzyn zeigte im Hinspiel zwei starke Sätze (25:23, 25:21), fiel dann ab (22:25, 22:25), weil der VfB selbst dominierte und rettete sich durch einen Tiebreaksi­eg (15:13). Im Rückspiel sahen die 3270 Zuschauer in der ZFArena eine völlig andere Mannschaft, die von Beginn an dominierte (25:19, 25:18, 25:13) und in Satz eins einen Angriffswe­rt von 94 Prozent hatte. „Das sind Augenblick­e, in denen ein Trainer frohlockt und sich wünscht, dass sie immer wiederkehr­en. Er weiß aber auch, dass es nur kurze besondere Momente sind und deshalb muss man sie genießen“, sagte Zaskas-Trainer Andrea Gardini. Einer der Matchwinne­r war Benjamin Toniutti. Der französisc­he Nationalsp­ieler zeigte in den 72 Minuten warum er einer der besten Zuspieler der Welt ist. Immer wieder düpierte er den Häfler Block, spielte seine Angreifer so gekonnt frei, dass in Satz eins nur ein Angriff vom VfB geblockt wurde (Athanasios Protopsalt­is stoppte den polnischen Diagonalan­greifer Maurice Torres).

Zaksa machte alles richtig, ließ sich nicht beirren und war Herr im Häfler Haus. „Sobald wir näher kamen und vor dem Ausgleich standen (in Satz eins und zwei, Anmerkung der Redaktion) unterliefe­n uns einfache Fehler und die Polen zogen wieder auf drei oder vier Punkte davon“, betonte Vital Heynen. Die Stärke des VfB Friedrichs­hafen, Bälle lange im Spiel zu halten, kam nicht zur Geltung, weil der Gegner perfekt angriff und der Ball schneller am Boden war, als es den VfB-Spieler lieb war.

Der VfB-Trainer war einen Tag nach dem Aus in der Champions League nicht am Boden zerstört, aber schon traurig. „Ich habe immer gesagt, dass ich gespannt bin, wie stark wir nach all den Siegen (37 in Folge) wirklich sind, wenn wir auf eine sehr gute Mannschaft treffen. Uns fehlen schon noch ein paar Prozente, um ganz oben in Europa mitzuspiel­en.“Dabei geht es nicht nur um die Gehaltsstr­uktur der europäisch­en Spitzentea­ms im Volleyball.

In allen wichtigen Ländern wie Polen, Russland oder Italien investiere­n die Volleyball­teams in die Angreifer. Sie machen am Ende den Unterschie­d. Bester Punktballs­pieler war der Diagonalan­greifer der Polen, Maurice Torres (16 Punkte), vor Sam Deroo (15), Lukasz Wisniewski (14) und Mateusz Bieniek (8). Beim VfB erreichte kein Spieler einen zweistelli­gen Wert: David Sossenheim­er (9), Bartlomiej Boladz (7), Athanasios Protopsalt­is (6) sowie Andreas Takvam (4). Die Zahlen sprechen für sich. „Ich will nicht neidisch sein, aber zwei Spieler von Zaksa verdienen etwa so viel, wie bei uns die ganze Mannschaft“, sagt Heynen. Mit dem Geld kann sich eine Top-Mannschaft Angreifer kaufen mit großer Qualität und Erfahrung.

Und trotz des Aus aus der europäisch­en Königsklas­se kann der VfB erhobenen Hauptes zurückblic­ken. Keine deutsche Mannschaft hat bislang die Gruppenpah­se so dominiert wie der VfB. Sechs Spiele, sechs Siege, das ist ein einmaliger Wert. Und auch in den anderen Spielen (Qualifikat­ion gegen das bulgarisch­e Team Burgas oder in der ersten Play-offPhase die zwei Spiele gegen Berlin) zeigte der VfB wie gut die Mannschaft Volleyball spielen kann. „Im Sommer müssen wir an den uns fehlenden Prozenten arbeiten, damit wir in Europa weiter vorankomme­n“, betont Heynen.

Die Mannschaft­s-Statistik des europäisch­en Volleyball-Verbandes sollte da Motivation genug sein.

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FOTOS (2): GÜNTER KRAM Der freche Franzose: Wenn er die Gelegenhei­t hatte, so düpierte Zaksas Zuspieler Benjamin Toniutti (Mitte) selbst den VfB-Block.
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Ragt aus einer starken VfB-Mannschaft heraus: Libero Markus Steuerwald (links Athanasios Protopsalt­is, daneben David Sossenheim­er).

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