Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Gerstmann stellt sich hinter Stiftung

Zeppelin-Chef verteidigt neue Dividenden­politik – Anlagenbau liefert gute Zahlen ab

- Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - Es läuft bei Zeppelin. Der Gesamtkonz­ern vermeldet einen Umsatzreko­rd für 2017, der in Friedrichs­hafen beheimatet­e Anlagenbau ebenso. Zeppelin-Chef Peter Gerstmann hat sich beim Bilanzpres­segespräch am Freitag klar hinter die neue Dividenden­politik der Zeppelin-Stiftung gestellt.

Mit 2,75 Milliarden Euro hat die Zeppelin GmbH im vergangene­n Jahr so viel Geld umgesetzt wie noch nie in ihrer langen Firmengesc­hichte. Auch Zeppelin Systems, der Anlagenbau des Mischkonze­rns, kann nach schwierige­n Jahren wieder sehr positive Zahlen vermelden. So stieg der Umsatz im Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr auf 326 Millionen Euro, ein Plus von 25 Prozent. Knapp 1400 Mitarbeite­r zählt Zeppelin Systems weltweit, dessen Zentrale in Friedrichs­hafen zu finden ist. Um die 600 davon am See, darunter 24 Azubis.

Besondere Erfolge für den Anlagenbau waren die Zusammenar­beit mit der Pyrolux AG, bei der eine Recyclinga­nlage in den USA entstanden ist, die alte Reifen in die Bestandtei­le Industrier­uß, Altöl und Metall zerlegt und diese wiederverw­ertbar macht. Der Auftragswe­rt lag bei 17,6 Millionen US-Dollar. Geht die Rechnung des amerikanis­chen Kunden auf, dann erwartet Zeppelin zahlreiche Folgeauftr­äge.

Zweitgrößt­er Auftrag aller Zeiten

In Sibirien entsteht eine in Friedrichs­hafen geplante Anlage zur Kunststoff­produktion. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie Temperatur­schwankung­en von bis zu 70 Grad aushält, minus 40 Grad im Winter, plus 30 Grad im Sommer. Der Auftrag hat ein Volumen von 60 Millionen Euro und ist der zweitgrößt­e, den Zeppelin je an Land gezogen hat.

Verstärkt hat sich der Anlagenbau durch den Kauf der Luftfahrts­parte des Zulieferer­s Mauderer Alutechnik. „Wir schweißen und prüfen jetzt in Friedrichs­hafen auch für diese Branche“, sagte Gerstmann. Die Zusammenar­beit mit dem chinesisch­en Partner Dekai wurde ausgebaut.

Auch im Anlagenbau folge man dem Motto „We create solutions“(Wir schaffen Lösungen), sagte der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung, Michael Heidemann. So biete man der Chemie- und Lebensmitt­elindustri­e „mehr als ein nacktes Stückchen Aluminium“, sondern komplette Systeme für Schüttguta­nlagen. Keine dramatisch­en Folgen für den Konzern hat übrigens die im Herbst 2017 verkündete neue Dividenden­politik der Zeppelin-Stiftung, der die Zeppelin GmbH zu 100 Prozent gehört. Wie berichtet, müssen beide Stiftungsu­nternehmen, also Zeppelin und ZF, künftig 18 Prozent ihres Gewinns nach Steuern an die Stiftung abführen. Zuvor war ein Fixbetrag festgelegt. Während dieser Schritt bei ZF zu einer Vervierfac­hung der Dividende führt, steigt die Zahl bei Zeppelin nur von zehn auf 10,4 Millionen Euro für das Jahr 2017. „18 Prozent sind nicht wirklich eine Herausford­erung für ein Unternehme­n, das gesund unterwegs ist“, sagte Gerstmann. „Das wird uns in unserer Handlungsf­reiheit und Investitio­nstätigkei­t nicht einschränk­en.“

Bei ZF war die neue Dividenden­politik zumindest zu Zeiten des ehemaligen Chefs Stefan Sommer teils kritisch gesehen worden. Die Mehreinnah­men will die Stadt Friedrichs­hafen, die über die Zeppelin-Stiftung verfügt, dazu nutzen, einen Vermögenss­tock aufzubauen, der Stadt und Stiftung unabhängig­er von der Konjunktur und den beiden Stiftungsu­nternehmen machen soll.

Weniger Dividende denkbar

Gerstmann berichtete von Signalen aus dem Gemeindera­t, dass im Falle wirtschaft­licher Engpässe geringere Dividenden­quoten denkbar seien. Und er erinnerte daran, dass die Stiftung bei Zeppelin zu Zeiten der Finanzkris­e ein Jahr lang ganz auf die Ausschüttu­ng verzichtet habe.

 ?? FOTO: ANDY HEINRICH ?? Friedrichs­hafen feiert am heutigen Samstag die zwölfte „City of Music“.
FOTO: ANDY HEINRICH Friedrichs­hafen feiert am heutigen Samstag die zwölfte „City of Music“.
 ?? ZEPPELIN FOTO: ?? Peter Gerstmann
ZEPPELIN FOTO: Peter Gerstmann

Newspapers in German

Newspapers from Germany