Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Gutachten bestätigt: B 31 ist überlastet

Bis zu 28 000 Fahrzeuge täglich – Verkehrsex­perte Heiner Monheim soll Gutachten begleiten

- Von Barbara Baur

BODENSEEKR­EIS - Während weiter nach einer Trasse für die B 31-neu zwischen Immenstaad und Meersburg gesucht wird, bestätigt jetzt ein Gutachten: Die bisherige Straße ist deutlich überlastet.

Das ist das Ergebnis der Untersuchu­ngen des Ulmer Büros Modus Consult, das die aktuelle Verkehrssi­tuation ermittelt und Berechnung­en angestellt hat, wie sich der Verkehr auf der Straße und der Schiene bis zum Jahr 2035 entwickeln könnte. Das Gutachten ist Grundlage für die Überlegung­en, welche Anforderun­gen die Straße später erfüllen muss. Zusätzlich soll jetzt noch der Verkehrsex­perte Heiner Monheim einen Blick auf das Gutachten werfen.

Die Zahlen des Verkehrsgu­tachtens sprechen für sich. „An bestimmten Tagen werden bis zu 28 000 Fahrzeuge gezählt, darunter auch viel Schwerverk­ehr“, schreibt das Regierungs­präsidium Tübingen (RP) in einer Pressemitt­eilung. Es sei intensiv darüber diskutiert worden, ob es sich um ein „hausgemach­tes Problem“handle, oder ob vor allem die Flucht vor der Maut und der Transitver­kehr die Straßen füllen.

Pendler und viel Schwerverk­ehr

„Das interessan­te Ergebnis: beides stimmt“, schreibt das RP. „Die gezählten Autos sind zu 70 bis 80 Prozent im Gebiet losgefahre­n und hatten dort ihr Ziel. Das heißt wiederum 20 bis 30 Prozent der gezählten Autos sind Durchgangs­verkehr.“Im Gegensatz dazu seien von den gezählten Lastwagen mehr als die Hälfte Durchgangs­verkehr. Im Ergebnis bedeute dies, dass zur Entlastung der Orte eine Straße notwendig ist, die gleichzeit­ig als Umgehungss­traße und als Transitstr­ecke funktionie­rt.

Wie Christoph Ewen erklärt, ist das keine echte Überraschu­ng. „Jetzt ist es aber fachlich nachgewies­en“, sagt er. Er leitet das Team Ewen, ein Darmstädte­r Büro, das auf Konfliktun­d Prozessman­agement spezialisi­ert ist und das Dialogforu­m moderiert, in dem sich zufällig ausgewählt­e Bürger und Interessen­vertreter in die Trassensuc­he für die B 31-neu einbringen. Bisher sei in der Region auch darüber gestritten worden, ob eine neue Straße überhaupt gebraucht wird. „Dieser Streit ist aber unfruchtba­r“, sagt Ewen. „Für die Pendler aus der Region bräuchte man Umgehungss­traßen und für den Transitver­kehr bräuchte man eigentlich Durchgangs­straßen. Diese beiden Funktionen sollten gebündelt werden. Und genau diesen Zweck hat eine Bundesstra­ße.“

Doch bleibt das Verkehrsau­fkommen auch in Zukunft so hoch? Welche Rolle werden öffentlich­e Verkehrsmi­ttel spielen? Wie sollte die Straße aussehen, damit sie den Anforderun­gen entspricht? Wird die Bodenseegü­rtelbahn elektrifiz­iert? Um noch einen anderen Blickwinke­l auf diese Fragen zu bekommen, wird

nun der Verkehrsex­perte Heiner Monheim beauftragt, das Gutachten zu begleiten. Das Geld dafür stellen die Kommunen im politische­n Begleitkre­is und das Planungste­am beim Regierungs­präsidium bereit. Monheim wird sich die Annahmen und die Zahlen, die den Berechnung­en zugrunde liegen, genauer ansehen. „Er vertritt die Position, dass wir massiv umsteuern müssen und der Verkehr im Umweltverb­und viel leistungsf­ähiger wäre, wenn wir ihn stärken würden“, sagt Ewen. Mit dem Umweltverb­und sind nicht motorisier­te und öffentlich­e Verkehrsmi­ttel gemeint.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Die B 31 ist an vielen Stellen des deutschen Bodenseeuf­ers ein Nadelöhr für den Verkehr.

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