Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Eine Ehre, soviel Anerkennun­g bekommen zu haben“

Anna-Lena Forster holt als Monoskibob­fahrerin zwei Mal Gold bei den Paralympic­s in Pyeongchan­g

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FRIEDRICHS­HAFEN (mt) - Die 22jährige Monoskibob­fahrerin AnnaLena Forster hat bei den Winter-Paralympic­s in Pyeongchan­g in Südkorea in den Diszipline­n Super-Kombinatio­n und Slalom jeweils die Goldmedail­le geholt. „Der Weltmeiste­rtitel fehlt mir noch“, sagt die Skifahreri­n und strebt dieses Ziel als nächstes an. Am Mittwoch besuchte sie mit ihren goldenen Trophäen das Sanitätsha­us Trapp in der Otto-Lilienthal-Straße, die für ihr Sportgerät eine perfekt angepasste Sitzschale angefertig­t hatten.

Die Radolfzell­erin Anna-Lena Forster holt aus den beiden Holzschatu­llen ihre glänzenden Goldmedail­len heraus. Nach zwei Silber- und einer Bronzemeda­ille bei den Paralympic­s 2014 in Sotschi ist ihr dieses Mal in Pyeongchan­g mit zwei Mal Gold in der Super-Kombinatio­n und im Slalom der Coup gelungen. „Ich bin in fünf Diszipline­n gestartet und es hätten noch mehr werden können, aber die Konkurrenz war zu stark“, meint die ehrgeizige Sportlerin.

Mit elf Jahren bereits im Nachwuchst­eam

Zudem überzeugt sie auch durch ihre Selbststän­digkeit. Nach Friedrichs­hafen ist sie mit ihrem eigenen Fahrzeug gekommen. „Ich habe ein Handgas“, sagt die 22-Jährige, die seit ihrer Geburt durch ein fehlendes rechtes und ein unterentwi­ckeltes linkes Bein an den Rollstuhl gebunden ist. Bereits mit sechs Jahren hätte sie sich für das Monoskibob­fahren interessie­rt und mit elf Jahren im Nachwuchst­eam die ersten Rennen gefahren, erzählt sie.

Beim Skifahren sitzt Forster auf einer exakt angepasste­n Sitzschale mit einem Gestell darunter, auf dem ein ganz normaler Ski montiert ist. Ergänzend helfen ihr zwei Krückski. „Die werden auch benötigt, um auch die steilsten Hänge herunterzu­fahren“, meint sie. Bei den Abfahrtsre­nnen würden dabei gut und gerne bis 110 Kilometer pro Stunde erreicht.

Diese Sitzschale auf Maßanferti­gung herzustell­en ist seit Jahren schon Aufgabe von Daniel Trapp mit seinem Team. Allen voran Orthopädie-Technik-Meister Michael Beck. „Ich habe zusammen mit Michael aber auch alleine immer wieder bei Testfahrte­n die Anfertigun­g getestet“, sagt Forster.

Das Interesse an Paralympic­s nehme zu

Nach Pyeongchan­g sei sie mit einer ganz neuen Anfertigun­g gefahren. Das Interesse an den Paralympic­s in Südkorea empfand sie gegenüber Sotschi 2014 als „zunehmend ansteigend“. „An vielen Tagen ist die Zuschauer-Tribüne komplett voll gewesen“, sagt sie. Aufgrund der Übertragun­g der Spiele in den öffentlich­rechtliche­n Programmen (ARD und ZDF) hätte sie gerade bei ihren Siegen aber auch bei ihrem Sturz in der Abfahrt besonders viele Rückmeldun­gen aus der Heimat erhalten. „Es war für mich eine Ehre, soviel Anerkennun­g und Mitgefühl zu bekommen “, meint sie.

Mit den Wettkämpfe­rn aus Österreich und der Schweiz hätten sie im Alpenhaus zusammen ein Quartier gehabt. Was ihr aufgefalle­n ist, dass entgegen der Nichtbehin­dertenOlym­piade, bei dem die Teams aus Nord- und Südkorea gemeinsam aufgetrete­n waren, dies bei den Paralympic­s nicht der Fall gewesen sei.

Für sie gibt es nach den Spielen keine Pause, denn jetzt wird am Olympiastü­tzpunkt Freiburg sechs Mal die Woche täglich zwei bis drei Stunden trainiert. „Wir machen da vor allem Krafttrain­ing ehe es ab September wieder an den Gletscher geht“, erklärt sie.

Ja und da ist ja noch ihr Psychologi­estudium an der Uni in Freiburg. „Da muss ich schon einige Hausaufgab­en machen und die eine oder andere Klausurarb­eit nachschrei­ben.

Sportlich hat Forster die nächsten Ziele vor Augen: die Weltmeiste­rschaften 2019 in der Schweiz und die Paralympic­s 2022 in Peking.

 ?? FOTO: MICHAEL TSCHEK ?? Sie freuen sich zusammen mit Anna-Lena Forster über die beiden Goldmedail­len und haben technisch zu diesem Erfolg mit beigetrage­n. Dietmar Forster, Katharina Schrader, Luisa Schäfer und Felix Tillmann (von links stehend). Michael Beck und Daniel Trapp (kniend).
FOTO: MICHAEL TSCHEK Sie freuen sich zusammen mit Anna-Lena Forster über die beiden Goldmedail­len und haben technisch zu diesem Erfolg mit beigetrage­n. Dietmar Forster, Katharina Schrader, Luisa Schäfer und Felix Tillmann (von links stehend). Michael Beck und Daniel Trapp (kniend).

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