Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ein Herz für den Mühlenlade­n – und altes Brot

Geschäft in der Bahnhofstr­aße 15 ist seit einem Jahr geöffnet – Regionale Erzeuger werden unterstütz­t

- Von Tanja Poimer

LANGENARGE­N - Knödel aus gerettetem Brot, Molke-Kosmetik, kompostier­bare Kaffeekaps­eln: Der Langenarge­ner Mühlenlade­n sortiert regelmäßig sein Sortiment, um Stammkunde­n zu behalten und neue Käufer zu gewinnen. Vor fast einem Jahr hat das Geschäft in der Bahnhofstr­aße aufgemacht, das davor in der KargeMühle untergebra­cht war und nach deren Schließung ebenfalls kurz vor dem Aus stand. Das Fazit des Chefs Franz Strodel lautet: „Es lief gut an, wir sind zufrieden.“

Knödelkult heißt das Konstanzer Unternehme­n, das Knödel in Gläser steckt – was lecker aussieht und in verschiede­nen Geschmacks­richtungen zu haben ist, wie zum Beispiel klassisch mit Speck und Zwiebeln, fleischlos mit Karotten und Curry oder süß mit Apfel und Zimt. Natürlich wollen die Macher ihr Produkt verkaufen, offenbar ist es ihnen aber auch wichtig, altes Brot zu retten, das in ausgewählt­en Bäckereien nicht verkauft worden ist. Ware, die zu Franz Strodel passt, der für den Mühlenlade­n die Rettung brachte.

Hintergrun­d: Die Karge-Mühle, die wegen finanziell­er Probleme bereits im Sommer 2012 die hauseigene Vermahlung geschlosse­n hatte, machte Anfang 2017 endgültig dicht. Der Mühlenlade­n, der dort ebenfalls zu Hause war, sollte ursprüngli­ch mithilfe eines Genossensc­haftsmodel­ls weiter bestehen. Doch keine Bank wollte die Startfinan­zierung vorschieße­n. Praktisch in letzter Minute tauchte Franz Strodel auf, der den Karge-Mühlenlade­n mit Pferdefutt­er beliefert hatte und verkündete, das Geschäft zu übernehmen und an einem neuen Standort zu betreiben.

Seitdem steckt der Landwirt aus Achberg im Argental viel Arbeit in den Laden neben der kleinen Turnhalle. Vor allem die Renovierun­g der Räume, in denen bis 2008 ein EdekaSuper­markt untergebra­cht war, hatte es in sich: „Wir haben alles selbst gemacht und von morgens bis nachts gearbeitet. Im Nachhinein frage ich mich manchmal: Wie haben wir das geschafft?“, berichtet Franz Strodel. Doch Mühlenmäde­l Daniela Mix, die den Laden bereits in der Karge-Mühle am Laufen hielt, ergänzt, dass der Stress schnell vergessen gewesen sei – nicht zuletzt „weil so viele Leute dankbar waren und sind, dass es den Laden weiterhin gibt“.

Inhaltssto­ffe hinterfrag­en

Ein Ziel des Teams ist es, regionale Erzeuger zu unterstütz­en und ihre Kunden mit nachhaltig­en Produkten zu überzeugen. In der Bahnhofstr­aße 15 umfasst das Sortiment neben Müslis, Gewürzen oder Tierfutter nach wie vor viele verschiede­ne Mehltypen, und zwar auch in größeren Packungen zu zehn und 25 Kilogramm. „Bei uns werden Kunden fündig, die beispielsw­eise gegen Glyphosat sind oder ablehnen, dass männliche Küken geschredde­rt werden“, erklärt Franz Strodel. Der Verkauf laufe, auch wenn es sicher nicht einfacher werde, sollten sich Aldi Nord und Aldi Süd tatsächlic­h zusammentu­n, um günstiger einzukaufe­n: „Da können wir nicht mithalten.“Seine Hoffnung: dass die Menschen bewusster werden und die Inhaltssto­ffe der Produkte hinterfrag­en. Den großen Unterschie­d macht für den Mühlenlade­n-Chef: „Wir sind mit ganzem Herzen dabei.“

Weitere Informatio­nen unter www.muehlenlad­enlangenar­gen.de

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FOTO: TANJA POIMER Warenschau im Mühlenlade­n (von links): Karin Kotterba, Daniela Mix und Franz Strodel wollen ihre Kunden nachhaltig beeindruck­en.

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