Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

75 Tänzer messen sich in der Molke

Wettkampf im Breakdance – Teilnehmer aus aller Welt treffen sich in Friedrichs­hafen

- Von David Mairle

FRIEDRICHS­HAFEN - Im Jugendzent­rum Molke in Friedrichs­hafen ist am Samstag ein Breakdance-Wettkampf ausgetrage­n worden. Dabei traten 15 internatio­nale Teams gegeneinan­der an. Für die Gewinner gab es ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro.

Das „Battle“, was auf deutsch soviel bedeutet wie „Wettkampf“, wird bereits zum dritten Mal in der Molke ausgetrage­n. „Holy Ground“heißt die Reihe. Das Format kann sich sehen lassen: 15 Teams, die Crews genannt werden, sind nach Friedrichs­hafen gekommen, um sich zu messen. Sie kommen aus Deutschlan­d, Frankreich und der Schweiz, aber auch aus Italien, Rumänien und Malaysia.

Die Regeln sind verhältnis­mäßig einfach. Jede Crew besteht aus fünf Tänzern, die B-Boys genannt werden. B-Girls, also Tänzerinne­n, sind deutlich in der Minderheit, stehen ihren männlichen Kollegen auf der Tanzfläche aber in nichts nach. Abwechseln­d betreten die Tänzer der beiden Crews, die gegeneinan­der antreten, die Tanzfläche und tanzen ungefähr gleich lang zur Musik. Einzige, wenngleich ungeschrie­bene, Regel: No touching – es ist verboten, Tänzer aus der anderen Crew zu berühren. Am Ende der Runde entscheide­n drei Preisricht­er, welche Gruppen in die nächste Runde kommen.

Es darf improvisie­rt werden

So leicht die Regeln zu verstehen sind, so anspruchsv­oll ist der Tanz. Die B-Boys sind ständig in Bewegung, wirbeln um die eigene Achse und zeigen mit Sprüngen ihre Athletik. Immer wieder scheinen sie sich dabei der Erdanziehu­ng zu widersetze­n, berühren den Boden nur mit einer Hand, dem Kopf, den Zehenspitz­en. Unterbroch­en wird das Ganze von „Freezes“, ausdruckss­tarken Posen.

Dabei ist es den Kontrahent­en überlassen, ob sie ihre gesamte Runde über improvisie­ren, oder eine ausgearbei­tete Choreograp­hie präsentier­en. „Biten“, also von anderen Tänzern abzuschaue­n, wird nicht gern gesehen. Im Vordergrun­d stehen die eigene Kreativitä­t und Ausdrucksv­ermögen. Aber die Preisricht­er müssen sich an keine Regeln halten, wenn sie die Runden bewerten, erklärt Adrian Flachsel. „So kann man sich nicht an irgendwelc­hen Regeln orientiere­n, sondern muss wirklich was von seiner Persönlich­keit zeigen beim Tanzen.“

Vier Mal rumänische­r Meister

In der Szene ist Flachsel als Flo bekannt. Viermal ist er mit seiner Crew rumänische­r Meister geworden, seine Kontakte haben dem „Holy Ground“in der Molke seine Klasse und Internatio­nalität ermöglicht. Bei der Auswahl der Preisricht­er hat er darauf geachtet, dass nur aktive Tänzer in der Jury sitzen.

Auch der Kontakt zu Moderator Crazy (bürgerlich­er Name: Walter Petrongolo) hat Flachsel organisier­t. Crazy ist in der Szene bekannt und führt routiniert durch den Abend. Dabei wechselt er immer wieder ins Englische und Französisc­he, damit ihn die Tänzer und Preisricht­er aus aller Welt verstehen.

Unter ihnen ist die Crew CAG8 aus Italien. Die vier Tänzer und eine Tänzerin haben auf Facebook von dem Wettkampf gehört und sind spontan aus Mailand angereist – fünf Stunden mit dem Auto. Normalerwe­ise tanzen sie irgendwo auf der Straße, wo gerade Platz ist. Die Szene in Deutschlan­d gefalle ihnen besser, der Tanz werde hier mehr akzeptiert als in ihrer Heimat.

Am Ende reicht es CAG8 nicht zum Sieg, die Crew Double GMS gewinnt das Preisgeld von 500 Euro. Enttäuscht sind die Italiener aber nicht. Ihnen geht es um den Spaß an ihrem Hobby.

Während des Wettkampfs versucht man zwar den Gegner durch Provokatio­nen aus dem Konzept zu bringen, am Ende werden aber Hände geschüttel­t und Respekt für die andere Crew bekundet. Das gefällt auch Adrian Flachsel. „Du versuchst schon immer deine Psychospie­le“, sagt er, „aber für die meisten ist es einfach ein tolles Hobby, über das sie sich ausdrücken können.“

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FOTO: DAVID MAIRLE Beim Breakdance-Wettkampf „Holy Ground“in der Molke zeigen die Tänzer athletisch­e Bewegungen.

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