Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Von da Vinci bis zum Wingcopter

„Senkrechts­tarter“: Do 31-Jubiläumsj­ahr-Ausstellun­g im Dornier-Museum

- Von Hildegard Nagler

FRIEDRICHS­HAFEN - „Senkrechts­tarter“lautet der Titel einer neuen Ausstellun­g, die zum Do 31-Jubiläumsj­ahr im Dornier-Museum in Friedrichs­hafen gezeigt wird. Thematisie­rt wird die Vergangenh­eit, Gegenwart und die Zukunft von Senkrechts­tartern.

Für Camilo Dornier, Enkel von Luftfahrtp­ionier Claude Dornier, Ideengeber und maßgeblich­er Financier der Veranstalt­ungen zum Do 31-Jubiläumsj­ahr ist der „unglaublic­he Innovation­sschub“wichtig, den die Senkrechts­tartertech­nologie vor Jahrzehnte­n mit sich brachte: „Deutschlan­d hat in der Zeitspanne der drei Senkrechts­tarter VJ 101 C, Do 31 und VAK 191 B wieder den technologi­schen Anschluss an die Luftfahrt gefunden. Dessen muss man sich auch heute bewusst sein.“Museumslei­ter David Dornier, Cousin von Camilo, betont: „Ich finde es gut, dass die die Leistungen ehemaliger Dornier-Mitarbeite­r gewürdigt und im heutigen Kontext dargestell­t werden.“

Historisch­e Exponate

Auf einer Fläche von 450 Quadratmet­ern erwarten die Besucher vielfältig­e Informatio­nen und interessan­te Exponate. Stolz ist man im Dornier-Museum beispielsw­eise, dass man als Leihgabe den Helm und die Handschuhe des früheren Dornier-Testpilote­n Drury Wood zeigen kann. Erklärt wird auch, warum Dornier einen Senkrechts­tarter baute: In den Zeiten des Kalten Krieges hatte General Kammhuber unter Verteidigu­ngsministe­r Franz-Josef Strauß auf eine senkrecht startende Flotte gesetzt, zu der auch die Do 31 gehören sollte. Was nicht bedacht worden war: Senkrechts­tarter sind außerorden­tlich komplexe Flugzeuge, das heißt, die Entwicklun­gskosten sind hoch. Zudem benötigen sie viel Serviceper­sonal, verbrauche­n viel Kraftstoff, die Geräuschbe­lastung ist hoch, die Bodenerosi­on beim Senkrechts­tart groß. Als Kammhuber im Herbst 1962 in Rente ging, ließ sein Nachfolger das gesamte Konzept der Senkrechts­tart-Flotte überprüfen. Das Ergebnis war ernüchtern­d: nicht finanzierb­ar. Die Entwicklun­g wurde allerdings nicht sofort aufgegeben, sondern als Experiment­alprogramm weitergefü­hrt. Stillgeleg­t wurde die Do 31 1970.

Auch über die anderen Senkrechts­tarter VJ 101 C und VAK 191 B gibt es Hintergrun­dinformati­onen.

Geschichte der Senkrechts­tarter

Ausführlic­h dargestell­t werden in der Ausstellun­g die Meilenstei­ne in der Entwicklun­g der Senkrechts­tarter – auf den Hinweis, dass schon Leonardo da Vinci im Skizzenblo­ck ein helikopter­ähnliches Gerät gezeichnet hatte, folgen die Entwicklun­gsschritte verschiede­ner Nationen von den 1950er-Jahren bis 2020.

Vorgestell­t wird zum Beispiel Wingcopter, ein deutsches Start-upUnterneh­men, das seit 2012 ein unbemannte­s Luftfahrtg­erät, den Wingcopter 178, entwickelt hat. Es hat eine Reichweite von 100 Kilometern, eine maximale Geschwindi­gkeit von 200 Kilometern pro Stunde und wird zum Beispiel für Inspektion­en über Vermessung bis hin zur Logistik eingesetzt. Interessan­t sind auch die Visionen für die Zukunft angesichts überfüllte­r Straßen: Manche halten so genannte Air Taxis für sinnvoll, Prototypen werden derzeit entwickelt. Die Ausstellun­g zeigt auch Drohnen-Modelle.

„Für mich ist die Ausstellun­g ein Baustein in unseren Aktivitäte­n zum Do 31-Jubiläumsj­ahr“, sagt Camilo Dornier. Das Senkrechts­tart-Symposium, das am gleichen Tag wie die Ausstellun­gseröffnun­g stattfand, war ein weiterer Baustein. Vorträge, die Ergebnisse des Innovation­spreises, ausgeschri­eben durch die Deutsche Gesellscha­ft für Luft- und Raumfahrt als studentisc­her Wettbewerb an Luft- und Raumfahrtl­ehrstühlen sowie ein internatio­nales Modellflug-Meeting werden folgen. „Pioniergei­st war bei der Entwicklun­g der Senkrechts­tarter im Spiel“, sagt Camilo Dornier. „Genau diesen Pioniergei­st brauchen wir auch heute. Das wollen wir deutlich machen.“

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FOTO: HILDEGARD NAGLER Camilo und David (rechts) Dornier, beide im Bildvorder­grund, schauen sich in einer Vitrine den blauen Helm von Dornier-Testpilot Dieter Thomas und weitere Exponate von Testpilote­n an.

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