Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Klimaschut­z zum Mitmachen

Solawi Bodensee baut für 40 000 Euro Bildungspr­ogramm auf – Es steht allen Interessie­rten offen

- Von Harald Ruppert www.solawi-bodensee.de

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Verein Solawi Bodensee erhält 32 000 Euro vom Bundesumwe­ltminister­ium. 118 Solawi-Initiative­n gibt es in Deutschlan­d, aber nur drei davon haben eine Förderzusa­ge erhalten. Das Geld wird im Rahmen der Nationalen Klimaschut­zinitiativ­e vergeben. Solawi startet damit ein Bildungspr­ogramm für jedermann.

In Vorträgen, Führungen und handfesten gärtnerisc­hen Aktionen wird bis Mitte 2019 klimafreun­dliches Verhalten vermittelt. „Wir brauchen vor dem großen Wort Klimawande­l nicht den Kopf in den Sand zu stecken“, sagt beim Pressegesp­räch Katrin Fieberitz, die Gärtnerin und Projektlei­terin Bildung von Solawi. „Stecken wir sie lieber in die Erde“, fügt Solawi-Mitglied Karin Schwind an. Sie ist eine der SolawiStüt­zen, die regelmäßig auf dem Acker steht und mit anpackt.

Kurse für jedermann

Im Aktionspro­gramm „Ackern für den Klimaschut­z“werden Grundlagen vermittelt: Wie kann man im eigenen Garten Gemüse anbauen? „Denn der direkteste Weg zum Teller führt nun mal über den eigenen Garten“, sagt Fieberitz. Eine Führung auf dem Solawi-Acker ruft alte, fast vergessene Gemüsesort­en in Erinnerung und gibt praktische Kochtipps. Eine andere Führung weist auf leicht übersehene essbare Kräuter am Wegesrand hin, in einem Workshop für die ganze Familie wird ein solarbetri­ebenes Gerät zum Dörren von Obst gebaut und auch das Einwecken kann man sich beibringen lassen: Omas Methode zum Konservier­en von Obst und Gemüse ist eine stromspare­nde Alternativ­e zum Einfrieren. Rund 40 000 Euro steckt Solawi in dieses Jahresprog­ramm – 8000 Euro mehr, als das Bundesumwe­ltminister­ium bereitstel­lt. Die Lücke will Solawi mit Eigenmitte­ln füllen und über die Gebühren der Teilnehmer hereinhole­n. Diese Gebühren sind günstig. So kostet der sechsstünd­ige Kurs über gärtnerisc­hes Grundwisse­n gerade mal acht Euro.

Ein wichtiger Partner von Solawi ist der schweizeri­sche BodenFruch­tbarkeit-Fonds. „Er will landwirtsc­haftlichen Betrieben ermögliche­n, die Fruchtbark­eit des Bodens wieder aufzubauen“, sagt Katrin Fieberitz. Die Fruchtbark­eit steht und fällt mit der Humusschic­ht. Auf dem sehr lehmigen Solawi-Acker, auf dem früher auf konvention­elle Weise Mais angebaut wurde, ist der Humus nur noch fünf Zentimeter stark. Im angrenzend­en Wald dagegen bis zu einem Meter, weiß Tillmann Stottele, Leiter des Amts für Umweltschu­tz in Friedrichs­hafen.

Die Bodenquali­tät verbessert sich langsam, aber merklich. Solawi versucht es durch Mulchen und Kompostier­en, auch mit Rinder- und Pferdemist. Zudem muss der Boden Wurzelmass­e aufbauen. „Wurzeln schaffen die Verbindung zu Sauerstoff und Wasser in tieferlieg­enden Schichten“, sagt Katrin Fieberitz. Wer wissen will, worauf es in der Boden-Analyse ankommt, dem ist der Kurs „Spatendiag­nose“zu empfehlen, den der Boden Fruchtbark­eit Fonds am Samstag, 21. April, bei Solawi durchführt. Bereits am Freitag, 20. April, findet in Kooperatio­n mit dem Fonds der Filmtag „Der Boden geht uns alle an“im Kino Studio 17 statt. Dokus zeigen unter anderem die Zusammenhä­nge zwischen Bodenquali­tät, Landwirtsc­haft und Klimaverän­derung. Beginn des Filmtags ist um 18.30 Uhr, der Eintritt ist frei.

Kräuter auf 400 Quadratmet­ern

Wo früher nur Mais wuchs, keimt und sprießt auf dem Solawi-Acker in Raderach jetzt eine Vielzahl von Essbarem: Zwiebeln, Knoblauch, Fenchel, Lauch, Möhren, Pastinaken, dicke Bohnen, diverse Salate und Kohlrabi. In zwei Wochen werden auch wieder Kartoffeln in den Boden gesteckt. Den Kräutergar­ten wiederum haben die Solawi-Mitglieder auf inzwischen rund 400 Quadratmet­er vergrößert. Wenn am Wochenende die Ernteantei­le an die Mitglieder verteilt werden, sind immer rund zehn Kräuterart­en mit dabei. „Mehr als auf den Ständen beim Wochenmark­t“, meint Katrin Fieberitz. Für Solawi-Mitglied und Grünen-Stadtrat Gerhard Leiprecht ist der Kräutergar­ten eine Offenbarun­g: „Ich habe durch die Kräuter einen ganz anderen Salat-Begriff.“

Jahresprog­ramm

Das von Solawi gibt es im Internet unter

 ?? FOTO: HARALD RUPPERT ?? Bei Solawi in Raderach gibt es immer was zu tun. Auch Raderachs Ortsvorste­her Bruno Mainz und seine Frau Eva (Mitte) schauen sich an, wie das Projekt vorankommt.
FOTO: HARALD RUPPERT Bei Solawi in Raderach gibt es immer was zu tun. Auch Raderachs Ortsvorste­her Bruno Mainz und seine Frau Eva (Mitte) schauen sich an, wie das Projekt vorankommt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany