Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ganztagsbetreuung und Hort sollen sich ergänzen
Rat diskutiert Betreuungsmodell für Grundschule Markdorf – Doppelstruktur soll abgeschafft werden
MARKDORF - Eine Grundschule, zwei Betreuungsformen für den Nachmittag: Wenn es nach dem Gemeinderat der Stadt Markdorf geht, sollte die Doppelstruktur, die in der Jakob-Gretser-Schule besteht, beendet werden. Ein Konzept, die Ganztagsbetreuung der Schule und die Hortbetreuung der Stadt zusammenzulegen, wird derzeit erarbeitet. Viel Zeit bleibt nicht mehr: Zum Schuljahr 2018/19 soll die neue Betreuungsform stehen. Einen Zwischenbericht gab es in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend.
Ausgangslage ist ein Antrag der Umweltgruppe. Die Fraktion hatte im Mai 2017 gefordert, dass der Hort zum nächstmöglichen Zeitpunkt geschlossen wird. Die beiden Betreuungsformen an der Grundschule sollten zu einem flexiblen und qualitativ hochwertigen Ganztagsangebot zwischen Schule und Gemeinde weiterentwickelt werden. Der Gemeinderat stimmte diesem Antrag zu.
Eltern schätzen Flexibilität
Wie Bürgermeister Georg Riedmann berichtete, wurde daraufhin eine Arbeitsgruppe mit Elternvertretern, Schule, dem Kinderhaus Alte Schule und der Verwaltung eingerichtet. In sechs Arbeitssitzungen habe sich herausgestellt, dass Eltern die bisherige Flexibilität nicht aufgeben möchten. Deshalb schlage die Arbeitsgruppe vor, die Trennung zwischen Hort und Ganztag aufzuheben und die beiden Betreuungsformen einander anzunähern. Der Plan ist, dass die kostenlose Ganztagsbetreuung künftig um 15 Uhr endet. Die Betreuung, die darüber hinaus geht, soll durch den Hort erfolgen und kostenpflichtig sein. Das bedeutet, dass über einen Zeitkorridor von 90 Minuten diskutiert wird: Zwischen 13.30 und 15 Uhr würden dann die Ganztagsschule greifen.
Die Ganztagsschule ist – im Gegensatz zum Hort – an die Schulpflicht gebunden und kostenlos. Während die Kinder im Hort von städtischen Erziehern betreut werden, stellt das Land Baden-Württemberg für die Ganztagsbetreuung Lehrerstunden zur Verfügung. Im Ganztag an der Jakob-Gretser-Schule werden die Kinder derzeit an vier Tagen in der Woche betreut, also von 8 bis 16 Uhr. „Der Erlass des Landes sieht an vier oder drei Tagen in der Woche aber nur sieben Stunden vor, inklusive Mittagspause. Das wäre von 8 bis 15 Uhr“, sagte Bürgermeister Georg Riedmann. Pro Tag sei also eine Stunde zu viel angeboten worden. Das sei der Grund, warum die Lehrerstunden nie ausgereicht hätten.
Die Jakob-Gretser-Grundschule wird als offene Ganztagsschule geführt. Das bedeutet, die Nachmittagsbetreuung ist nicht verpflichtend. Sie wurde ursprünglich über den Hort etabliert, den es schon seit vielen Jahren gibt: ein städtisches Angebot für die Betreuung der Kinder am Nachmittag. Die Hortzeiten können von den Eltern flexibel gebucht werden. Sie sind kostenpflichtig. Die Eltern müssen für die Zeit zahlen, in der sie ihre Kinder angemeldet haben. Verpflichtend ist das Angebot aber nicht, denn es ist nicht an die Schulpflicht gekoppelt. Dadurch sind die Familien flexibel und können auch spontan entscheiden, ob sie die Betreuung im Hort in Anspruch nehmen oder nicht. Der Hort wird an allen Schultagen von 12.15 bis 17.15 Uhr angeboten.
Gleiche Betreuung für alle Kinder
„Aus unserer Sicht kann es nicht sein, dass nur sozial Schwache den Ganztag in Anspruch nehmen und die, deren Eltern es sich leisten können, das andere Betreuungsmodell wählen“, sagte Schulleiter Andreas Geiger. Ähnlich sah es Uwe Achilles (SPD). „Wir sollten gewährleisten, dass Schüler Qualität nicht nach dem Geldbeutel erfahren“, sagte er. Christiane Oßwald (UWG) ging es vor allem um die Aufhebung der Doppelstruktur: „Das sollten wir einfach ad acta legen.“Dietmar Bitzenhofer (FW) betonte, dass die Ganztagsschule mehr Vorteile als Nachteile bringe. „Momentan ist die Nachmittagsbetreuung ein gewisser Bauchladen“, sagte Kerstin Mock (CDU). Deshalb sei es notwendig, ihn neu zu strukturieren.
Unter den Zuhörern waren viele Eltern. In der Bürgerfrageviertelstunde wurde deutlich, dass sie sich Sorgen um die Qualität und Flexibilität der Betreuung machen. Sie wollten etwa wissen, welche Indikatoren die Verwaltung vorsieht, um sie zu messen, wie der Personalschlüssel aussehe, ob die Ganztagsschule verpflichtend für alle werde oder wie die Flexibilität in der Betreuung gedacht sei.
Bevor der Gemeinderat über das weitere Vorgehen entscheiden wird, ist eine weitere Sitzung der Arbeitsgruppe geplant. Sie wird den Abschlussbericht dem Gemeinderat vorlegen. Eine Beschlussfassung zum neuen Betreuungsmodell ist in der Sitzung am 3. oder 24. Juli geplant.