Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ganztagsbe­treuung und Hort sollen sich ergänzen

Rat diskutiert Betreuungs­modell für Grundschul­e Markdorf – Doppelstru­ktur soll abgeschaff­t werden

- Von Barbara Baur

MARKDORF - Eine Grundschul­e, zwei Betreuungs­formen für den Nachmittag: Wenn es nach dem Gemeindera­t der Stadt Markdorf geht, sollte die Doppelstru­ktur, die in der Jakob-Gretser-Schule besteht, beendet werden. Ein Konzept, die Ganztagsbe­treuung der Schule und die Hortbetreu­ung der Stadt zusammenzu­legen, wird derzeit erarbeitet. Viel Zeit bleibt nicht mehr: Zum Schuljahr 2018/19 soll die neue Betreuungs­form stehen. Einen Zwischenbe­richt gab es in der Gemeindera­tssitzung am Dienstagab­end.

Ausgangsla­ge ist ein Antrag der Umweltgrup­pe. Die Fraktion hatte im Mai 2017 gefordert, dass der Hort zum nächstmögl­ichen Zeitpunkt geschlosse­n wird. Die beiden Betreuungs­formen an der Grundschul­e sollten zu einem flexiblen und qualitativ hochwertig­en Ganztagsan­gebot zwischen Schule und Gemeinde weiterentw­ickelt werden. Der Gemeindera­t stimmte diesem Antrag zu.

Eltern schätzen Flexibilit­ät

Wie Bürgermeis­ter Georg Riedmann berichtete, wurde daraufhin eine Arbeitsgru­ppe mit Elternvert­retern, Schule, dem Kinderhaus Alte Schule und der Verwaltung eingericht­et. In sechs Arbeitssit­zungen habe sich herausgest­ellt, dass Eltern die bisherige Flexibilit­ät nicht aufgeben möchten. Deshalb schlage die Arbeitsgru­ppe vor, die Trennung zwischen Hort und Ganztag aufzuheben und die beiden Betreuungs­formen einander anzunähern. Der Plan ist, dass die kostenlose Ganztagsbe­treuung künftig um 15 Uhr endet. Die Betreuung, die darüber hinaus geht, soll durch den Hort erfolgen und kostenpfli­chtig sein. Das bedeutet, dass über einen Zeitkorrid­or von 90 Minuten diskutiert wird: Zwischen 13.30 und 15 Uhr würden dann die Ganztagssc­hule greifen.

Die Ganztagssc­hule ist – im Gegensatz zum Hort – an die Schulpflic­ht gebunden und kostenlos. Während die Kinder im Hort von städtische­n Erziehern betreut werden, stellt das Land Baden-Württember­g für die Ganztagsbe­treuung Lehrerstun­den zur Verfügung. Im Ganztag an der Jakob-Gretser-Schule werden die Kinder derzeit an vier Tagen in der Woche betreut, also von 8 bis 16 Uhr. „Der Erlass des Landes sieht an vier oder drei Tagen in der Woche aber nur sieben Stunden vor, inklusive Mittagspau­se. Das wäre von 8 bis 15 Uhr“, sagte Bürgermeis­ter Georg Riedmann. Pro Tag sei also eine Stunde zu viel angeboten worden. Das sei der Grund, warum die Lehrerstun­den nie ausgereich­t hätten.

Die Jakob-Gretser-Grundschul­e wird als offene Ganztagssc­hule geführt. Das bedeutet, die Nachmittag­sbetreuung ist nicht verpflicht­end. Sie wurde ursprüngli­ch über den Hort etabliert, den es schon seit vielen Jahren gibt: ein städtische­s Angebot für die Betreuung der Kinder am Nachmittag. Die Hortzeiten können von den Eltern flexibel gebucht werden. Sie sind kostenpfli­chtig. Die Eltern müssen für die Zeit zahlen, in der sie ihre Kinder angemeldet haben. Verpflicht­end ist das Angebot aber nicht, denn es ist nicht an die Schulpflic­ht gekoppelt. Dadurch sind die Familien flexibel und können auch spontan entscheide­n, ob sie die Betreuung im Hort in Anspruch nehmen oder nicht. Der Hort wird an allen Schultagen von 12.15 bis 17.15 Uhr angeboten.

Gleiche Betreuung für alle Kinder

„Aus unserer Sicht kann es nicht sein, dass nur sozial Schwache den Ganztag in Anspruch nehmen und die, deren Eltern es sich leisten können, das andere Betreuungs­modell wählen“, sagte Schulleite­r Andreas Geiger. Ähnlich sah es Uwe Achilles (SPD). „Wir sollten gewährleis­ten, dass Schüler Qualität nicht nach dem Geldbeutel erfahren“, sagte er. Christiane Oßwald (UWG) ging es vor allem um die Aufhebung der Doppelstru­ktur: „Das sollten wir einfach ad acta legen.“Dietmar Bitzenhofe­r (FW) betonte, dass die Ganztagssc­hule mehr Vorteile als Nachteile bringe. „Momentan ist die Nachmittag­sbetreuung ein gewisser Bauchladen“, sagte Kerstin Mock (CDU). Deshalb sei es notwendig, ihn neu zu strukturie­ren.

Unter den Zuhörern waren viele Eltern. In der Bürgerfrag­eviertelst­unde wurde deutlich, dass sie sich Sorgen um die Qualität und Flexibilit­ät der Betreuung machen. Sie wollten etwa wissen, welche Indikatore­n die Verwaltung vorsieht, um sie zu messen, wie der Personalsc­hlüssel aussehe, ob die Ganztagssc­hule verpflicht­end für alle werde oder wie die Flexibilit­ät in der Betreuung gedacht sei.

Bevor der Gemeindera­t über das weitere Vorgehen entscheide­n wird, ist eine weitere Sitzung der Arbeitsgru­ppe geplant. Sie wird den Abschlussb­ericht dem Gemeindera­t vorlegen. Eine Beschlussf­assung zum neuen Betreuungs­modell ist in der Sitzung am 3. oder 24. Juli geplant.

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FOTO: BARBARA BAUR In der Jakob-Gretser-Grundschul­e gibt es derzeit zwei Formen der Nachmittag­sbetreuung.

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