Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Kein Konzert ohne „Sugar Baby“
Peter Kraus rockt mit Kulthits der 50er- und 60er- Jahre das Graf-Zeppelin-Haus
FRIEDRICHSHAFEN - Mit einem viel umjubelnden Konzert hat sich AltRock’n Roller Peter Kraus nach vier Jahren Pause am Donnerstagabend im ausverkauften Graf-ZeppelinHaus eindrucksvoll auf der Bühne zurückgemeldet. Dabei nahm der inzwischen 79-jährige Österreicher seine 900 Fans mit auf eine musikalische Reise, die die 50er- und 60erJahre wiederaufleben ließ.
„Willkommen zu meiner wiederholten Abschiedstournee. Keine Angst, den Hocker, den ich auf die Bühne trage, ist nicht für mich, sondern für meinen Gitarristen, der geht bereits auf die 50 zu.“Peter Kraus ist zurück. Und wie. Die deutsche Ausgabe von Elvis Presley präsentierte im Rahmen seiner „Schön war die Zeit“-Tournee seine ganz persönlichen Lieblingssongs und verneigte sich damit gleichzeitig vor seinen Idolen. „Es war eine verdammt schöne Zeit. Zwei spannende Jahrzehnte, die von Aufbruch und Rebellion geprägt waren. Eine Zeit, die so viele tolle Künstler hervorgebracht hat“, erinnerte sich der Markenbotschafter der gemeinen Röhrenjeans, immer cool, aber stets charmant und authentisch. Überhaupt hätten ihm früher die Mädels reihenweise Slips auf die Bühne geworfen, dies habe sich nur unwesentlich geändert: „Heute fliegen immer noch Slips – sie sind halt nur ein bisschen größer….“
Uns Peter lässt das Becken kreisen
Schlag auf Schlag haute Peter Kraus einen Gassenhauer nach dem anderen raus. Mit „Rock Around The Clock“, „Heartbreak Hotel“, „Roll Over Beethoven“und einem anschließendem Elvis Medley rockte der Altmeister das Rund, freilich inklusive lasziv kreisendem Hüft- und Beckenschwung: „Das hat unseren Eltern und Großeltern überhaupt nicht gefallen, deswegen haben wir es aber gemacht und geliebt“, blickte er voller Freude zurück, bevor die Teenager im „Banana Boat“träumen, während die Mimi mit der Schwarzen Rosemarie ohne Krimi eh nie ins Bett geht. „Und nun singen wir alle gemeinsam! Denn rote Lippen soll man küssen“, forderte der ewig Junggebliebene schließlich seine Fans auf, nachdem er feststellte, dass junge Leute Liebe bräuchten, auch, wenn das Leben erst mit Siebzehn anfange und „Sieben mal in der Woche“der „Tiger“, mit oder ohne Slip, käme.
Perfekte Tanzschritte
Kraus begeisterte nicht nur mit seiner, zugegebener Maßen nicht perfekten Stimme, dafür aber mit einem hohen Maß an Ehrlichkeit, an Authentizität und Bodenständigkeit. Zudem lieferte seine Band samt Backgroundsängern eine starke Leistung ab, die sich in Zwischenbeifallen für die Solisten bemerkbar machten. „Sie können ruhig weiter applaudieren, dann habe ich schon mehr Zeit, um durchzuschnaufen“, bat Peter Kraus, der seine Twist- und Rock’n Roll Tanzschritte im Übrigen immernoch eindrucksvoll beherrscht, wenn auch etwas zurückhaltender und bedachter.
„Wenn ich den Peter singen höre, werden Erinnerungen aus längst vergangene Zeiten lebendig, Erinnerungen, die meine Jugend geprägt haben“, schwärmte Tilla Brodbeck aus dem Deggenhauser Tal. Sie hatte die Karte von ihren Kindern geschenkt bekommen und war nach dem Konzertabend sehr glücklich. Gegen Ende des rund dreistündigen Konzerts gab es kein Halten mehr. Die Fans stürmten vor zur Bühne und bejubelten ihren Star, der mit „Jailhouse Rock“, „Ich denk immer noch an Dich“und dem obligatorischem „Sugar Baby“seinem treuen Publikum für den zauberhaften Abend am Bodensee dankte.