Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Aufgespießt
Eigentlich wollten wir uns an dieser Stelle ja über das Landratsamt lustig machen – weil die Behörde in einer Mitteilung die Sperrung des Riedleparktunnels in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ankündigte und den Verkehr unter anderem über die Keplerstraße umleiten wollte – die ebenfalls gesperrt ist. Häme müssen wir uns diesbezüglich allerdings verkneifen, weil wir beim gleichen Thema selber einen Bock geschossen und in unserer Berichterstattung über das aktuelle Verkehrschaos die Nacht der Tunnelsperrung verwechselt haben. Naja, wie sagt man so schön: Geteilte Häme ist doppelte Häme. Oder so ähnlich.
Die Urteile der Jurys sind nachvollziehbar, weil fundiert begründet. Die Zeppelin-Universität wird für ihren Neu- und Erweiterungsbau mit zwei Architekturpreisen geehrt. Glückwunsch, sagen die Spießgesellen, haben aber anfänglich bei der Feierstunde anlässlich der Preisverleihung einige damalige Verantwortlichen vermisst. Ernst Susanek läuft zwar begeistert über den Campus und erzählt, dass er schließlich ZU-Stiftungsvorsitzender war, als die Planung für den Bau begann. Dann aber erinnert Karen van den Berg, Inhaberin des Lehrstuhls für Kunsttheorie und Inszenatorische Praxis und Mitglied im damaligen Baukomittee, in einer beachtenswerten Laudatio an die Vorgänge rund um den Bau des ZF-Campus. Darin erscheinen für diejenigen, die es wissen wollen, zwischen den Zeilen die richtigen Anmerkungen. Für alle anderen ist die Feierstunde einfach nur ein Fest, das der Bau und die Uni verdient haben. Und die Sanierung des alten Dachs ist wohl auch nicht mehr so dringend nötig. Sieht schließlich im gegenwärtigen Zustand auch viel besser aus.
Um gutes Aussehen geht es dieser Tage auf den Straßen der Stadt wohl kaum, eher um unbeschadetes Durchkommen. Dass am Donnerstag die Feuerwehr in den Riedleparktunnel ausrücken musste und es anschließend zum Chaos in der Innenstadt kam, daran trägt wohl nur der Unfallverursacher die Verantwortung. Aber dass trotz bestehender Umleitungsbeschilderung die Brummifahrer in die Wohnquartiere einfallen und sich mit ihren 40-Tonnern den Weg durch engste Straßen suchen, das liegt meist daran, dass sich die Lkw-Piloten stur auf ihre Navigationsgeräte verlassen. Und die wissen nichts von Umleitungen und Baustellen. Plattgefahrene Vorgärten und eingedrückte Kindergartenzäune sind die Folge.
Und um das zu verhindern, haben die Mitarbeiter des Landratsamts, die die Baustellen des Regierungspräsidiums vor Ort koordinieren müssen, alles getan, dass auch der letzt Lastwagenfahrer die Umleitungsstrecke erkennt. Größere Schilder, blinkende Lampen und durchgestrichene Hinweise auf den Vorwegweisern sollten ihre Funktionen erfüllen. Danke dafür. Wer jetzt noch in der Kitzenwiese stecken bleibt, sollte zum Augenarzt gehen oder den Führerschein zurückgeben.
In der Dornierstraße stehen der Verwaltung noch handfeste Maßnahmen bevor. Bislang bietet man den Eltern, die wegen des Verkehrs um die Sicherheit ihrer Kinder fürchten, vor allem Symbolpolitik an, wie Tempomessungen oder ein Überholverbot von haltenden Bussen. Würden nicht drei Parkplätze wegfallen, könnte man glauben, die Stadt wolle in der Dornierstraße nicht wirklich etwas verändern.