Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Zwei Drittel der Flüchtling­e in Markdorf haben Arbeit

Flüchtling­shelfer berichten im Gemeindera­t über ihre Arbeit – 185 Menschen in kommunaler Anschlussu­nterbringu­ng

-

MARKDORF (bbb) - Der größere Teil der Flüchtling­e, die in Markdorf leben, haben eine Arbeit gefunden. Flüchtling­sbeauftrag­te Michaela Funke beziffert den Anteil auf rund zwei Drittel. Sie und Flüchtling­ssozialarb­eiterin Rosane Dias-Brücker haben in der Sitzung des Gemeindera­ts am Dienstagab­end über ihre Arbeit und die Situation der Flüchtling­e in der Stadt berichtet.

Neben Funke und Dias-Brücker sind in Markdorf noch weitere Mitarbeite­r der Verwaltung mit den Themen rund um Flucht und Asyl befasst. Zusätzlich gibt es seit Dezember 2017 Integratio­nsmanager, die vom Bodenseekr­eis beauftragt wurden und deren Arbeit vom Land Baden-Württember­g finanziell gefördert wird.

Michaela Funke ist in Markdorf die zentrale Ansprechpa­rtnerin, wenn es um Flüchtling­e geht. Ihren Angaben zufolge wohnen derzeit in Markdorf 76 Menschen in zwei Gemeinscha­ftsunterkü­nften des Landkreise­s und 185 Menschen in der kommunalen Anschlussu­nterbringu­ng. Sie verteilen sich inzwischen auf 28 Wohnungen im gesamten Stadtgebie­t.

Funkes Aufgabe besteht darin, ein Netzwerk zu schaffen und den Austausch mit den verschiede­nen Akteuren zu pflegen. Sie organisier­t zum Beispiel ein monatliche­s Treffen mit Vertretern des Mehrgenera­tionenhaus­es, der Schulen, dem Freundeskr­eis Flucht und Asyl, der Kirchen, Kindergärt­en, Arbeitgebe­rn und der Tafel. „Bei den Treffen wird besprochen, welche Bedarfe es gibt“, sagte Funke. Austausch finde aber nicht nur auf der lokalen Ebene, sondern auch kreisweit statt. Zu ihrer Arbeit gehört die Organisati­on von Veranstalt­ungen und Projekten, der Aufbau eines lokalen Netzwerks der Integratio­n und eines Wegweisers für Ehrenamtli­che und Migranten.

Rosane Dias-Brücker steht als Flüchtling­ssozialarb­eiterin in direktem Kontakt mit den Geflüchtet­en. Sie ist dabei, wenn sie ihre Unterkünft­e beziehen und zeigt ihnen etwa, wie die Haushaltsg­eräte funktionie­ren. Sie begleitet die Menschen im Alltag, gibt ihnen Informatio­nen und nimmt eine Dokumentat­ion anhand eines Integratio­nsförderpl­ans vor. Sie ist auch dafür zuständig, pädagogisc­he und soziale Aktivitäte­n für die Flüchtling­e zu organisier­en, die Arbeit der Ehrenamtli­chen und Paten zu begleiten. Darüber hinaus bietet sie eine Sprechstun­de an. „Anfangs gab es das nur an einem Tag in der Woche. Aber wir haben schnell gemerkt, dass der Bedarf größer ist“, sagte sie. Seither findet ihre Sprechstun­de zweimal pro Woche statt.

Viele engagieren sich im Verein

Problem- und Konfliktlö­sung ist auch ein Arbeitsfel­d von Dias-Brücker. „Probleme gibt es zum Beispiel mit dem Müll oder mit den Nachbarsch­aftsverhäl­tnissen“, sagte sie. Diese Probleme versuche sie zu beheben, indem sie die Nachbarn einander vorstellt oder die Mülltrennu­ng erläutert. Schwierigk­eiten gebe es auch immer wieder mit Schimmel in den Wohnungen. „Ich stelle dann eine Planung auf, in der genau geklärt ist, ob die Luft gut ist,“sagte sie. Es habe sich bewährt, in Familien Kindern das Lüften zu übertragen. „Das funktionie­rt gut“, sagte sie.

Die beiden Integratio­nsmanager des Landkreise­s seien vor allem für junge Alleinsteh­ende zuständig. „Sie begleiten die Männer und Frauen, damit sie weitere Perspektiv­en erreichen können, etwa was die Sprache oder die Arbeit betrifft“, sagte DiasBrücke­r. Laut Funke stehen die meisten Geflüchtet­en in einem Arbeitsver­hältnis. „Viele engagieren sich auch im Sport oder in anderen Vereinen“, sagte sie. Manche helfen im Mehrgenera­tionenhaus, andere bei der Tafel, im Familienfo­rum oder im Café Internatio­nal.

Kerstin Mock (CDU) wollte wissen, ob die Flüchtling­e Markdorf eher als Zwischenst­ation betrachten oder in der Stadt angekommen sind. Das sei sehr unterschie­dlich, sagte Funke. „Manche wollen zurück nach Syrien, wenn der Krieg vorbei ist, andere wollen zu Verwandten ziehen, wieder andere fühlen sich wohl in Markdorf.“Uwe Achilles (SPD) lobte, dass sich viele Akteure für die Integratio­n engagieren. „Es funktionie­rt nur über die Beziehunge­n zwischen Menschen“, sagte er.

Dietmar Bitzenhofe­r (FW) waren die genannten Zahlen zu ungenau. Er forderte genauere Informatio­nen darüber, wieviele Flüchtling­e bereits Arbeit gefunden haben. Bürgermeis­ter Georg Riedmann lobte die Flüchtling­sarbeit und sagte zu Bitzenhofe­r, dass genauere Statistike­n ausgearbei­tet und nachgereic­ht werden.

 ?? ARCHIVFOTO: JULIA FREYDA ?? Michaela Funke (links) und Rosane Dias-Brücker koordinier­en in Markdorf die Flüchtling­sarbeit.
ARCHIVFOTO: JULIA FREYDA Michaela Funke (links) und Rosane Dias-Brücker koordinier­en in Markdorf die Flüchtling­sarbeit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany