Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Elektroflugzeuge für die Zukunft
Experten auf der Aero sehen Elektro-Flieger stark im Wachstum - Nachhaltigkeit ist nur ein Aspekt
FRIEDRICHSHAFEN - Ist das Elektroflugzeug das Transportmittel der Zukunft? Ja, sagen Aussteller auf der Aero-Messe in Friedrichshafen. Dort stellten sie Leichtflugzeuge mit Elektromotoren vor.
In der Halle A7 der Aero-Messe ist einiges los. Ultraleichtflugzeuge, Segelflieger oder Multicopter reihen sich aneinander. Überall sind Interessierte, die sich mit den Ausstellern unterhalten und die Fluggeräte genauestens unter die Lupe nehmen. Aber bei einer Flugzeugmesse sind diese Szenen keine Besonderheit oder doch? Schließlich fliegen alle Exemplare in dieser Halle elektrisch. Für Axel Lange, Geschäftsführer der Lange Aviation GmbH soll das in Zukunft Alltag werden: „In 30 Jahren Jahren wird praktisch jedes Flugzeug in der allgemeinen Luftfahrt elektrisch fliegen.“Allgemeine Luftfahrt - damit sind Leichtflugzeuge, Geschäftsflugzeuge, Privatflugzeuge oder Rettungshubschrauber gemeint.
Linienflüge gehören nicht dazu: „Dort wird eine unglaubliche Energie gebraucht. Da reicht der Elektromotor nicht aus“, erklärt Lange. Seine Firma stellt ein Flugzeug aus, das bis zu 40 Stunden am Stück fliegen kann. Das Antares E2 hat jeweils drei Elektromotoren an jeder Flügelseite. Fällt ein Motor aus, kann das Flugzeug trotzdem ohne Probleme weiterfliegen. Elektromotoren haben für den Geschäftsführer einen großen Vorteil: „Elektrische Antriebe sind sehr zuverlässig und gehen nicht so schnell wie normale Dieselmotoren kaputt. Außerdem muss man nicht viel Sprit mitnehmen und hat somit weniger Gewicht.“
Auch Siemens sieht einige Vorteile im elektrischen Flugantrieb. Auf der Aero stellt die Firma mehrere elektrische Modelle aus, die zusammen mit der Flugzeugfirma Magnus entstanden sind: das Mangus eFusion, ein voll elektrisches Kleinflugzeug, und das Magnus eFusion hybrid, ein Flugzeug, das mit Dieselund Elektromotor läuft. „Ein elektrischer Flugantrieb verbraucht weniger CO2, kostet weniger und ist viel leiser als ein normaler Dieselmotor“, erklärt Julia Hetz, Marketing Kommunikateurin bei Siemens. Frank Anton, Leiter der Siemens-Abteilung eAircraft, fügt hinzu: „Im Jahr 2017 haben sich viele Firmen auf das Elektroflugzeug gestürzt. In diesem Jahr nimmt das Ganze noch mehr Fahrt auf. 2035 ist das Ziel, Hybridflugzeuge zu haben, die im regionalen Reiseverkehr genutzt werden können.“Hybride Flugzeuge können länger fliegen, ohne dass die Batterie ausgetauscht werden muss. Das liegt daran, dass sich das Flugzeug während des Flugs selbst auflädt: es ist sozusagen ein „eigenes kleines Kraftwerk“, so Hetz.
Erster elektrischer Passagierflug 2030
Auch Jürgen Schelling, Journalist und Pilot, sieht das Elektroflugzeug stark in der Zukunft. Er sagt: „Bis das erste Passagierflugzeug elektrisch fliegt, dauert es aber noch ein bisschen. In der Luftfahrt geht alles langsamer, weil viele Dinge zugelassen werden müssen. Fachleute sagen aber, dass 2030 das erste Passagierflugzeug mit elektrischen Antrieb möglich ist.“
Wenn es um die Zukunft des Elektroflugzeugs geht, kommt oft die Frage nach der Nachhaltigkeit auf. Für die Batterien und Motoren, die in den Flugzeugen stecken, werden seltene Erden gebraucht. Laut einem ARD-Bericht ist der Abbau dieser seltenen Erden problematisch. Beispielsweise setzen sich giftige Stoffe beim Abbau der seltenen Erde Neodym in China frei. Jürgen Schelling erklärt: „Ein Elektroflugzeug hält 30 bis 40 Jahre. Das ist im Vergleich zu einem Handy-Leben, das auch seltene Erden beinhaltet sehr lange. Außerdem haben die Flugzeuge eine geringe Stückzahl.“Seiner Meinung nach muss man die lange Nutzung des Flugzeugs im Verhältnis sehen. „Man kann mit einem Flugzeug nachhaltig ohne CO2 fliegen“.