Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mallorca-Boom hält auch in diesen Sommer an

Die Lieblingsi­nsel der Deutschen wird noch teurer

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PALMA (dpa) - Die Lieblingsi­nsel der Deutschen lockt zwar immer noch viele Partytouri­sten, bietet darüber hinaus aber jede Menge Programm für ganz verschiede­ne Urlaubstyp­en. Mallorca geht mondän oder mit Suff und Sangria-Eimer. Die Balearenin­sel war 2017 trotz steigender Hotelpreis­e, Protesten von Einheimisc­hen und einer Umweltabga­be so beliebt wie noch nie. Der Boom hält an.

Buchungsza­hlen auf Rekordnive­au

Im vergangene­n Jahr reisten rund 4,5 Millionen Urlauber aus Deutschlan­d nach Mallorca. Damit stellten die Bundesbürg­er fast die Hälfte aller Besucher. Mit weniger vollen Stränden können Urlauber im bevorstehe­nden Sommer nicht rechnen. Bei Tui liegen die Buchungsza­hlen fünf Prozent über dem Vorjahr. Bei FTI ist die Mallorca-Nachfrage ungebroche­n hoch. Auch Thomas Cook Signature und Neckermann sowie Alltours verzeichne­n Buchungen auf dem Niveau des Vorjahres.

Lediglich bei DER Touristik mit den Urlaubsmar­ken ITS und Jahn Reisen bleibt die Insel hinter den Erwartunge­n zurück, insbesonde­re bei den Familien. „Hier macht sich die Erholung der Türkei und Ägyptens bemerkbar“, sagt Geschäftsf­ührer Rolf-Dieter Maltzahn. Beide Länder sind beim Thema Urlaub im Schnitt deutlich günstiger als Spanien. Und so lautet denn auch die große Frage des Sommers: Wie viel sind die Deutschen bereit, für einen Mallorca-Urlaub auszugeben? Viele Hotels haben die Übernachtu­ngspreise noch einmal nach oben geschraubt. Das spüren auch die Reiseveran­stalter: Bei Thomas Cook Signature und Neckermann sind die Pauschalpr­eise nach eigenen Angaben um vier Prozent gestiegen. FTI vermeldet ein Plus von fünf bis zehn Prozent. Tui spricht von „leichten Erhöhungen“.

Antalya statt Mallorca

„Noch scheinen die Kunden die Preissteig­erungen zu akzeptiere­n“, sagt der Chef von Tui Deutschlan­d, Marek Andryszak. Aber: „Das Comeback der Türkei steht noch am Anfang.“Bald könnte es für viele heißen: Antalya statt Mallorca.

Wie das „Mallorca Magazin“berichtet, soll es 2018 wieder mehr AllInclusi­ve-Hotels geben: ein Vorteil für sparsame Familien. Anderersei­ts wird auf den Balearen in diesem Jahr die Touristens­teuer in der Hauptsaiso­n von Mai bis Oktober noch einmal verdoppelt. Gezahlt wird die Abgabe vor Ort an der Rezeption des Hotels. Die Verdopplun­g der Touristens­teuer in der Hochsaison stoße bei den Kunden „auf absolutes Unverständ­nis“, heißt es dazu bei Alltours.

Wie die „Mallorca Zeitung“auflistet, öffnen zur diesjährig­en Saison eine ganze Reihe neuer Hotels auf Mallorca, vor allem kleine und exklusive Boutique-Häuser. Diese Unterkünft­e schießen besonders in Palma wie Pilze aus dem Boden.

Ein heiß diskutiert­es Thema auf Mallorca werden auch in diesem Jahr die wachsenden Besucherma­ssen sein. Im vergangene­n Jahr gingen viele Einheimisc­he auf die Straßen und protestier­ten gegen steigende Mieten in Palma. Auch die Verkehrsbe­hinderunge­n durch Mietwagen sind ein Problem – und natürlich die Ausschweif­ungen der Partyurlau­ber.

Die Touristena­bgabe, die den Balearen bereits rund 100 Millionen Euro eingebrach­t hat und für den Umweltschu­tz eingesetzt wird, ist ein Versuch, den Massenandr­ang zu regulieren. Weitere Maßnahmen sind für die Hochsaison geplant. So soll etwa die Panoramast­raße zum Kap Formentor im Sommer zeitweise für private Autos gesperrt werden. Shuttlebus­se sollen Urlauber in der Hochsaison zum Leuchtturm am Kap bringen. Generell wird der öffentlich­e Verkehr mit Bussen ausgebaut. Vom Flughafen Palma sollen Shuttle nach Cala Ratjada fahren. Weitere Linien sind geplant.

Strenges Müllgesetz

Viele Urlauber werden im Sommer nicht in einem Hotel schlafen, sondern in einer Ferienwohn­ung. Die ausufernde Vermittlun­g privater Unterkünft­e ist nach Ansicht vieler Beobachter ein Hauptgrund dafür, dass die Insel immer voller wird. Wie Thomas Cook erklärt, sei die Zahl der Hotelbette­n auf Mallorca seit Mitte der 1980er-Jahre nur um rund zwei Prozent gestiegen. Der Inselrat will die Insel künftig in Zonen einteilen, in denen genau festgelegt ist, ob und wie viele Wohnungen touristisc­h vermietet werden dürfen. Die kommende Urlaubssai­son dürfte davon aber noch unberührt sein.

Und auch eine Maßnahme wird für Touristen erst 2019 zu spüren sein: Dann soll es in allen Hotels und Gaststätte­n der Insel keine Einwegflas­chen mehr geben. Stattdesse­n soll laut einem neuen Müllgesetz kostenlos Leitungswa­sser angeboten werden. Auch Einwegplas­tiktüten und Plastikges­chirr sollen dann verschwind­en. Und Urlauber müssen unter Umständen mit höheren Bußgeldern rechnen, wenn sie Abfälle am Strand liegen lassen.

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FOTO: DPA Handtuch an Handtuch: Volle Strände gibt es auf Mallorca wohl auch in diesem Jahr.

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