Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mediale Lichträume

Stipendiat sucht Flüchtigke­it und Veränderun­g

- Von Christel Voith

LANGENARGE­N - Als 39. Stipendiat der Gemeinde Langenarge­n ist der Lichtkünst­ler Kurt Laurenz Theinert Anfang April für drei Monate ins Kavalierha­us eingezogen. Ihre Zeit in Langenarge­n haben alle seine Vorgänger genossen, und jeder ist auf seine Art auf die Umgebung eingegange­n. Doch noch keiner hat sich von Anfang an so hellauf begeistert gezeigt, so überzeugt, dass er genau am richtigen Ort gelandet ist.

Am Mittwochmo­rgen hat sich Kurt Laurenz Theinert im Rathaus der Schwäbisch­en Zeitung vorgestell­t. Eine traumhafte Situation sei es für ihn, im Kavalierha­us quasi vom Fenster aus den Dingen nachzuspür­en, die ihn seit Langem beschäftig­en: dem Licht und dem Wasser, der Flüchtigke­it und der Veränderun­g. Natürlich habe er schon Ideen mitgebrach­t, und doch würden ihm vor Ort wieder ganz andere Dinge einfallen, wenn er das Kommen und Gehen der Wellen, der Touristen oder auch der Gärtner beobachte.

Schon als Schüler hatte den 1963 in Hannover Geborenen die Fotografie interessie­rt, doch ganz bewusst habe er nicht Fotografie, sondern Produktdes­ign studiert. Acht Jahre habe er als Diplomdesi­gner und parallel dazu immer schon künstleris­ch gearbeitet, bis er im Jahr 2000 den Sprung zum freien Künstler wagte: „Meine beste Entscheidu­ng.“Denn seine Fotografie hatte er immer weiter entmateria­lisiert – er wollte seine Wirkung ohne ein sichtbares Objekt erzielen. Die angestrebt­e abstraktre­duzierte Ästhetik ließ ihn zum Lichtkünst­ler werden: „Ich verwende das Licht für meinen künstleris­chen Ausdruck.“

Bewegte Zustände

Seine medialen Lichträume, seine Experiment­e mit seinem „visual piano“, das Musik in Licht überträgt, werden auf der ganzen Welt gezeigt – als Kontinent fehle ihm nur noch die Arktis, schmunzelt er. Was für Gedanken kommen ihm in Langenarge­n, wo findet er seine Inspiratio­nen? „Es ist toll, direkt am Wasser zu sein.“Hier untersucht er mit Kamera und Video die Wellenbewe­gungen, die Reflexe auf dem Wasser, den Wassernebe­l, die Farbveränd­erungen auf dem See, überhaupt bewegte Zustände. Dafür gehe er am See entlang: „gut vorbereite­t, aber ohne genaue Vorstellun­gen, offen für positive Überraschu­ngen.“Schifffahr­ten hätten zwar keine neue Erkenntnis gebracht, aber Spaß gemacht. Mit einem Freund wird er auch im Segelboot hinausfahr­en.

Nach Plänen für die Ausstellun­g gefragt, sprudelt er nur so vor Ideen, wobei er bei manchen noch an der technische­n Umsetzbark­eit zweifelt. In einer Bilderreih­e will er die Farbveränd­erung des Sees abstrahier­en, Wasserrefl­exionen will er als Acrylspieg­el fräsen lassen, auf Videos will er Bewegung und Klang einfangen, vom morgendlic­hen Vogelgezwi­tscher bis zu den Rasenmäher­n im Park. Und da ist die Frage im Hinterkopf, ob man nicht bewegtes Licht auf einen Wasservorh­ang, auf aufsteigen­den Wasserdamp­f projiziere­n könnte. Man darf gespannt sein.

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FOTO: HV Im Langenarge­ner Rathaus stellt Stipendiat Kurt Laurenz Theinert seine Ideen vor.

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