Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Sie haben den Hass nicht siegen lassen“
Alexandra Cavelius liest aus ihrem Buch „Ich bleibe eine Tochter des Lichts“
FRIEDRICHSHAFEN - Die Lesung im Theater Atrium im Fallenbrunnen hat am Donnerstagabend nicht viele Besucher angezogen, vielleicht auch deshalb nicht, weil das Thema zu sehr bewegt und erschüttert. Alexandra Cavelius, die Autorin des Buches „Ich bleibe eine Tochter des Lichts“las Auszüge aus ihrem Buch vor, das sich mit dem Schicksal der Jesidin Shirin befasst, die in die Hände von IS Kämpfern kam und mehrfach misshandelt wurde.
Ein Schicksal, das viele Frauen ereilte als der Terror in den Irak kam. „Wir haben heute ein nicht sehr schönes Thema: es geht um Vergewaltigung, Terrorismus und Mord“, sagte Jasmina Brancazio vom Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD), die zusammen mit Migrationsvereinen aus Friedrichshafen das Programm für zehn interkulturelle Frauenveranstaltungen zusammengestellt hat.
Wie ein Stück Obst an den Gemüdehändler verkauft
Auch Gloria Tirapego Rojas vom interkulturellen Frauenarbeitskreis lobte den Mut der Autorin, sich an dieses Thema zu wagen. Cavelius lässt ihre Protagonistin Shirin ihre Geschichte selbst erzählen. Bevor die Autorin vorlas, sagte sie immer wieder: „Shirin erzählt“und dem Zuhörer wird schnell klar, was diese junge Jesidin in der Gefangenschaft von IS Kämpfern erlebt hat. Sie wurde neun Mal an verschiedene Männer verkauft, einmal wie ein Stück Obst an einen Gemüsehändler, ein anderes Mal an ein Bordell.
Cavelius gibt Einblicke in die Gefühls-und Gedankenwelt von Shirin, formuliert das, was die junge Frau sagen will. „Ich fühlte mich wie Dreck“, so die junge Jesidin, die jetzt Dank eines deutschen Hilfsprojekts in Deutschland lebt und psychologisch von Jan Kizilhan, dem Leiter eines Betreuungsprojekts, betreut wird. Zwischen den Erzählungen von Shirin sind im Buch Auszüge aus einem Interview mit Jan Kizilhan, der sachlich erklärt, was in Shirin vorgeht.
Der Titel „Ich bleibe eine Tochter des Lichts“zeigt einmal mehr, dass Shirin trotz allen Leides, ihren Stolz nicht verloren hat. Sie bleibt eine Tochter des Lichts, eine Jesidin, die wie üblich mit dem Gesicht zur Sonne gewendet betet. „Frauen wie Shirin sind heute ein Symbol für Hoffnung in ihrer Gemeinschaft, denn sie haben den Hass nicht siegen lassen“, sagte die Autorin in ihrem Resümee zum Schluss.
Es gehe darum, zusammen mit den Muslimen, solche Gewalt zu bekämpfen und sich nicht aus der Verantwortung zu ziehen, weil es Konflikte fernab im Nahen und Mittleren Osten sind. Cavelius stellte mit „Die Psychologie des IS“und „Nachtfahrt der Seele“zwei weitere Titel vor, die sich ebenfalls mit dem Thema IS beschäftigen.