Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Schloss-Initiative will bald an die Öffentlichkeit
Gruppe strebt Bürgerentscheid über den Umzug des Rathauses ins Bischofsschloss an
MARKDORF - Die Bürgerinitiative, die den Umzug der Markdorfer Stadtverwaltung ins Bischofsschloss verhindern möchte, will in den nächsten Wochen stärker an die Öffentlichkeit gehen. Sie hat sich Ende 2017 umformiert und zu diesem Zeitpunkt als Ziel genannt, im Lauf des Januars einen Verein gründen zu wollen. Das ist bisher aber noch nicht geschehen. Trotzdem sind die Pläne, einen Bürgerentscheid herbeizuführen, noch aktuell.
„Die Vereinsgründung ist nicht unser wichtigstes Ziel“, sagt Gerald Wassum. „Wir sind noch in der Vorbereitung.“Denn das Hauptziel ist ein Bürgerentscheid. Dabei spielt es für die Schloss-Initiative keine Rolle, wer die Abstimmung erwirkt. „Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder Bürgermeister und Gemeinderat beraumen selbst einen Bürgerentscheid an, oder wir sammeln Unterschriften für ein Bürgerbegehren“, sagt er. „Uns ist es wichtig, dass jeder wahlberechtigte Markdorfer über diese Frage abstimmen kann.“
Gruppe will Bürger informieren
Seinen Angaben zufolge besteht die Schloss-Initiative derzeit aus rund zehn Markdorfern, die sich regelmäßig treffen. Bei den Treffen tauschen sie sich über ihre Position zum geplanten Umzug aus und bereiten sich auf den Tag vor, der zu einem Wendepunkt werden könnte: die Gemeinderatssitzung am 12. Juni. Denn dann werden die Entwurfsplanung und die Kostenberechnung präsentiert. Schon im Vorfeld wollen die Mitglieder der Schloss-Initiative die Bürger über die Pläne der Verwaltung informieren. Dabei geht es ihnen vor allem um die Nachteile, die sich aus ihrer Sicht durch den Umzug ins Bischofsschloss ergeben würden.
„Zurzeit erstellen wir einen Flyer“, sagt Wassum. Den will die Bürgerinitiative in Markdorf austeilen, sobald er fertig ist. „Auf dem Flyer wollen wir begründen, warum wir den Umzug des Rathauses ins Bischofsschloss ablehnen“, sagt er. Darüber hinaus bereiten er und seine Mitstreiter eine Präsentation vor, die bei Informationsveranstaltungen gezeigt werden soll. Termine dafür stehen noch nicht fest.
Geeignet für die Verwaltung?
Argumente, die gegen dem Umzug der Verwaltung ins Bischofsschloss sprechen, gibt es Gerald Wassum zufolge viele. „Der historische Gebäudekomplex ist ungeeignet für eine moderne, vernetzte Verwaltung“, sagt er. Das beginne beim Grundriss und reiche bis zur technischen Ausstattung der Räume. Kritik übt er auch an den Plänen, die Schlossscheuer großteils abzureißen und an dieser Stelle einen neuen Anbau zu erstellen, der den Anforderungen der Verwaltung entspricht. „Unter Vernachlässigung des Denkmalschutzes sollen dort moderne Räume gebaut werden“, sagt er. „Dazu sollen ensemblefremde Baustoffe verwendet werden. Das passt so nicht dazu.“Die Pläne seien ein „Gewaltakt“an der Schlossscheuer.
Negative Auswirkungen befürchtet die Bürgerinitiative auch von der geplanten Baustraße, für die mehrere Gebäude abgerissen werden müssen. Außerdem störe eine große Baustelle im Stadtzentrum nicht nur die Anwohner, sondern auch Besucher und Kunden in der Innenstadt. Außerdem befürchtet die Bürgerinitiative Folgekosten, die der Umbau des Bischofsschlosses verursachen könnte. Bei Bauvorhaben der öffentlichen Hand sei es keine Seltenheit, dass die geplanten Kosten nicht eingehalten werden könnten, sagt Wassum. Alternative Vorschläge, wie das Bischofsschloss künftig genutzt werden könnte, hat die Bürgerinitiative nicht. „Der Gemeinderat hat sich für den Kauf entschieden. Er muss sich etwas einfallen lassen“, sagt er.
Im Gegensatz zu den Annahmen der Bürgerinitiative hat eine Machbarkeitsstudie ergeben, dass das Bischofsschloss grundsätzlich als Rathaus genutzt werden kann, wenn die Schlossscheuer in Abstimmung mit dem Denkmalschutz mit anderem Zuschnitt neu erreichtet würde. Die jetzige Form müsste aber beibehalten werden. Zu Beginn der Überlegungen wurde eine planungsunabhängige Kostenannahme erstellt, laut der die Sanierung rund zwölf Millionen Euro kosten könnte. Diese Zahlen sind aber nicht belastbar, weil ihr noch viele Pauschalen zugrunde liegen.