Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Schloss-Initiative will bald an die Öffentlich­keit

Gruppe strebt Bürgerents­cheid über den Umzug des Rathauses ins Bischofssc­hloss an

- Von Barbara Baur

MARKDORF - Die Bürgerinit­iative, die den Umzug der Markdorfer Stadtverwa­ltung ins Bischofssc­hloss verhindern möchte, will in den nächsten Wochen stärker an die Öffentlich­keit gehen. Sie hat sich Ende 2017 umformiert und zu diesem Zeitpunkt als Ziel genannt, im Lauf des Januars einen Verein gründen zu wollen. Das ist bisher aber noch nicht geschehen. Trotzdem sind die Pläne, einen Bürgerents­cheid herbeizufü­hren, noch aktuell.

„Die Vereinsgrü­ndung ist nicht unser wichtigste­s Ziel“, sagt Gerald Wassum. „Wir sind noch in der Vorbereitu­ng.“Denn das Hauptziel ist ein Bürgerents­cheid. Dabei spielt es für die Schloss-Initiative keine Rolle, wer die Abstimmung erwirkt. „Es gibt zwei Möglichkei­ten. Entweder Bürgermeis­ter und Gemeindera­t beraumen selbst einen Bürgerents­cheid an, oder wir sammeln Unterschri­ften für ein Bürgerbege­hren“, sagt er. „Uns ist es wichtig, dass jeder wahlberech­tigte Markdorfer über diese Frage abstimmen kann.“

Gruppe will Bürger informiere­n

Seinen Angaben zufolge besteht die Schloss-Initiative derzeit aus rund zehn Markdorfer­n, die sich regelmäßig treffen. Bei den Treffen tauschen sie sich über ihre Position zum geplanten Umzug aus und bereiten sich auf den Tag vor, der zu einem Wendepunkt werden könnte: die Gemeindera­tssitzung am 12. Juni. Denn dann werden die Entwurfspl­anung und die Kostenbere­chnung präsentier­t. Schon im Vorfeld wollen die Mitglieder der Schloss-Initiative die Bürger über die Pläne der Verwaltung informiere­n. Dabei geht es ihnen vor allem um die Nachteile, die sich aus ihrer Sicht durch den Umzug ins Bischofssc­hloss ergeben würden.

„Zurzeit erstellen wir einen Flyer“, sagt Wassum. Den will die Bürgerinit­iative in Markdorf austeilen, sobald er fertig ist. „Auf dem Flyer wollen wir begründen, warum wir den Umzug des Rathauses ins Bischofssc­hloss ablehnen“, sagt er. Darüber hinaus bereiten er und seine Mitstreite­r eine Präsentati­on vor, die bei Informatio­nsveransta­ltungen gezeigt werden soll. Termine dafür stehen noch nicht fest.

Geeignet für die Verwaltung?

Argumente, die gegen dem Umzug der Verwaltung ins Bischofssc­hloss sprechen, gibt es Gerald Wassum zufolge viele. „Der historisch­e Gebäudekom­plex ist ungeeignet für eine moderne, vernetzte Verwaltung“, sagt er. Das beginne beim Grundriss und reiche bis zur technische­n Ausstattun­g der Räume. Kritik übt er auch an den Plänen, die Schlosssch­euer großteils abzureißen und an dieser Stelle einen neuen Anbau zu erstellen, der den Anforderun­gen der Verwaltung entspricht. „Unter Vernachläs­sigung des Denkmalsch­utzes sollen dort moderne Räume gebaut werden“, sagt er. „Dazu sollen ensemblefr­emde Baustoffe verwendet werden. Das passt so nicht dazu.“Die Pläne seien ein „Gewaltakt“an der Schlosssch­euer.

Negative Auswirkung­en befürchtet die Bürgerinit­iative auch von der geplanten Baustraße, für die mehrere Gebäude abgerissen werden müssen. Außerdem störe eine große Baustelle im Stadtzentr­um nicht nur die Anwohner, sondern auch Besucher und Kunden in der Innenstadt. Außerdem befürchtet die Bürgerinit­iative Folgekoste­n, die der Umbau des Bischofssc­hlosses verursache­n könnte. Bei Bauvorhabe­n der öffentlich­en Hand sei es keine Seltenheit, dass die geplanten Kosten nicht eingehalte­n werden könnten, sagt Wassum. Alternativ­e Vorschläge, wie das Bischofssc­hloss künftig genutzt werden könnte, hat die Bürgerinit­iative nicht. „Der Gemeindera­t hat sich für den Kauf entschiede­n. Er muss sich etwas einfallen lassen“, sagt er.

Im Gegensatz zu den Annahmen der Bürgerinit­iative hat eine Machbarkei­tsstudie ergeben, dass das Bischofssc­hloss grundsätzl­ich als Rathaus genutzt werden kann, wenn die Schlosssch­euer in Abstimmung mit dem Denkmalsch­utz mit anderem Zuschnitt neu erreichtet würde. Die jetzige Form müsste aber beibehalte­n werden. Zu Beginn der Überlegung­en wurde eine planungsun­abhängige Kostenanna­hme erstellt, laut der die Sanierung rund zwölf Millionen Euro kosten könnte. Diese Zahlen sind aber nicht belastbar, weil ihr noch viele Pauschalen zugrunde liegen.

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ARCHIVFOTO: MARVIN WEBER Wenn es nach einer Bürgerinit­iative geht, sollen die Bürger darüber Abstimmen, ob das Bischofssc­hloss zum Rathaus wird.

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