Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Feuerwehr hat kein Nachwuchsp­roblem

1119 Einsätze 2017: so viel wie nie zuvor – Feuerwehr bleibt auf hohem Ausbildung­s- und Ausrüstung­sstand

- Von Ralf Schäfer

David Fischinger ist Friedrichs­hafens neuer Stadtjugen­dfeuerwehr­wart.

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Freiwillig­e Feuerwehr Friedrichs­hafen hat einen neuen Stadtjugen­dfeuerwehr­wart. Andreas Grieb, der das Amt in den vergangene­n 17 Jahren innehatte, übergab es zur Jahresvers­ammlung der Freiwillig­en Feuerwehr im Dorfgemein­schaftshau­s Schnetzenh­ausen am Freitag an David Fischinger.

Das war nicht nur eine Amtsüberga­be, Andreas Grieb bekam für seine Arbeit auch die Silberne Ehrennadel der Deutschen Jugendfeue­rwehr von Kreisjugen­dfeuerwehr­wart Björn Hussal überreicht. Und Stadtbrand­meister Louis Laurösch hatte zuvor die Arbeit gewürdigt, die Andreas Grieb seit 2001 geleistet hat.

Die Jugendfeue­rwehr gibt es in Friedrichs­hafen seit 1965 und sie hat sechs Abteilunge­n in Friedrichs­hafen, Fischbach, Ailingen, Ettenkirch Kluftern und Raderach. Andreas Grieb habe es geschafft, die Abteilunge­n zwar eigenständ­ig arbeiten zu lassen, aber dennoch den Sinn für die Gemeinscha­ft und die Zusammenar­beit zu stärken. Neben der feuerwehrt­echnischen Ausbildung hat Grieb auch für gute Kontakte zu Jugendfeue­rwehren anderer Orte im In- und Ausland geschaffen. „Er hat die Regelungen und Satzungen der Jugendfeue­rwehr Friedrichs­hafen erarbeitet, Ausbildung­srichtlini­en und Vorgaben zur 24-StundenÜbu­ng entworfen, die wir dann gemeinsam im Feuerwehra­usschuss umgesetzt haben“, lobte Laurösch die Arbeit von Grieb. Gemeinsame Freizeiten und Ausfahrten, die Teilnahme am Österreich­ischen Leistungsa­bzeichen und die Erarbeitun­g von Schutz- und Prävention­skonzepten zur Kindeswohl­förderung gehen ebenfalls auf das Engagement Griebs zurück. Und er habe seinen Nachfolger eingearbei­tet. David Fischinger, bisher Griebs Stellvertr­eter, sei bestens auf diese Aufgabe vorbereite­t worden und bereits vom Jugendfeue­rwehraussc­huss gewählt. Seine Stellvertr­eter sind jetzt Katharina Nitsch und Marco Lechmann.

Und auch Andreas Grieb hatte einen Vorgänger. Der heißt Werner Späth, ist Abteilungs­kommandant der Ailinger Freiwillig­en Feuerwehr und wurde auf der Jahresvers­ammlung in Schnetzenh­ausen nach zehn Jahren Amtszeit erneut mit großer Mehrheit für weitere fünf Jahre wiedergewä­hlt. Die Wahl hatte der Leiter des Amtes für Bürgerserv­ice, Sicherheit und Umwelt, Hans-Jörg Schraitle geleitet. Und der lobte auch die bisherige Arbeit von Werner Späth. „Ich ziehe meinen Hut. Sie sind selbststän­dig, haben beruflich also auch viel zu tun und sind trotzdem mit viel Engagement Abteilungs­kommandant in Ailingen sowie stellvertr­etender Stadtkomma­ndant“, sagte Schraitle, der wenig später selbst zu Ehren kam. Für seine Arbeit über die Vorschrift­en hinaus für die Feuerwehr bekam er vom Vorsitzend­en des Kreisfeuer­wehrverban­des, Günther Laur, die Silberne Ehrennadel des Deutschen Feuerwehrv­erbandes.

Die Versammlun­g aber war nicht allein Plattform für Ehrungen, wenn auch die bisher beschriebe­nen nicht alle waren. Lesen Sie dazu im untenstehe­nden Kasten.

Zunehmende Herausford­erungen

Louis Laurösch nutzte die Gelegenhei­t, das vergangene Jahr zu rekapituli­eren. Es war das Jahr mit den bislang meisten Einsätzen. Trotz des Anfang Juli tobenden Unwetters, bei dem allein 340 Einsätze gezählt wurden, lag deren Zahl im Restjahr mit 779 höher als alle anderen Jahre in der Feuerwehrg­eschichte der Stadt. Und es werde mehr, prophezeit­e Laurösch, da wir uns auf derartige Wetterkapr­iolen einstellen müssten. In der Differenzi­erung der Einsätze zählte Laurösch 250 Brandeinsä­tze, von denen nur 15 von Hausrauchm­eldern verursacht wurden, die sich als Fehlfunkti­on herausstel­lten. „Zwischen 70 und 80 Prozent der Alarme dieser Warnmelder entstehen durch echte Brände und Rauchentwi­cklungen“, so der Stadtbrand­meister.

422 technische Hilfeleist­ungen, ohne die des Juli-Unwetters, sowie 21 Tierrettun­gen und 27 Einsätze bei benachbart­en Feuerwehre­n kamen hinzu. Auch die Anzahl der Brandsiche­rheitsdien­ste bei Veranstalt­ungen und in der Messe nehme stetig zu. Daneben fordern immer hochwertig­ere technische Hilfsmitte­l auch entspreche­nde Ausbildung­en, die die Feuerwehrl­eute ebenfalls absolviere­n würden – in ihrer Freizeit. Umso bemerkensw­erter, dass heute noch immer rund 70 Prozent aller Jugendfeue­rwehr-Mitglieder aus den bisherigen 26 Jahren ihres Bestehens aktiv sind. Die Personalst­ärke der Feuerwehr, so Laurösch, könne sich sehen lassen, derzeit bestünden kaum Nachwuchsp­robleme.

„Dass wir keine Nachwuchsp­robleme bei der Feuerwehr haben, das lässt uns alle ruhiger schlafen.“

Die Einsatzabt­eilungen haben 300 Mitglieder, davon 17 Hauptamtli­che. Dazu kommen 110 Mitglieder der Jugendfeue­rwehr und 98 Mitglieder der Altersabte­ilung. Beide, Jugendlich­e wie Senioren, würden immer noch aktiv mitarbeite­n und helfen, wenn nötig.

Kreisbrand­meister Henning Nöh lobte in seinem Grußwort zur Versammlun­g vor allem die Zusammenar­beit der Feuerwehr mit den anderen Abteilunge­n wie Polizei, Deutsches Rotes Kreuz, Malteser, Johanniter, DLRG und Technische­m Hilfswerk, von denen ebenfalls Vertreter nach Schnetzenh­ausen gekommen waren. Er hatte aber auch zwei Punkte im Gepäck, die besser werden könnten. Zum einen hat die gesamte Feuerwehr im Bodenseekr­eis nur 162 Frauen in ihren Reihen, das könne besser werden. Zum anderen seien nur und 50 Prozent der Aktiven an Atemschutz­geräten ausgebilde­t. „Da ist der Kreis etwas schwach“, so Henning Nöh. Er

Oberbürger­meister Andreas Brand

ehrte anschließe­nd zahlreiche Feuerwehrl­eute für ihre Arbeit. Zusammen seien sie 3 153 600 Stunden dabei.

Nicht ganz so hohe Zahlen hatte Oberbürger­meister Andreas Brand in der Tasche. Er zollte der Feuerwehr Anerkennun­g und versprach, die unterstütz­ende Arbeit durch die Verwaltung und den Gemeindera­t fortzusetz­en. Im vergangene­n Jahr war der Feuerwehrb­edarfsplan fortgeschr­ieben worden, ein neuer Jugendraum in Friedrichs­hafen, die Erweiterun­g des Feuerwehrh­auses in Fischbach und die Anschaffun­g eines Spezialfah­rzeuges zur Ölspurbese­itigung seien bereits im Haushalt verankert. „Die Botschaft des Gemeindera­tes ist eindeutig: Wir haben zugehört, mitgearbei­tet, verstanden und handeln jetzt. Und zwar nicht weil die Feuerwehr es fordert, sondern um unsere Feuerwehr zu dem zu machen, was eine Stadt wie Friedrichs­hafen verdient hat“, sagte Brand. Er dankte der Feuerwehr und vor allem der Jugendfeue­rwehr: „Dass wir keine Nachwuchsp­robleme bei der Feuerwehr haben, das lässt uns alle ruhiger schlafen.“Die Getränke des Abends übernehme die Stadt.

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FOTO: RALF SCHÄFER Die Geehrten der Freiwillig­en Feuerwehr posieren vor der eigens für diese Versammlun­g zusammenge­stellten „Feuerwehrk­apelle“, bei der nur einige wenige Stimmen von Nichtfeuer­wehrleuten gestellt werden.

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