Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Getötete 22-Jährige: Prozess beginnt in zwei Wochen
Neue Details bekannt – Staatsanwaltschaft Kempten erhebt Anklage auf Vergewaltigung und Mord
WEISSENSBERG - Im Fall der getöteten 22-Jährigen aus Weißensberg hat die Kriminalpolizei neue Details bekannt gegeben. Offenbar sah die Tötung anfangs wie ein Selbstmord aus. In gut zwei Wochen beginnt die Verhandlung gegen den 34-jährigen Serben vor dem Kemptener Landgericht. Die Anklage lautet auf Vergewaltigung und Mord.
Für die Verhandlung des Falls sind drei Tage angesetzt. In dieser Zeit soll das Gericht klären, was sich am Nachmittag des 19. Juni 2017 in dem Mehrfamilienhaus in Wildberg abgespielt hat. Damals fand ihr Lebensgefährte die 22-jährige Frau tot in der Badewanne der gemeinsamen Wohnung. „Die Kriminalpolizei wurde mit der Prämisse verständigt, dass sich eine junge Frau das Leben genommen hatte“, schreibt Kurt Kraus, Chef der Lindauer Kriminalpolizei in seinem Jahresbericht. Vor Ort hätten die Beamten allerdings erhebliche Zweifel an einem Selbstmord gehabt. Sie ordneten eine Obduktion an. „Nach und nach ergaben sich weitere Hinweise für ein Tötungsdelikt.“
Spurenlage ist eindeutig
Eine entscheidende Rolle spielte dabei die Exfreundin des mutmaßlichen Täters. Sie gab bei der Polizei an, dass ihr Exfreund etwas mit dem Tod der jungen Frau zu tun haben könnte. Die weiteren Ermittlungen der Polizei deuteten stark darauf hin, dass die 22-Jährige von dem 34-Jährigen getötet worden war. Außerdem gab es Hinweise auf ein Sexualdelikt. „Als das Obduktionsergebnis da war, war er aber schon weg“, sagt Kraus. Der 34-Jährige hatte sich nur wenige Stunden nach der Tat nach Serbien abgesetzt.
Bis kurz vor der Tat hatte der Mann gemeinsam mit seiner damaligen Freundin auf dem gleichen Stockwerk des Mehrfamilienhauses gewohnt, wie das Opfer. „Er kannte das Mädchen überhaupt nicht“, sagte Marc Siebler, Anwalt des Angeklagten, vor einiger Zeit im Gespräch mit der LZ. Weil sein Mandant bis kurz vor der Tat mit der Nachbarin der Getöteten liiert gewesen war, habe er noch einen Schlüssel für das Haus und für die Wohnung seiner Exfreundin gehabt.
Das Opfer, das offenbar in der Mittagspause nach Hause gekommen war, habe ihn „angeschlagen“im Eingangsbereich seiner ehemaligen Wohnung angetroffen. Seine Exfreundin war zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause. Ein paar Wochen nach der Tat stellte sich der 34-Jährige schließlich, am 20. Juli kehrte er in Absprache mit seinem Verteidiger nach Deutschland zurück. Kriminalpolizisten nahmen ihn am Memminger Flughafen fest.
Später gestand der Serbe die Tötung der jungen Frau. „Seine DNA war überall am Tatort“, sagte Anwalt Siebler im Oktober. Die Anklage der Staatsanwaltschaft lautet auf „vorsätzliche Körperverletzung in Tateinheit mit Vergewaltigung in Tatmehrheit mit Mord“, wie Oberstaatsanwalt Bernhard Menzel auf Anfrage der Lindauer Zeitung schreibt. Anwalt Marc Siebler hat bereits angekündigt, dass sich die Verteidigung gegen den Mordvorwurf und die Vergewaltigung wehren wird. „Diese beiden Sachen haben nicht stattgefunden“, sagte er. Seiner Ansicht nach seien keine Mordmerkmale gegeben, er will auf Totschlag plädieren.
Der 34-jährige Serbe ist kein unbeschriebenes Blatt: 2004 wurde er bereits wegen Vergewaltigung verurteilt, wie die Staatsanwaltschaft Kempten Informationen der LZ bestätigte. Nun wartet er in der Justizvollzugsanstalt Kempten auf seinen Prozess. Laut Kripo-Chef Kraus ist die Beweislast gegen den Mann erdrückend. „Es gibt eine eindeutige Spurenlage, sodass an seiner Täterschaft nicht zu zweifeln ist.“
Die Verhandlung im Fall Weißensberg beginnt am Donnerstag, 24. Mai vor dem Landgericht in Kempten. Weitere Termine sind am Dienstag, 29. Mai und am Dienstag, 5. Juni angesetzt.