Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

MTU-Motor könnte die Bodenseegü­rtelbahn antreiben

Ingenieure stellen Hybrid-Antrieb vor, mit dem die Züge schneller, und leiser unterwegs sein könnten

- Von Nadine Sapotnik

FRIEDRICHS­HAFEN - Ingenieure von MTU/Rolls-Royce haben einen Hybridantr­ieb entwickelt, der im Schienenve­rkehr einsetzbar ist. Der sogenannte Hybrid-PowerPack soll Emissionen, Lärm und Betriebsko­sten senken. Er könnte in Zukunft auch in den Zügen der Bodenseegü­rtelbahn eingesetzt werden.

Dafür müssten die bestehende­n Fahrzeuge vom Typ VT612 , die aufder Strecke seit Mai im Einsatz sind, umgerüstet werden. Ihr alter Dieselmoto­r müsste in diesem Zuge durch das PowerPack ersetzt werden. Ein großer Aufwand sei diese Umrüstung aber nicht. „Es gibt kaum Fahrzeuge, bei denen der Austausch so einfach wie bei diesem wäre“, sagte Lars Kräft, Vice President Industrial Business bei MTU, beim Pressegesp­räch, bei dem er die Technik vorstellte. Die Umrüstung soll pro Fahrzeug rund eineinhalb Millionen Euro kosten.

Ein Fahrzeug des Typs VT162 hat zwei Dieselmoto­ren. Einen im vorderen Wagen, einen weiteren im hinteren. Die PowerPacks sind in etwa so groß wie diese Dieselmoto­ren. Bei dem Austausch soll nur das Poweraggre­gat ausgetausc­ht werden. „Die Getriebe müssen wir dafür nicht anpacken, nur der Antrieb wird ausgetausc­ht“, sagte Kräft. Ein weiterer Vorteil sei auch, dass die Fahrzeuge auch nach dem Austausch gewichtsne­utral bleiben.

Das PowerPack von MTU ist ein gemeinsame­s Produkt der ortsansäss­igen Unternehme­n Rolly-Royce Power Systems und der ZF Friedrichs­hafen. Er kombiniert einen Dieselmoto­r mit einer elektrisch­en Maschine und wird durch ein Automatikg­etriebe von ZF ergänzt. Der elektrisch­e Teil des Antriebs wird vorrangig über das Bremsen aufgeladen. „Beim PowerPack werden die Vorzüge von Batterie- und dieselbetr­iebenen Zügen vereint“, sagte Kräft. Der Hybridantr­ieb für Typ VT162 hat zwei Batterien, bei anderen Modellen sind es drei.

Kräft sieht die Antriebslö­sung als Möglichkei­t, den Betrieb der Bodenseegü­rtelbahn zu verbessern. Er verspricht weniger Lärm, weniger Emissionen und mehr Verbindung­en mit zusätzlich­en Haltestell­en. Der Zug kann elektronis­ch rund acht Kilometer mit diesen Motoren fahren. Um zu ermitteln, wie sich der neue Motor auf der Strecke der Bodenseegü­rtelbahn auswirken würde, haben die Ingenieure bereits den Hybrid-Zugverkehr auf der Bodenseegü­rtelbahn simuliert. „Auf der Strecke ist dann nicht mal die Höchstgesc­hwindigkei­t nötig“, sagte Ingenieur Benjamin Oszfolk, der die Ergebnisse präsentier­te. Um den Hybrid-Antrieb nicht nur am Bodensee bekanntzum­achen, möchte Kräft mit Politikern aus Deutschlan­d ins Gespräch über die Technik kommen und schließlic­h auch mit der Deutschen Bahn.

 ?? FOTO: SAPO ?? Lars Kräft (rechts) und Benjamin Oszfolk sehen den Hybrid-Antrieb als Option für die Region.
FOTO: SAPO Lars Kräft (rechts) und Benjamin Oszfolk sehen den Hybrid-Antrieb als Option für die Region.

Newspapers in German

Newspapers from Germany