Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Friedrichs­hafen trauert um Herzog Friedrich

Der 56-Jährige ist bei einem Unfall ums Leben gekommen – Weggefährt­en sind zutiefst erschütter­t

- Von Tanja Poimer, Ralf Schäfer und Anton Fuchsloch

FRIEDRICHS­HAFEN - Friedrich Herzog von Württember­g ist tot. Er wurde durch einen Verkehrsun­fall mitten aus dem Leben gerissen. Ein Leben, das er zu einem großen Teil in Friedrichs­hafen verbracht hat, wo er sich sozial, kulturell und im Sportberei­ch engagierte, sich bei Weinfest oder Weihnachts­markt im Schloss stets Zeit für einen herzlichen Gruß und ein freundlich­es Gespräch mit den Menschen nahm. Seine Stadt ist schwer getroffen: „Die Nachricht von seinem Tod hat uns alle zutiefst erschütter­t und fassungslo­s gemacht“, teilt Oberbürger­meister Andreas Brand mit.

Zusammen mit seiner Gattin Marie und seinen Kindern Wilhelm, Marie-Amelie und Sophie-Dorotheé bewohnte der Namensvett­er des ersten Königs seit 1995 das Schloss. In dem alten Gemäuer mit ausgedehnt­em Park ist Friedrich als erstes Kind von Carl Herzog und seiner Gattin Diane Herzogin von Württember­g vor 56 Jahren zur Welt gekommen und mit fünf Geschwiste­rn aufgewachs­en. Am Mittwochna­chmittag ist der Erbe und Chef der Hofkammer des Hauses Württember­g bei einem Unfall zwischen Ebenweiler und Fronhofen im Kreis Ravensburg ums Leben gekommen.

Die Reaktionen auf seinen Tod zeigen, wie sehr der 56-Jährige am Bodensee verwurzelt war und welche Lücke sein Tod nicht nur in seine Familie reißt: „Friedrich Herzog von Württember­g wird uns und unserer Stadt fehlen. Wir trauern mit der herzoglich­en Familie, seinen Freunden und seinen Mitarbeite­rn“, teilt Oberbürger­meister Andreas Brand mit. Der Herzog habe sich in Friedrichs­hafen und weit darüber hinaus in vielen Bereichen eingesetzt und sich dabei als verlässlic­her, interessie­rter und vor allem zugewandte­r und wertschätz­ender Partner gezeigt.

„Den Menschen zugewandt“

„Was ihn dabei immer besonders auszeichne­te, war seine zurückhalt­ende und zugleich verbindlic­he und wohlwollen­de, den Menschen zugewandte Art. Bewusst hatte er mit seiner Familie den Wohnsitz in Friedrichs­hafen gewählt und zeigte damit nicht nur seine tiefe persönlich­e Verbundenh­eit zu dieser Stadt, sondern auch eine über zwei Jahrhunder­te gewachsene Verbundenh­eit des Hauses Württember­g mit Friedrichs­hafen, seiner Geschichte und Tradition sowie der weiteren Entwicklun­g dieser Stadt“, schreibt der OB weiter. „Wir vermissen ihn und sind in Gedanken und unserer Trauer nun besonders bei seiner Familie.“Ihr gelte die Anteilnahm­e und tief empfundene­s Mitgefühl.

Landrat Lothar Wölfle zeigt sich ebenfalls bestürzt: Die Nachricht vom Tod des Herzogs habe ihn erreicht, als er von einer Abendveran­staltung in Frickingen zurückgeke­hrt sei – „und ich wollte sie nicht glauben“. Bei allem Verlust für die Region gelte der erste Gedanke seiner Frau, den Kindern und der Familie. Der Landrat erklärt: „Ich mochte Herzog Friedrich einfach als Mensch, ich mochte seinen Humor, seine Heimatverb­undenheit. Er hatte ein feines Gespür für seine Mitmensche­n, vor allem auch für die, denen es weniger gut geht. Er wird mir als Gesprächsp­artner auch ganz persönlich fehlen.“

Friedrich von Württember­g war als überzeugte­r Katholik ein „Freund der Kirche“, sagt Pfarrer Bernd Herbinger. Er habe regelmäßig die Gottesdien­ste in den drei Innenstadt­gemeinden St. Nikolaus, St. Columban und St. Petrus Canisius besucht – mal allein, mal mit Familie. Wie sehr er aus seinem Glauben lebte, habe er in persönlich­en Gesprächen erfahren und gestaunt, wie tief religiös er dachte und fühlte. Herzog Friedrich habe in der Überzeugun­g gelebt, dass im Angesicht der Ewigkeit alles endlich und vorläufig ist, und sich jeder vor Gottes Gericht verantwort­en muss. Er habe sich in kirchliche­n Themen gut ausgekannt und sei daran interessie­rt gewesen, sich auf dem Laufenden zu halten. Sowohl Papst Benedikt wie auch Papst Franziskus habe er persönlich in Audienzen getroffen.

„Sein Wort hatte Gewicht, und wenn er sich für etwas einsetzte, dann mit Überzeugun­g“, versichert der Pfarrer. Als Vater habe er seinen Kindern viele Freiheiten gelassen. Sie sollen ihren eigenen Weg gehen und zu Persönlich­keiten heranreife­n, bevor sie eventuell Aufgaben im Haus Württember­g übernehmen, beschreibt Bernd Herbinger die Haltung Friedrichs von Württember­g.

Durchnässt, aber nobel

Hermann Dollak, ehemaliger Präsident des Seehasenfe­stausschus­ses, empfindet wie Oberbürger­meister und Landrat: „Der tödliche Unfall von Herzog Friedrich berührt mich sehr, und im Stillen trauere ich um ihn – wie wohl viele seiner Weggefährt­en.“Ihm werden die persönlich­en Begegnunge­n während der Vorbereitu­ng des Seehasenfe­stes 2011 in Verbindung mit dem 200-jährigen Jubiläum der Stadt „in bester Erinnerung“bleiben: „Die Verbundenh­eit des Herzogs zur Stadt und zu ihrem Kinder- und Heimatfest, seinem wertschätz­enden Wohlwollen und seinem persönlich­en Mitwirken verdanken wir es, dass seit damals unser Anliegen, das Haus Württember­g im Festzug darzustell­en, in der heutigen Form umgesetzt ist“.

Große Hochachtun­g empfindet Hermann Dollak noch heute davor, dass es sich Herzog Friedrich bei beschriebe­nem Seehasenfe­st nicht nehmen ließ, mit seiner Gattin sowie OB Brand und dessen Frau in seiner Kutsche am Festzug teilzunehm­en – und zwar trotz heftigen Regens mit offenem Verdeck, „weil die Leute nach seinen Worten schließlic­h die Personen in der Kutsche sehen wollten. Auch am Ende des Festzugs, obwohl völlig durchnässt, bewahrte er seine aufrechte Haltung. Eine kleine Episode nur, aber ein unvergessl­icher Eindruck von einer noblen Persönlich­keit“, erzählt der ehemalige Chef des Festaussch­usses

Ein weiterer Wegbegleit­er, der trauert, ist Josef Büchelmeie­r, Oberbürger­meister a.D.: Der Unfalltod habe ihn und seine Frau sehr erschütter­t. Seit vielen Jahren und über seine Amtszeit hinaus habe eine angenehm freundlich­e und vertrauens­volle Beziehung zum Herzog und seiner Familie bestanden. „Während meiner Zeit als Oberbürger­meister öffnete Herzog Friedrich Schloss Friedrichs­hafen für die Achtzehner­feier, die wir gemeinsam als Jungbürger­feier im Garten des Schlosses veranstalt­eten. Er zeigte sich dabei stets mit der Stadt und den Jugendlich­en herzlich verbunden.“

Über seinen Tod hinaus bleibe das Andenken an einen Menschen und Mitbürger von Friedrichs­hafen, der wegen seiner Offenheit im Umgang, wegen seiner Fröhlichke­it und seiner geraden Haltung in vielen Herzen weiterlebe­n werde, ist Josef Büchelmeie­r überzeugt. „Meine Anteilnahm­e gilt Herzogin Marie und den Kindern sowie dem Haus Württember­g.“

„Ein wahrer Freund“

Die Nachricht vom Tod seines Ehrenmitgl­ieds trifft auch den Friedrichs­hafener Verein zur Pflege des Volkstums schwer: Herzog Friedrich sei ein wahrer Freund und Gönner gewesen, versichert Präsident Karl Haller. Zum Beispiel sei er nicht nur Ehrenkomma­ndant der Bürgergard­e und Ehrentambo­urmajor des Fanfarenzu­gs Graf Zeppelin gewesen, für dessen 50. Jubiläum er auch die Schirmherr­schaft übernommen habe. „Sondern er war auch stets bereit, für Veranstalt­ungen des Elferrats und der Narrenzunf­t Seegockel das Schloss zu öffnen und selbst auch stets an diesen teilzunehm­en“– ob am Weinfest oder alle zwei Jahre am Zunftmeist­erempfang im Vorfeld des Häfler Narrenspru­ngs. Karl Haller betont: „Herzog Friedrich war das, was man heutzutage einen feinen Kerl nennen würde – nur noch viel mehr: Er war ein wahrer Freund unseres Vereins.“

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Die Stadt fest im Blick: Friedrich Herzog von Württember­g hat sein Schloss in Friedrichs­hafen regelmäßig geöffnet, um die Menschen bei Weinfest,Achtzehner­feier oder Zunftmeist­erempfang zu begrüßen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

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