Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ortschaftsrat schafft Regelgruppe ab
Klufterner Gremium ist der Meinung, dass Erhalt nicht mehr Bedarf der Eltern entspreche
KLUFTERN - Der Ortschaftsrat Kluftern hat in seiner Sitzung am Dienstag einstimmig dafür gestimmt, die zweite Regelgruppe in Kluftern abzuschaffen. Der Erhalt der zweiten Regelgruppe entspreche nicht mehr dem Bedarf der Mehrheit der Eltern, was eine Umfrage verdeutlicht hatte. In Efrizweiler wird mit Hinblick auf das Gesamtbetreuungskonzept eine der beiden Regelgruppen in eine Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten umgestellt. Das hat das Gremium ebenfalls einstimming beschlossen.
Zur Sitzung im Rathaus Kluftern hatten sich viele Eltern eingefunden, um sich in der Einwohnerfragestunde noch einmal für den Erhalt einer Regelgruppe im Kindergarten Kluftern stark zu machen. Im Vorfeld hatte sich der Elternbeirat mit gesammelten Unterschriften, Briefen und Gesprächen an die Verantwortlichen von Ort und Stadt gewandt, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen und ihr Vorhaben durchzusetzten. Der Wegfall der Regelgruppe im Kindergarten Kluftern würde für viele Eltern, mit dem Wunsch nach einem Regelplatz bedeuten, ihr Kind in Efrizweiler anzumelden.
Dieser Kindergarten platzt jedoch bereits aus allen Nähten und für viele Eltern ist der Weg nach Efrizweiler keine Option, haben sich einige Familien aufgrund der guten Infrastruktur bewusst für Kluftern als Wohnort entschieden und dies beinhaltet für sie auch ein fußläufig erreichbarer Kindergarten.
Höhere Geburtenrate
Doch die Strecke nach Efrizweiler führt an einer viel befahrenen Hauptstraße entlang und dies ist den Eltern ein Dorn im Auge. Der Ortschaftsrat hält den Weg zwar nicht für optimal, aber dennoch für durchaus zumutbar und soll in Zukunft durch drei weitere zusätzliche Querungshilfen abgesichert werden. Ortsvorsteher Michael Nachbaur gab zu bedenken, dass auch die Lippacher Familien eine gewisse Fahrtwegstrecke zurücklegen müssten. Der ausgesprochene Wunsch einer Mutter nach flexiblen Abholzeiten wurde auch von den beiden anwesenden Kindergartenleiterinnen für nicht gut empfunden. Dadurch entstehen Störungen im organisatorischen und pädagogischen Ablauf.
Auch wenn die Zeit mit der eigenen Familie erste Priorität hat, brauchen gerade kleinere Kinder in ihrem Alltag feste Zeiten und klare Strukturen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt sich anderen Maßstäben und die Betreuungsformen der Ganztagsbetreuung(GT) und verlängerten Öffnungszeiten (VÖ) richten sich nach den Bedürfnissen der Mehrheit der Familien. Die bestätigte auch Stefan Dunkenberger, Abteilungsleiter Kindertageseinrichtungen vom Amt für Bildung, Familie und Sport der Stadt Friedrichshafen. Mit einer höheren Geburtenrate von 623 Geburten im Jahr 2017/18 im Gegensatz zum Jahr 2013/14 mit 513 Geburten und der Tatsache, dass Friedrichshafen und Kluftern als Zuzugsgebiet gelten, entsteht ein erhöhter Handlungsbedarf im Bereich der Entwicklung der Betreuungsplätze. Insgesamt stehen der Stadt 2628 Plätze für die U3 (unter Dreijährigen) und Ü3 (über Dreijährigen) zur Verfügung.
Dies sind somit 203 Plätze mehr als im Vorjahr. Kluftern und Efrizweiler hat eine bestehende Versorgungsquote von 108 Prozent und laut den Prognosen wird diese mit einer starken Steigung auf 137 Prozent anwachsen. Die Versorgungsquote beschreibt die vorhandenen Plätze im Verhältnis zur Gesamtzahl der Kinder Kluftern und Efrizweiler. Um den wachsenden Kinderzahlen gerecht zu werden, wird die Planung des Waldkindergartens mit zwei Gruppen forciert.
Prozess sei nicht abgeschlossen
Die Bauwagen sind bestellt und werden im Juli erwartet, ebenso steht das Personal bereits in den Startlöchern. Das Landratsamt und die Forstbehörde haben bereits zugestimmt. 28 weitere Plätze mit der Betreuungsform der verlängerten Öffnungszeiten stehen somit zur Verfügung. Zudem ist ein dreigruppiger Kindergarten mit Krippe im Lachenäcker geplant.
Ebenso wird zum kommenden Kindergartenjahr in Kluftern eine weitere Gruppe in Betrieb genommen. Eine sechste Gruppe wird in Modulbauweise im Außenbereich des Kindergartens untergebracht werden. Auch hier wird die Betreuungsform der verlängerten Öffnungszeiten angeboten. Im Zuge der Bedarfsplanung für das Kindergartenjahr 2018/19 hatte sich gezeigt, dass die Idee einer Mischgruppe (RG/VÖ) im Außenbereich aus organisatorischer und pädagogischer Sicht nicht sinnvoll umzusetzen ist. Die Organisation und Planung dieser Mischform würde eine erhebliche Mehrbelastung des gesamten pädagogischen Personals bedeuten. Zudem gab Dunkenberger zu bedenken, die Anzahl der unterschiedlichen Betreuungsformen mit Bedacht zu wählen ,denn diese müssen im pädagogischen Gesamtkonzept auch umsetzbar sein.
Um eben genau diese vorhanden Qualität und die Organisation der künftigen sechsgruppigen Einrichtung halten zu können, wurde mit der Einrichtungsleitung vereinbart, die Regelgruppe ab dem kommenden Kindergartenjahr nicht mehr anzubieten. Die Kinder werden bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Kindergarten aber weiter als Regelgruppe geführt und betreut.
Für viele der anwesenden Eltern waren die einstimmig beschlossenen Anträge nicht zufriedenstellend, dennoch gab man von Seiten des Ortschaftsrates zu Bedenken, das man sich in einem Prozess befinde welcher nie abgeschlossen ist und man sich jedes Jahr neu am Bedarf orientiere.