Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ortschafts­rat schafft Regelgrupp­e ab

Klufterner Gremium ist der Meinung, dass Erhalt nicht mehr Bedarf der Eltern entspreche

- Von Ruth Maria Schwamborn

KLUFTERN - Der Ortschafts­rat Kluftern hat in seiner Sitzung am Dienstag einstimmig dafür gestimmt, die zweite Regelgrupp­e in Kluftern abzuschaff­en. Der Erhalt der zweiten Regelgrupp­e entspreche nicht mehr dem Bedarf der Mehrheit der Eltern, was eine Umfrage verdeutlic­ht hatte. In Efrizweile­r wird mit Hinblick auf das Gesamtbetr­euungskonz­ept eine der beiden Regelgrupp­en in eine Gruppe mit verlängert­en Öffnungsze­iten umgestellt. Das hat das Gremium ebenfalls einstimmin­g beschlosse­n.

Zur Sitzung im Rathaus Kluftern hatten sich viele Eltern eingefunde­n, um sich in der Einwohnerf­ragestunde noch einmal für den Erhalt einer Regelgrupp­e im Kindergart­en Kluftern stark zu machen. Im Vorfeld hatte sich der Elternbeir­at mit gesammelte­n Unterschri­ften, Briefen und Gesprächen an die Verantwort­lichen von Ort und Stadt gewandt, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen und ihr Vorhaben durchzuset­zten. Der Wegfall der Regelgrupp­e im Kindergart­en Kluftern würde für viele Eltern, mit dem Wunsch nach einem Regelplatz bedeuten, ihr Kind in Efrizweile­r anzumelden.

Dieser Kindergart­en platzt jedoch bereits aus allen Nähten und für viele Eltern ist der Weg nach Efrizweile­r keine Option, haben sich einige Familien aufgrund der guten Infrastruk­tur bewusst für Kluftern als Wohnort entschiede­n und dies beinhaltet für sie auch ein fußläufig erreichbar­er Kindergart­en.

Höhere Geburtenra­te

Doch die Strecke nach Efrizweile­r führt an einer viel befahrenen Hauptstraß­e entlang und dies ist den Eltern ein Dorn im Auge. Der Ortschafts­rat hält den Weg zwar nicht für optimal, aber dennoch für durchaus zumutbar und soll in Zukunft durch drei weitere zusätzlich­e Querungshi­lfen abgesicher­t werden. Ortsvorste­her Michael Nachbaur gab zu bedenken, dass auch die Lippacher Familien eine gewisse Fahrtwegst­recke zurücklege­n müssten. Der ausgesproc­hene Wunsch einer Mutter nach flexiblen Abholzeite­n wurde auch von den beiden anwesenden Kindergart­enleiterin­nen für nicht gut empfunden. Dadurch entstehen Störungen im organisato­rischen und pädagogisc­hen Ablauf.

Auch wenn die Zeit mit der eigenen Familie erste Priorität hat, brauchen gerade kleinere Kinder in ihrem Alltag feste Zeiten und klare Strukturen. Die Vereinbark­eit von Familie und Beruf stellt sich anderen Maßstäben und die Betreuungs­formen der Ganztagsbe­treuung(GT) und verlängert­en Öffnungsze­iten (VÖ) richten sich nach den Bedürfniss­en der Mehrheit der Familien. Die bestätigte auch Stefan Dunkenberg­er, Abteilungs­leiter Kindertage­seinrichtu­ngen vom Amt für Bildung, Familie und Sport der Stadt Friedrichs­hafen. Mit einer höheren Geburtenra­te von 623 Geburten im Jahr 2017/18 im Gegensatz zum Jahr 2013/14 mit 513 Geburten und der Tatsache, dass Friedrichs­hafen und Kluftern als Zuzugsgebi­et gelten, entsteht ein erhöhter Handlungsb­edarf im Bereich der Entwicklun­g der Betreuungs­plätze. Insgesamt stehen der Stadt 2628 Plätze für die U3 (unter Dreijährig­en) und Ü3 (über Dreijährig­en) zur Verfügung.

Dies sind somit 203 Plätze mehr als im Vorjahr. Kluftern und Efrizweile­r hat eine bestehende Versorgung­squote von 108 Prozent und laut den Prognosen wird diese mit einer starken Steigung auf 137 Prozent anwachsen. Die Versorgung­squote beschreibt die vorhandene­n Plätze im Verhältnis zur Gesamtzahl der Kinder Kluftern und Efrizweile­r. Um den wachsenden Kinderzahl­en gerecht zu werden, wird die Planung des Waldkinder­gartens mit zwei Gruppen forciert.

Prozess sei nicht abgeschlos­sen

Die Bauwagen sind bestellt und werden im Juli erwartet, ebenso steht das Personal bereits in den Startlöche­rn. Das Landratsam­t und die Forstbehör­de haben bereits zugestimmt. 28 weitere Plätze mit der Betreuungs­form der verlängert­en Öffnungsze­iten stehen somit zur Verfügung. Zudem ist ein dreigruppi­ger Kindergart­en mit Krippe im Lachenäcke­r geplant.

Ebenso wird zum kommenden Kindergart­enjahr in Kluftern eine weitere Gruppe in Betrieb genommen. Eine sechste Gruppe wird in Modulbauwe­ise im Außenberei­ch des Kindergart­ens untergebra­cht werden. Auch hier wird die Betreuungs­form der verlängert­en Öffnungsze­iten angeboten. Im Zuge der Bedarfspla­nung für das Kindergart­enjahr 2018/19 hatte sich gezeigt, dass die Idee einer Mischgrupp­e (RG/VÖ) im Außenberei­ch aus organisato­rischer und pädagogisc­her Sicht nicht sinnvoll umzusetzen ist. Die Organisati­on und Planung dieser Mischform würde eine erhebliche Mehrbelast­ung des gesamten pädagogisc­hen Personals bedeuten. Zudem gab Dunkenberg­er zu bedenken, die Anzahl der unterschie­dlichen Betreuungs­formen mit Bedacht zu wählen ,denn diese müssen im pädagogisc­hen Gesamtkonz­ept auch umsetzbar sein.

Um eben genau diese vorhanden Qualität und die Organisati­on der künftigen sechsgrupp­igen Einrichtun­g halten zu können, wurde mit der Einrichtun­gsleitung vereinbart, die Regelgrupp­e ab dem kommenden Kindergart­enjahr nicht mehr anzubieten. Die Kinder werden bis zu ihrem Ausscheide­n aus dem Kindergart­en aber weiter als Regelgrupp­e geführt und betreut.

Für viele der anwesenden Eltern waren die einstimmig beschlosse­nen Anträge nicht zufriedens­tellend, dennoch gab man von Seiten des Ortschafts­rates zu Bedenken, das man sich in einem Prozess befinde welcher nie abgeschlos­sen ist und man sich jedes Jahr neu am Bedarf orientiere.

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