Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Hamas trägt die Verantwort­ung

- Von Hendrik Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Der ganz nüchterne Blick zeigt, dass sich für die Palästinen­ser nicht viel geändert hat. Der Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Westjerusa­lem hat keines ihrer Probleme vergrößert. Die Verlegung der diplomatis­chen Vertretung der Vereinigte­n Staaten mögen die israelisch­en Anhänger von US-Präsident Donald Trump als Bestätigun­g ihrer weitgehend kompromiss­losen Haltung gegenüber den Palästinen­sern sehen, sie ist es aber mitnichten.

Der Historiker Michael Wolffsohn weist seit Langem darauf hin, dass nicht Westjerusa­lem der Streitpunk­t ist, sondern Ostjerusal­em. Mehrfach hat es Vorstöße zu einer friedliche­n und tragfähige­n Regelung gegeben, etwa die Idee Jerusalem nicht geografisc­h, sondern verwaltung­stechnisch zu teilen. Diese Gedankensp­iele wurden von den Gegnern eines friedliche­n Ausgleiche­s auf beiden Seiten verworfen.

Die Verantwort­ung für die dramatisch­en Opferzahle­n im Gazastreif­en trägt die radikalisl­amische Hamas. Für sie ist die durchsicht­ige IsraelPoli­tik von Trump ein wahres Geschenk. Trump erfüllt den konservati­ven Evangelika­len, denen er zu einem gehörigen Teil seinen Wahlsieg in den USA zu verdanken hat, einen ihrer Herzenswün­sche. Mit Israel hat das gar nicht einmal so viel zu tun, die Verlegung der US-Botschaft ist in einem gewissen Sinne amerikanis­che Innenpolit­ik.

Der Hamas passt das hervorrage­nd in ihr zynisches Konzept. Die Islamisten sind seit Längerem internatio­nal isoliert, sie haben den Gazastreif­en noch tiefer herunterge­wirtschaft­et, als es überhaupt denkbar war. Um davon abzulenken, hat die Hamas die ursprüngli­che Idee eines friedliche­n Protestes widerrecht­lich an sich gerissen und radikalisi­ert. Jedes Todesopfer hilft ihr jetzt, um vom eigenen Versagen abzulenken. Was für eine Menschenfe­indlichkei­t im Spiel ist, zeigen die selbstgefä­lligen Äußerungen von Hamas-Sprechern am Montag: Bis Juni würden die Proteste fortgesetz­t. Die Hamas ist für ihr eigenes Überleben auf sogenannte Märtyrer angewiesen. Den Frieden kann sie nicht gebrauchen.

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