Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Das Recht der Angsthasen

- Von Sebastian Heinrich

Das bayerische Polizeiauf­gabengeset­z (PAG), das der Landtag am Dienstag absegnet, ist ein katastroph­ales Gesetz. Das PAG ist Ausdruck einer Politik, der als Antwort auf die Angst der Bürger nur die harte Hand der Polizei einfällt. Diese Art der Politik ist Gift für die Demokratie.

Dass viele Menschen in Deutschlan­d Angst haben, liegt an Verunsiche­rung. Die kommt daher, dass sich gerade sehr viel sehr schnell ändert: Globalisie­rung und Digitalisi­erung krempeln Arbeitsmar­kt wie Alltag um. Die Ankunft Hunderttau­sender Flüchtling­e verändert das Land. Wenn Bürger Angst haben, dann sind kluge Regierende besonders wichtig: Politiker, die ausgewogen­e Lösungen erarbeiten. Die Bayerische Staatsregi­erung macht es sich viel einfacher. Sie sagt, mehr Härte bringe mehr Sicherheit. Und Sicherheit sei mehr wert als alles. Der ehemalige CSU-Innenminis­ter Hans-Peter Friedrich hat Sicherheit einmal als „Supergrund­recht“bezeichnet. Was für ein Quatsch.

In einer Demokratie haben die Bürger ein Recht auf Schutz durch den Staat – vor Verbrechen und Gewalt. Aber sie haben auch ein Recht auf Schutz vor dem Staat – auf Privatsphä­re, auf unbehellig­tes friedliche­s Demonstrie­ren. Wer an die Spitze des Staates gewählt wird, der hat die Aufgabe, diese Grundrecht­e im Gleichgewi­cht zu halten.

Die Bayerische Staatsregi­erung aber lässt sich von der Angst treiben: von der Angst der Bürger und der eigenen Angst vor dem Machtverlu­st, es sind ja Landtagswa­hlen im Oktober. Wer so regiert, ist kein guter Demokrat. Sondern ein Angsthase.

s.heinrich@schwaebisc­he.de

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