Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Stiefvater nennt finanziell­e Motive

Missbrauch­sprozess in Freiburg: Soldat bestreitet weitere Taten

- Von Jürgen Ruf

FREIBURG (dpa) - Der Stiefvater des zigfach sexuell missbrauch­ten Jungen aus der Nähe von Freiburg hat das Kind nach eigenen Worten aus sexuellen und finanziell­en Gründen anderen Peinigern überlassen. Er habe den heute Neunjährig­en zudem mehr als zwei Jahre lang mehrfach selbst sexuell missbrauch­t, sagte der 39-Jährige am Montag vor dem Freiburger Landgerich­t.

Von den Männern, denen er den Jungen im Internet angeboten und für Vergewalti­gungen überlassen habe, habe er Geld kassiert. Beteiligt gewesen sei daran die heute 48 Jahre alte Mutter des Opfers, mit der er eine Beziehung hatte. Auch sie habe ihr Kind missbrauch­t und den Jungen zur Verfügung gestellt. Bereits in einem ersten Prozess vor einem Monat in Freiburg hatte der Mann die Taten gestanden, nun nannte er erstmals nähere Details und machte Angaben zu seinem Motiv. Die Mutter des Kindes sei ihm „hörig“gewesen, so habe er ungehinder­t handeln können. Nach seiner Festnahme habe er sich entschiede­n zu kooperiere­n. Er habe alle Täter genannt.

In dem Prozess am Montag trat der Mann, der wegen schweren Kindesmiss­brauchs vorbestraf­t ist, als Zeuge auf. Angeklagt ist ein 50 Jahre alter Soldat der Bundeswehr. Dieser gestand, sich an dem aus Staufen bei Freiburg stammenden Jungen zweimal vergangen zu haben. Beteiligt an den sexuellen Übergriffe­n waren laut Anklage die Mutter des Kindes und der Stiefvater. Alle drei mutmaßlich­en Täter sind Deutsche. Wann es ein Urteil gibt, steht noch nicht fest. Die Mutter des Jungen, die ebenfalls aussagen sollte, machte von ihrem Recht Gebrauch zu schweigen, wie der Vorsitzend­e Richter Stefan Bürgelin sagte. Insgesamt gibt es acht Verdächtig­e, jeder ist einzeln angeklagt. Der Prozess gegen die Mutter des Kindes und deren Lebensgefä­hrten beginnt am 11. Juni in Freiburg. Sie stehen gemeinsam vor Gericht und gelten Justizanga­ben zufolge als Hauptbesch­uldigte.

Schwerwieg­endster Fall

Die Männer, die sich an dem Jungen ebenfalls vergangen haben sollen, müssen sich jeweils einzeln vor Gericht verantwort­en. Einer von ihnen, ein 41 Jahre alter Deutscher, wurde bereits im April zu zehn Jahren Haft und Sicherungs­verwahrung verurteilt. Ein 37 Jahre alter Schweizer steht vom 6. Juni an wegen mehrfacher schwerer Vergewalti­gung des Jungen aus Staufen vor dem Landgerich­t Freiburg. Außerdem wird ihm schwerer sexueller Missbrauch des Kindes vorgeworfe­n. Es sind vier Verhandlun­gstage geplant.

Nach Angaben des Landeskrim­inalamtes Baden-Württember­g ist es der schwerwieg­endste Fall des sexuellen Missbrauch­s von Kindern, den die Polizei im Südwesten bislang bearbeitet hat.

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