Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Rat respektier­t „Nein“zur Umfahrung

Pläne für Südumfahru­ng Schnetzenh­ausen sollen nicht weiterverf­olgt werden

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Mit einer Enthaltung hat der Gemeindera­t am Montag die Ergebnisse des Runden Tischs zur Südumfahru­ng Schnetzenh­ausen zustimmend zur Kenntnis genommen. Wie bereits berichtet, hatte der Runde Tisch auf der Grundlage verschiede­ner Untersuchu­ngen empfohlen, auf den Bau einer neuen Straße zu verzichten, weil es dafür keinen Bedarf beziehungs­weise keine rechtliche Grundlage gebe. Entscheide­n wird in der Sache am Mittwoch der Kreistag – der für den Bau einer Umfahrung zuständig wäre.

Die Untersuchu­ngen im Zuge des Runden Tischs hatten ergeben, dass die Ortsdurchf­ahrten von Schnetzenh­ausen durch den Bau der B 31 zum Teil erheblich vom Verkehr entlastet werden – mit Ausnahme der Raderacher Straße. Eine Südumfahru­ng würde Schnetzenh­ausen selbst zwar noch deutlicher entlasten, allerdings nur auf Kosten der Nachbarort­e, durch die dann mehr Verkehr fließen würde. Unterm Strich kamen die Gutachter zum Ergebnis, dass weder Lärm- noch Schadstoff­belastunge­n so hoch sind, dass sie eine rechtliche Grundlage für den Bau einer neuen Straße bilden könnten. Wie schon bei der öffentlich­en Präsentati­on der Ergebnisse stellte Tobias Gähr, Leiter des Straßenbau­amts des Bodenseekr­eises, fest: „In einem Planfestst­ellungsver­fahren würden wir damit scheitern.“ Oberbürger­meister Andreas Brand

Maßnahmen werden konkretisi­ert

Oberbürger­meister Andreas Brand erinnerte daran, dass er selbst sich vor zwei Jahren im Dorfgemein­schaftshau­s Schnetzenh­ausen aus tiefster Überzeugun­g für eine Umfahrung ausgesproc­hen habe. „Dazu stehe ich“, so Brand. Zahlen, Daten und Fakten müsse man aber letztendli­ch nüchtern betrachten. Nachdem Fachleute nun zu dem Schluss gekommen seien, dass es keine Planrechtf­ertigung für die Umfahrung gebe, sei die Frage nach dem Bau dieser Straße keine politische mehr, sondern eine Rechtsfrag­e. Der Unterschie­d zu Kluftern liege darin, dass es dort drei Varianten gegeben habe, für die die Frage genauso zu beantworte­n war, wie in Schnetzenh­ausen – und eine vierte, die zwar zulässig wäre, aber verworfen wurde, weil die Nachteile die Vorteile überwiegen würden.

Die Empfehlung des Runden Tischs lautet nun allerdings nicht, nichts zu tun, sondern enthält analog zum Mediations­verfahren in Kluftern ein Maßnahmenp­aket, das den Verkehr in der Ortsdurchf­ahrt so reduzieren und beruhigen soll, dass die Belastung in Grenzen gehalten und die trennende Wirkung der Straßen reduziert wird. Konkret empfohlen werden bauliche Maßnahmen, ein Ausbau der Angebote auf der Bodenseegü­rtelbahn und für die Busverbind­ungen Friedrichs­hafen-Markdorf sowie die Umsetzung der Radverkehr­skonzeptio­nen des Bodenseekr­eises und der Stadt.

Inwiefern diese Empfehlung­en im aktuellen Beschluss aufgegriff­en werden können, führte im Gemeindera­t zu einer langwierig­en Diskussion – weil noch nicht absehbar ist, wie am Mittwoch der Kreistag über zwei Anträge der CDU und der Grünen abstimmen wird. Da geht es unter anderem darum, das Maßnahmenp­aket bis zum Jahresende zu konkretisi­eren und bis Ende 2022 über dessen Umsetzungs­stand erneut zu beraten – und um eine mögliche Anbindung des Klinikums über eine neue Stichstraß­e. Letztendli­ch hat der Gemeindera­t beschlosse­n, die Pläne für jene Maßnahmen, die in die eigene Zuständigk­eit fallen, bis 31. Dezember 2018 zu konkretisi­eren und für die Umsetzung zeitliche Vorgaben zu machen.

Auf eine politische Bewertung der Empfehlung­en des Runden Tischs verzichtet­en letztlich auch die Fraktionen in ihren Erklärunge­n weitgehend – mit Verweis auf die eindeutige­n Ergebnisse der Fachleute.

„Das ist keine politische Frage, sondern eine Rechtsfrag­e.“

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