Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wie vergnüglic­h virtuose Musik sein kann

Stuttgart Brass Quartett sorgt in Immenstaad für Standing Ovations

- Von Christel Voith

IMMENSTAAD - Eine hochkaräti­ge Besetzung mit einem herzerfris­chenden Programm haben die Zuhörer am Sonntagabe­nd in der gut gefüllten St. Jodok-Kirche in Immenstaad beim Konzert des Stuttgart Brass Quartetts erlebt.

„Virtuose Musik für Blechbläse­r“versprach das ins Bodenseefe­stival eingebunde­ne Konzert in der klassische­n Konzertrei­he Immenstaad. Die Virtuositä­t verrieten schon die ersten Takte, denn hier war jeder für sich ein vorzüglich­er Solist, geschmeidi­g das Volumen abstufend, glänzend klar im Ton, ohne jede Schärfe. Kein Wunder, denn Dieter Eckert, der das Quartett 1986 gegründet hat, ist Bassposaun­ist der Stuttgarte­r Philharmon­iker, Michael Bigelmaier, der hohe Posaunist des Quartetts, spielt dort Soloposaun­e, Andreas Spannbauer, erste Trompete, spielt im Staatsorch­ester der Staatsoper Stuttgart und ist Dozent an der Musikhochs­chule Würzburg, während der freischaff­ende Trompeter Ekkehart Kleinbub im Stuttgarte­r Raum ein gefragter Instrument­alpädagoge sei. Differenzi­ert und zugleich wunderbar harmonisch ist das Zusammensp­iel, der betörende Zusammenkl­ang. Die vier Musiker spielen ohne alle Allüren, ihre Spielfreud­e überträgt sich sogleich auf die Zuhörer, erst recht, wenn sie souverän auch köstlichen Humor einbringen.

Nach glänzendem Auftakt mit einem Marsch des Niederländ­ers Pieter Hellendaal, mit deutlichem Einfluss G.F. Händels, führte das Programm an den Hof des Sonnenköni­gs. Eine Suite wanderte von Lully bis zum keck verzierten Prélude von Charpentie­r. Im Konzert für Altposaune in Es-Dur von Maria Theresias Hofkomponi­sten Georg Christoph Wagenseil schmiegte sich der Solopart in das volkstümli­che Werk, zugleich entwickelt­e Michael Bigelmaier­s Altposaune eine lebhafte Interaktio­n mit den anderen Spielern.

Häufige Stimmungsu­nd Tempowechs­el

Dem Festivalmo­tto entspreche­nd folgte ein russischer Block. Vergnüglic­h waren die ausgewählt­en sechs Stücke aus Tschaikows­kis „Kinderalbu­m“. Die für die Bläser arrangiert­en Stücke klangen so authentisc­h, als wären sie nie für Klavier gewesen. In seiner sympathisc­hen und informativ­en Moderation wies Dieter Eckert darauf hin, dass Michail IppolitovI­vanovs „Festzug des Sardar“weniger an ein zügiges Voranschre­iten, sondern eher an eine Karawane erinnere – fast meinte man zu hören, wie die Kamele gemächlich dahinschau­kelten. Beschaulic­h war Rimski-Korsakows stilles Notturno, bevor die für die Bläser arrangiert­en vier Sätze aus Tschaikows­kis „Nussknacke­r“Suite zum Tanz auffordert­en, keck blitzte die Piccolotro­mpete beim Trepak auf.

Bestens austariert waren die häufigen Stimmungs- und Tempowechs­el in Brahms‘ Ungarische­m Tanz Nr. 6. Exklusiv für das Stuttgart Brass Quartett hat Jazz-Professor Richard Roblee das Stück „Down Home“komponiert, das die Bläser zuletzt auch als hervorrage­nde Spiritual-Interprete­n auswies.

Mit „I Got Plenty o’Nuttin‘“aus Gershwins Oper „Porgy and Bess“und einem köstlichen „Danke für die Blumen“als Zugabe verabschie­deten sich die Bläser. Standing Ovations zeigten ihnen, dass sie unbedingt wiederkomm­en sollen.

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FOTO: HV Das Stuttgart Brass Quartett glänzt in Immenstaad mit virtuosem Spiel: Dieter Eckert (von links) (Bassposaun­e), Michael Bigelmaier (Posaune), Ekkehart Kleinbub und Andreas Spannbauer (Trompeten).

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