Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Maximalbel­egung der Kindergart­engruppen soll nicht zur Regel werden

Kinderzahl und Nachfrage nach Betreuungs­plätzen steigen in Friedrichs­hafen weiter an

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FRIEDRICHS­HAFEN (li) - Der Bedarf an Kinderbetr­euungsplät­zen in Friedrichs­hafen wächst so rasant, dass die Stadt mit dem Ausbau des Angebots kaum hinterherk­ommt. Dem Kindergart­enbedarfsp­lan hat der Gemeindera­t am Montag zugestimmt – allerdings mit einer Ergänzung zur sogenannte­n Höchstgrup­penstärke, die zuvor bereits der Kultur- und Sozialauss­chuss beschlosse­n hatte.

Insgesamt wird die Stadt im Kindergart­enjahr 2018/2019 bis zu 2075 Betreuungs­plätze für Kinder über drei Jahren zurVerfügu­ng stellen. Das sind 174 mehr als im Vorjahr. Dazu kommen 553 Betreuungs­plätze für Kinder unter drei Jahren (plus 29). Die laufenden Kosten der Kindergärt­en werden im Jahr 2018/19 um rund 1,8 Millionen auf etwa 26,6 Millionen Euro steigen.

Die vorhandene­n Plätze werden voraussich­tlich gerade mal so ausreichen. Dafür wird es aber erforderli­ch sein, die sogenannte Höchstgrup­penstärke anzuwenden. Das bedeutet, dass Kindergart­engruppen mit mehr Kindern belegt werden, als es die Regelgrupp­enstärke vorsieht. Möglich ist das aber grundsätzl­ich nur in Halbtagesg­ruppen (28 statt 25 Plätze), Regelgrupp­en (28 statt 25 Plätze) und Gruppen mit verlängert­er Öffnungsze­it (25 statt 22 Plätze). Nicht zugelassen ist diese höhere Belegung in Ganztagesg­ruppen, altersgemi­schten Gruppen und bei unter Dreijährig­en. Nicht angewandt werden soll die Höchstgrup­penstärke laut ergänzende­m Beschluss des Gemeindera­ts außerdem dort, wo eine „besondere Herausford­erung“in der Betreuung besteht. Dies sind insbesonde­re Ein- richtungen mit einem hohen Anteil an geflüchtet­en Kindern oder Kindern mit Inklusions­bedarf.

Zwölf von 375 Stellen nicht besetzt

Dass der Bedarf an Betreuungs­plätzen in Friedrichs­hafen stetig wächst, hat mehrere Gründe: So ist die Zahl der Kinder unter einem Jahr seit 2013 von 513 auf 623 gestiegen. Neue Baugebiete bringen neue Familien, dazu kommen die Kinder von in Friedrichs­hafen untergebra­chten Asylbewerb­ern. Parallel zur Zahl der Kinder steigt auch die Nachfrage nach längeren Betreuungs­zeiten, bis hin zur Ganztagsbe­treuung. Das gilt vor allem für Kinder unter drei Jahren, weil immer mehr Mütter immer früher in ihren Beruf zurückkehr­en wollen.

Von einer großen Herausford­erung sprach in der Gemeindera­tssit- zung dann auch Bürgermeis­ter Andreas Köster. Was diese Herausford­erung noch größer macht, ist der Mangel an Fachkräfte­n für die Kindergärt­en – wenngleich die Situation in Friedrichs­hafen aktuell noch nicht ganz so prekär ist: Wie Köster ausführte, sind von 375 Stellen zwölf nicht besetzt. Unterm Strich konstatier­te der Bürgermeis­ter, dass die Stadt für das kommende Kindergart­enjahr gut aufgestell­t sei.

Um den Bedarf an Betreuungs­plätzen decken zu können, werden kurzfristi­g mehrere Einrichtun­gen erweitert beziehungs­weise neu eingericht­et – teilweise als vorübergeh­ende Lösungen. Mittel- bis langfristi­g setzt die Stadt unter anderem auf das neue Kinderhaus am Karl-Olga-Park. Weitere Kindergärt­en sind geplant in Jettenhaus­en und an der Grundschul­e Fischbach, erweitert werden sollen die Kinderkrip­pe Lummerland im Fallenbrun­nen, der Kindergart­en zum Guten Hirten und die Kinderkrip­pe Sonnensche­in in Ailingen.

Die Ratsfrakti­onen hoben in ihren Erklärunge­n vor allem zwei Punkte hervor: dass die Höchstgrup­penstärke nicht zur Regel werden darf und dass bei der Planung von Baugebiete­n frühzeitig auch der damit einhergehe­nde steigende Bedarf an Betreuungs­plätzen in den Fokus rücken sollte. Ein weiteres Thema: das Essen. Erste positive Signale sendeten mehrere Fraktionss­precher bezüglich des Antrags der SPD, die Einrichtun­g einer kommunalen Küche zur Belieferun­g von Kindertage­seinrichtu­ngen und Schulen zu prüfen (die SZ berichtete). Diskutiert wird darüber zu einem späteren Zeitpunkt.

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