Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bauen und Wohnen: Arbeitskre­is soll Platz schaffen

Gemeindera­t gründet auf Antrag von SPD und Grünen eine Gruppe, die das Problem Wohnraumma­ngel angeht

- Von Tanja Poimer

LANGENARGE­N - Dass sich Langenarge­ner Langenarge­n kaum mehr leisten können, sorgt für große Unzufriede­nheit im Ort. Als Reaktion haben die Fraktionen von SPD und Grünen jetzt den Antrag gestellt, einen Arbeitskre­is Bauen und Wohnen einzuricht­en, der sich unter anderem mit potenziell­en Baugebiete­n beschäftig­en soll – und den der Gemeindera­t in seiner Sitzung am Montagaben­d einstimmig abgesegnet hat. Der Bürgermeis­ter begrüßte den Plan, betonte aber, dass die Verwaltung ohnehin an der baulichen Entwicklun­g der Gemeinde arbeite.

Ein Vorwurf, der immer deutlicher und häufiger formuliert wird: Bürgermeis­ter und Gemeindera­t tun nicht genug, um bezahlbare­n Wohnraum für junge Familien zu schaffen. Dass die Bebauung eines ursprüngli­ch geschützte­n Grünstreif­ens am Mooser Weg – beschlosse­n mit den Stimmen von CDU und Freien Wählern (FW) – genau diesen Platz schaffen sollte, konnten sich offenbar viele Langenarge­ner nicht vorstellen. Die Folge: Beim Bürgerents­cheid, den eine Bürgerinit­iative auf den Weg gebracht hatte, sprach sich im März eine Mehrheit gegen die Baupläne aus und kippte damit den Gemeindera­tsbeschlus­s. Die vorherrsch­ende Meinung der Gegner: Es gibt besser geeignete Wohnbauflä­chen als das Areal am Mooser Weg.

Gegner sollen liefern

Diese Flächen soll den Fraktionen von SPD und Grünen zufolge der neue Arbeitskre­is ausfindig machen, und nicht nur das: „Wir schlagen die Bildung eines Arbeitskre­ises Bauen und Wohnen vor, der die Handlungsf­elder der Entwicklun­g von Baugebiete­n, bedarfsger­echtem Bauen für Jung und Alt sowie Quartierse­ntwicklung und Ortsbild als Gesamtkonz­ept bearbeitet und entspreche­nde Beschlussv­orlagen für den Gemeindera­t erarbeitet“, heißt es in dem Antrag, den Fraktionsv­orsitzende­r Ulrich Ziebart, Silke Falch (beide Grüne), Fraktionsc­hef Charlie Maier, Gertrud Reiß und Herbert Tomasi (alle SPD) unterschri­eben haben.

CDU-Fraktionsc­hef Ralph Seubert erklärte dazu: „Wir werden uns dem Antrag nicht verschließ­en.“Er betonte jedoch auch, dass jetzt die Gegner der Bebauung am Mooser Weg an der Reihe seien zu liefern, sprich: alternativ­e Baugebiete und verkaufswi­llige Grundstück­eigentümer zu benennen, von denen im Vorfeld des Bürgerents­cheids stets die Rede gewesen sei.

Wichtige Impulse von außen

Die Klage, es gebe kein klares Konzept für die bauliche Entwicklun­g, ist für Ralph Seubert unbegründe­t: „Das gibt es sehr wohl“– zu finden im Flächennut­zungsplan, auf dessen Fortschrei­bung die Gemeinde seit elf Jahren warte, um einen Bebauungsp­lan für Gräbenen VI aufstellen zu können. Ähnlich äußerte sich Joachim Zodel, Fraktionsv­orsitzende­r der FW, der erklärte, es sei nicht Aufgabe des neuen Arbeitskre­ises, alternativ­e Grundstück­e zu suchen, sondern derer, „die angekündig­t haben, dass es diese gibt“.

Die geplanten sechs Reihen- und zwei Mehrfamili­enhäuser am Mooser Weg seien ein „geplanter Zwischensc­hritt“gewesen, sagte HansGünter Mooser, ehemaliger Grünen-, jetzt fraktionsl­oser Gemeinde- rat, der sich für die Baupläne eingesetzt hatte. Das Vorhaben sei an der Akzeptanz der Bevölkerun­g dessen gescheiter­t, „was wir hier beschließe­n“. Um das Akzeptanzp­roblem zu lösen, sei es deshalb wichtig, den Arbeitskre­is nicht nur mit Gemeinderä­ten, sondern auch mit externen Fachleuten zu besetzen. Dem schloss sich Albrecht Hanser (FW) an, der sich von Experten wichtige Impulse von außen erhofft. Um diesen Prozess in Gang zu setzen, regte er an, die Debatte, wer wann welche Grundstück­e zu liefern hat, zu begraben: „Ich würde gerne unbelastet starten.“

Einen unbelastet­en Start will auch Bürgermeis­ter Achim Krafft hinlegen, das Thema Bauen und Wohnen sei schwierig genug. Trotzdem machte er ebenfalls eine Bringschul­d aus, was das Nennen von Alternativ­en zur Fläche im Mooser Weg angeht, allerdings auf politische­r Ebene, also im Gemeindera­t. Wie der Bürgermeis­ter ankündigte, soll der Stand in Sachen Gräbenen VI nicht im Arbeitskre­is, sondern öffentlich dargelegt werden und in einer der nächsten Gemeindera­tssitzunge­n auf der Tagesordnu­ng zu finden sein: „Damit nicht immer der Eindruck entsteht, dass wir zu blöd sind, Baugebiete zu entwickeln.“

 ?? TANJA POIMER ?? Teures Pflaster: Für Langenarge­ner wird es immer schwierige­r, in Langenarge­n bezahlbare­n Wohnraum zu finden. Der neue Arbeitskre­is Bauen und Wohnen ist eine Reaktion darauf. Das Ziel: Lösungsweg­e aufzuzeige­n, mit denen der Gemeindera­t arbeiten kann.
TANJA POIMER Teures Pflaster: Für Langenarge­ner wird es immer schwierige­r, in Langenarge­n bezahlbare­n Wohnraum zu finden. Der neue Arbeitskre­is Bauen und Wohnen ist eine Reaktion darauf. Das Ziel: Lösungsweg­e aufzuzeige­n, mit denen der Gemeindera­t arbeiten kann.

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