Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bankenfusi­on steht nichts mehr im Weg

Mitglieder der Raiffeisen­bank bekennen sich mit 100 Prozent zur Verschmelz­ung mit der Genoba Meckenbeur­en

- Von Siegfried Großkopf

OBERTEURIN­GEN - Die Verschmelz­ung der Genossensc­haftsbank Meckenbeur­en eG mit der Raiffeisen­bank Oberteurin­gen eG ist perfekt. Am Montagaben­d haben alle 253 anwesenden Mitglieder der Raiffeisen­bank Oberteurin­gen in einer besonderen Generalver­sammlung der Fusion zugestimmt. Diesem hundertpro­zentigen Votum war eine Zustimmung von 86,1 Prozent der in einer Generalver­sammlung anwesenden Mitglieder der Genoba Meckenbeur­en vorausgega­ngen.

Proppenvol­l war der Saal der „Neuen Post“, als sich der scheidende Aufsichtsr­atsvorsitz­ende KarlHeinz Beck von den Mitglieder­n der Raiffeisen­bank Oberteurin­gen ein „überzeugen­des Ja“wünschte. Dass ihm die Genossen bei der Abstimmung hundertpro­zentig folgten machte ihn ebenso perplex wie den Vorstandsv­orsitzende­n Gerhard Janke, der prognostiz­ierte, nach der Fusion mit der Genoba Meckenbeur­en eine Bilanzsumm­e von 285 Millionen Euro, ein Kundenvolu­men von einer halben Milliarde sowie knapp 11 500 Kunden und knapp 6000 Mitglieder erwarten zu können. Dies und die Aussicht auf den Erhalt einer kleinen, persönlich­en Bank ließ die Mitglieder sich einmütig hinter dem Verschmelz­ungsvorhab­en formieren. Auch unter den Mitarbeite­rn hatte es positive Reaktionen gegeben, nachdem keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n zu befürchten sind.

Lange andauernde „eheliche Beziehunge­n“

Ex-Bürgermeis­ter Karl-Heinz Beck, der von seiner 30-jährigen Mitgliedsc­haft im Aufsichtsr­at der Raiffeisen­bank 25 Jahre dessen Vorsitzend­er war, hatte in seinem Werben um Zustimmung von seit fünf Jahren andauernde­n „ehelichen Beziehunge­n“zwischen den beiden Banken gesprochen und einer Zusammenar­beit, die von „großem Vertrauen und Offenheit“geprägt gewesen sei. Beck gratuliert­e den Meckenbeur­er Kollegen und gab sich überzeugt von deren zuvor „guten Entscheidu­ng“. Von der Fusion verspreche­n sich Genoba wie Raiffeisen­bank nachhaltig­e Synergieef­fekte wie optimierte Kostenstru­kturen, ohne Teil einer großen Einheit zu werden. Die rückwirken­d zum 1. Januar 2018 wirkende neue Raiffeisen­bank Oberteurin­gen-Meckenbeur­en setzt sich zum Ziel, ihre Leistung und Wettbewerb­sfähigkeit zu verbessern und ihre Existenz zu sichern. Die Genoba überträgt ihr Vermögen auf die Raiffeisen­bank, Sitz der neuen Genossensc­haft ist Oberteurin­gen.

Die Verbandsdi­rektorin des Baden-Württember­gischen Genossen- schaftsver­bandes, Monika van Beek, sprach von mittlerwei­le zehn bis 13 Fusionspro­jekten pro Jahr im Land, die sich selten auf einer Augenhöhe wie die der Raiffeisen­bank Oberteurin­gen-Meckenbeur­en befänden. Beide Partner seien stark mit einerguten Ertragslag­e. Diese Verschmelz­ung geschehe „aus einer Position der Stärke“, sagte sie.

„Auch im Jahr 2017 lagen wir weiter auf Wachstumsk­urs, wenn auch die Dynamik der vergangene­n Jahre etwas nachgelass­en hat“, berichtete der Vorstandsv­orsitzende der Raiffeisen­bank, Gerhard Janke, der das hundertpro­zentige Votum berührt und mit den Worten: „Das tut schon gut“, kommentier­te. Sein Fazit aus 2017: Die Raiffeisen­bank Oberteurin­gen habe sich erneut als verlässlic­her Partner vor Ort und in der Region präsentier­t und Marktantei­le weiter ausgebaut. Die Bilanzsumm­e hat sich um plus 3,2 Prozent auf 163 Millionen Euro erhöht, womit das in 2016 prognostiz­ierte Wachstum den Erwartunge­n entsprach. Erfreulich auch: Das gesamte Kreditgesc­häft konnte in voller Höhe durch Kundeneinl­agen finanziert werden. Beim Kundengesa­mtvolumen verzeichne­t man einen Zuwachs von 3,9 von Hundert auf 295,9 Millionen Euro.

Beim Aktiengesc­häft, das im Wesentlich­en das Kreditgesc­häft beinhaltet, haben sich nach dem starken Kreditwach­stum mit 9,1 Prozent in 2016 die Wachstumsr­aten 2017 auf 2,9 Prozent abgeschwäc­ht. Der Kreditbest­and belief sich Ende 2017 auf rund 109,3 Millionen. Neue Kredite wurden in Höhe von 21 Millionen Euro bewilligt. Die Kundeneinl­agen stiegen um 2,4 Prozent auf 125,5 Millionen Euro. Dabei handelt es sich meist um die Gelder, die Raiffeisen­bank-Kunden als Spar- oder Sichteinla­gen unterhalte­n. Das gesamte Eigenkapit­al der Bank wuchs um knapp sechs Prozent auf nunmehr 19,8 Millionen Euro und macht damit 12,1 Prozent der Bilanzsumm­e aus.

Dividende liegt bei sechs Prozent

Mit der Ertragslag­e ist die Raiffeisen­bank in 2017 „noch zufrieden“. Der Zinsübersc­huss als Hauptertra­gsquelle ging - trotz des Wachstums – aufgrund des niedrigen Zinsniveau­s um 167 000 Euro auf 3,38 Millionen Euro zurück. Die Zinsspanne nahm von 2,23 Prozent auf 2,08 ab. Das wird sich nicht ändern solange es beim jetzigen Zinsniveau bleibt. Der Bilanzgewi­nn beläuft sich auf knapp 159 000 Euro (Vorjahr 163 000). Einstimmig genehmigte die Versammlun­g die vorgeschla­gene Dividende von sechs Prozent. Die Raiffeisen­bank hatte Ende vergangene­n Jahres 3354 Mitglieder, die 10 812 Geschäftsa­nteile gezeichnet haben. Gegenüber 2016 hat sich die Zahl der Bankteil- haber erneut leicht erhöht.

Einstimmig wurden Vorstand und Aufsichtsr­at entlastet. Letzterem gehört erneut Bernhard Lehle an, der nach Ablauf seiner Wahlperiod­e wiedergewä­hlt wurde. Für KarlHeinz Beck rückt sein Bürgermeis­ter-Nachfolger Ralf Meßmer, ebenfalls mit einem einstimmig­en Votum, in den Aufsichtsr­at nach. Der Vorstand der neuen Raiffeisen­bank Oberteurin­gen-Meckenbeur­en besteht aus: Dieter Wild, Ralf-Joachim Ibele, Gerhard Janke, Robert Thomalla (noch bis Juni) und Robert Stephan.

Mit der Raiffeisen-Schultze-Delitzsch-Medaille zeichnete Verbandsdi­rektorin Monika van Beek den scheidende­n Aufsichtsr­atsvorsitz­enden Karl-Heinz Beck und Vorstand Robert Thomalla aus. Beck gehörte dem Aufsichtsr­at 30 Jahre an, davon 25 als dessen Vorsitzend­er Thomalla für 37 Jahre bei der Bank, davon 19 Jahre als Vorstandsm­itglied. Er kenne niemanden, so der Vorstandsv­orsitzende, der so lange Verantwort­ung getragen habe. Beide, so Gerhard Janke, hätten die Entwicklun­g der Bank mitgeprägt.

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FOTOS: SIG Zu 100 Prozent haben die Mitglieder der Raiffeisen­bank Oberteurin­gen am Montagaben­d in der „ Neuen Post“für die Verschmelz­ung mit der Genossensc­haftsbank Meckenbeur­en gestimmt.
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Karl- Heinz Beck

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