Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ein Fest der Farben
Mitglieder der Malwerkstatt der Zieglerschen Wilhelmsdorf präsentieren ihre Ausstellung
MARKDORF - Eine etwas andere Ausstellung präsentiert der Kunstverein derzeit in der Stadtgalerie. Unter dem Titel „Tanzen auf einem anderen Stern“stellen Mitglieder der Malwerkstatt der Zieglerschen Wilhelmsdorf ihre Bilder und Skulpturen vor. Die Ausstellung ist bis zum 8. Juni zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen.
Outsider Art, Außenseiter Kunst, ist es eigentlich nicht, was die zehn Künstler aus Wilhelmsdorf vorstellen. Sie zeigen ihre ganz persönlichen Vorstellungen vom Leben, von dem was sie bewegt oder was sie in Bewegung setzen wollen. Sie gehen frei und unbefangen an die Themen heran, stellte Bürgermeister Georg Riedmann bei der Begrüßung fest. Der individuelle Gestaltungswille jedes Einzelnen werde sichtbar.
Für Bernhard Oßwald, den Vorsitzenden des Kunstvereins, ist die Ausstellung ein Fest der Farben, der unheimlichen Begegnungen. Bewundernswert sei die große Themenfülle der verschiedenen Werke. Seit 33 Jahren gibt es die Malwerkstatt in Wilhelmsdorf, berichtete Uwe Fischer, Geschäftsführer der Behindertenhilfe bei den Zieglerschen. Wilhelmsdorf sei ein Ort der gelebten Inklusion, Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten und leben dort miteinander. In der Malwerkstatt gebe es regelmäßige Malertreffen, die Menschen haben dort die Möglichkeit vielfältig zu arbeiten, gemeinsam oder individuell. Ausstellungen der Werke tragen zum positiven Bild der Zieglerschen bei, vermitteln eine authentische Sprache und etliche der Mitglieder haben bereits Förderpreise erhalten. Die Räume der Stadtgalerie seien besonders gut geeignet, die Werke kommen hier sehr gut zur Geltung, freute sich Fischer. Die Ansprachen wurden von Gunda Dzubiel in die Gebärdensprache übersetzt, sodass die anwesenden Künstler sie verfolgen konnten.
Der Autor Hanspeter Wieland interpretierte Bilder von Theresia Sauter, bei deren Bildern Könige und Kronen im Mittelpunkt stehen. Könige mag er besonders, stellte Wieland fest, sie können Wünsche äußern, die dann auch meist wahr werden. Sie müssten nicht viel tun, es erfülle sich alles wie von selbst. Könige sind Zauberer, wünschen heißt verwandeln, heißt verändern. In der Stadtgalerie sei Kunst von Menschen mit Einschränkungen zu sehen, die ihre ganz persönliche Vorstellung vom Leben zeigen, stellte Silke Leopold fest, sie ist Kunsttherapeutin und arbeitet in der Malwerkstatt. Sie hätten nie ein Kunststudium besucht, gingen deshalb ganz unbeeinflusst an Material und Farben heran. Für einige der Künstler sei der Prozess der Entstehung des Werkes beglückend, für an- dere erst das fertige Werk, in dem sie sich mit persönlichen, politischen, religiösen und menschlichen Themen auseinandersetzen. Bei den Taubstummen werde der Pinsel dabei zum Sprachrohr. Sie schaffen sich beim Arbeiten ihre eigene Welt.
Öffnungszeiten der Ausstellung: Dienstag, Mittwoch und Freitag von 15 bis 17 Uhr, Donnerstag und Samstag von 10 bis 13 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Eintritt frei.