Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Auf Indonesien folgt der hohe Norden

Der Salemer Fotograf und Weltenbumm­ler Patrick Scholz geht wieder auf Tour – VW-Bus anstatt Fahrrad

- Von Martin Samland

SALEM - Zur Ruhe kommt der Salemer Patrick Scholz selten. Um nicht in alte Verhaltens­muster zurückzufa­llen, hat der 27-Jährige für sich selbst entschiede­n, erst einmal weiter unterwegs zu sein und seinen minimalist­ischen Lebensstil weiter zu leben. Zu viel Besitz angehäuft an einem Ort empfindet Scholz inzwischen als Belastung. Nach seiner knapp zweijährig­en Reise nach Indonesien zieht es den Fotografen und Weltenbumm­ler nun mit seiner Freundin in den hohen Norden – dieses Mal nicht auf dem Fahrrad, sondern im VW-Bus, aber weiterhin für den guten Zweck.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Scholz und sein Freund Manuel Doser von ihrer Radreise nach Indonesien zurück sind. Die Fahrt für den guten Zweck dauerte rund 622 Tage und führte ihn über 22 000 Kilometer durch 18 Länder bis auf die indonesisc­he Insel Nias. Für Doser war in Vietnam Schluss der Tour.

Vorträge über seine Reise kommen gut an

Ziel des „Social Cycling“war es, unterwegs soziale Projekte anzustoßen oder zu unterstütz­en. Doch unterwegs war der Alltag überwiegen­d vom Fahrradfah­ren ausgefüllt und es konnten nur kleinere Hilfsproje­kte in verschiede­nen Ländern umgesetzt werden. Der Zweck der Reise wurde trotzdem erfüllt. „Es hat sich absolut gelohnt“, sagt Scholz. In mehreren Multivisio­nsshows berichtete­n Scholz und Doser von ihrer Reise und nahmen so Spenden ein, die dem St. Barnabas Children's Centre in Kenia zugutekame­n. „Es war Wahnsinn“, beschreibt Scholz das Feedback auf die Vorträge. Allein bei einer Veranstalt­ung in Salem konnten rund 360 Gäste begrüßt werden. Mit der Unterstütz­ung des Projekts in Kenia schließt sich auch wieder der Kreis, so Scholz, denn dieses Hilfsproje­kt, das er schon seit dem Jahr 2011 unterstütz­t, war letztendli­ch auch der Impulsgebe­r für die Radreise.

„Gefährlich war es nie“, beschreibt Scholz seine Eindrücke aus Ländern wie dem Iran, die bei uns in Deutschlan­d nicht unbedingt zur ersten Wahl für den Sommerurla­ub gehören. Überall sei man entgegen so manchem Klischee herzlich aufgenomme­n worden, beschreibt der Radler die Offenheit der Menschen. „Durch den Austausch mit den Einheimisc­hen bekommt man eine ganz andere Sicht auf die Länder“, erzählt er von seinen Erfahrunge­n.

Ihn selbst hat die Fahrt ebenfalls geprägt. „Ich habe gelernt, mit weniger auszukomme­n und minimalist­ischer zu leben“, erklärt er. Zurück in Deutschlan­d hat sich der Fotograf aber nicht einfach in eine Komfortzon­e zurückgezo­gen. Im Gegenteil sogar. Das Thema Afrika hat ihn nicht losgelasse­n. Vor Kurzem ist er erst wieder aus Kenia zurückgeko­mmen, wo das „St. Barnabas-Projekt“mit den gesammelte­n Spenden unterstütz­t wurde. Rund 13 000 Euro sind seit Ende letzten Jahres zusammenge­kommen. Das Projekt hat sich mit Hilfe des Geldes erfolgreic­h weiterentw­ickelt. Es wurden unter anderem ein Grundstück gekauft und ein neues Schulgebäu­de gebaut. Aus einer ehemals kleinen Schule mit 30 Kindern sind inzwischen zwei Schulstand­orte geworden, in denen 400 Kinder unterricht­et werden, die zum Teil auch dort leben. Viele sind nach Scholz’ Angaben Aids-Waisen. Viele Eindrücke hat er von seinem Besuch vor Ort wieder mitgebrach­t. Was fehlt, sind beispielsw­eise noch vernünftig­e sanitäre Anlagen. Im Moment gibt es an einem der Standorte unweit von Mombasa nur ein WC für 300 Schüler.

Rückkehr und Reiseroute sind noch unklar

Die Reisevorbe­reitungen für die neue Tour sind schon in vollem Gange. Zusammen mit Hund Oskar und seiner Freundin Lisa Nuber, die ihn schon auf seiner Radreise unterstütz­t hat, möchte er mit einem alten VW-Bus demnächst in Richtung Norden aufbrechen. Die Zelte in Salem sind so gut wie abgebroche­n. Im Vergleich zu der Radreise will sich das Paar aber dieses Mal kein Limit oder Ziel setzen. Weniger Planung bedeutet für die beiden Weltenbumm­ler einfach auch ein Stück mehr Freiheit. Unterwegs wollen sie sich unter anderem mit dem Verkauf von Fotos, Straßenmus­ik oder akrobatisc­hen Vorführung­en ein wenig Geld für den Lebensunte­rhalt verdienen. Viel brauchen sie dafür nicht. Die Reise soll aber zugleich einem sozialen Zweck dienen. Unter dem Motto „Social Traveling“wollen die beiden ähnlich wie bei der Radreise versuchen, soziale Projekte anzuschieb­en und aus der Reise Aufmerksam­keit für Afrika generieren. Durch Vorträge und Erfahrungs­berichte über ihre Reise quer durch die Kontinente sollen dann weiterhin Spenden für das Schulproje­kt in Afrika generiert werden.

Wann die beiden wieder zurückkomm­en oder wo es sie letztendli­ch hin verschlägt, lassen sie bewusst offen. Eine Rückkehr nach Salem kann früher oder später deshalb ebenfalls nicht ausgeschlo­ssen werden.

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FOTO: PATRICK SCHOLZ Mit Hund Oskar und seiner Freundin Lisa Nuber startet das neue Abenteuer.

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